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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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hast.«
    »Soll ich Schattenfürst Velon holen? Oder SchattengrafGadior?«
    »Mir ist an der Meinung eines Menschen gelegen.« Sie sah ihn an. »Eines Kriegers, der noch nicht vergessen hat, wie es ist, vom Tod bedroht zu sein.«
    Lange gingen sie schweigend, Treppen stiegen sie meist aufwärts. Bren fand die Brücken, Gänge und Räume verwirrend, umso mehr, als überall Feuer in der Luft hing.
    »Darf ich eine Frage stellen, Herrin?«
    »Was willst du wissen?«
    »Was taten die Chaque, bevor sie mich angriffen? Wofür wollen sie die Köpfe?«
    »Eigentlich nicht die Köpfe. Das Hirn reicht ihnen, um ihre Larven zu nähren. Du hast ihre Ammen gesehen. Jeder Chaque braucht Hirn um sich, wenn er schlüpft. Das von Rindern tut es auch, aber bei Menschen ist es besonders nahrhaft.«
    »Ein seltsames Volk.«
    »Ich habe es aus Albträumen geschaffen.«
    Sie erreichten einen Durchgang, der in Flammen stand. Es gab kein Holz, das hätte brennen können, nur Feuer in einer steinernen Türöffnung. Es prasselte wütend, als wollte es sich lösen und Bren verzehren.
    Lisanne flüsterte etwas.
    Das Feuer war fort, als wäre es niemals da gewesen.
    Der Raum war rund und durchmaß weniger als fünf Schritt. In seinem Zentrum erhob sich ein Eisenquader, groß wie ein Sarg. Eine Mulde war in seiner Oberseite ausgebuchtet. Ein Mann lag darin, angetan mit einem weißen Gewand aus feinstem Stoff. Es war so dünn, dass es die Formen seines Körpers verriet. Bren hatte genug Krieger gesehen, um in ihmseinesgleichen zu erkennen. Die Muskeln waren anders verteilt als bei einem Schmied oder einem Seefahrer. Dieser Mann war kräftig, vielleicht sogar kräftiger als Bren, und zugleich hatte er sich geschmeidig gehalten. Er wäre ein gefährlicher Gegner.
    Aber er schlief. Das sorgsam gestutzte, brünette Haar wirkte dunkel gegen die helle Haut. Die gerade Nase und die hohen Wangenknochen dagegen deuteten auf eine Herkunft aus südlichen Ländern hin, wo die Menschen bronzene Haut hatten. Die drei Edelsteine am Kragen seines Gewandes waren ein deutlicher Hinweis auf seine Heimat. Ein Diamant, ein Rubin, ein Saphir. Silber, Rot, Blau. Silion, Stygron, Vejata, die drei Monde.
    »Ilyjia«, flüsterte Bren. Dort hatte der Tempel der Mondmutter sein Zentrum.
    Hinter ihnen schossen die Flammen hoch und blockierten die Tür.
    Lisanne beachtete ihr Prasseln nicht. Sie nickte stummund ging zu einem Schwert, das ohne Scheide an der Wand hing. Seine Klinge leuchtete in warmem Orange. Sie strich zärtlich darüber. »Sein Blut regt sich noch. Nach all den langen Jahren.«
    »Mondsilber!«, rief Bren. »Die Berührung muss Euch Schmerz bereiten!«
    Sie lächelte bitter. »Das tut sie. Sehnsucht schmerzt immer, nicht wahr?«
    Bren blinzelte verwirrt. Der Schläfer war offensichtlich ein Mondschwert, ein Paladin, der sein Leben dem Kampf für die freie Menschheit und gegen die Osadroi verschworen hatte. Ein Feind. Was machte er hier? Warum duldete Lisanne ihn? Mit einem Wink hätte sie sich seiner entledigen können.
    Aber sie sah nicht so aus, als ob sie das gewünscht hätte.
    Im Gegenteil.
    »Ihr …« Bren schluckte. »Ihr liebt ihn.«
    »Ist das so leicht zu erkennen?«
    »Vergebt mir!« Er fiel auf die Knie. Die Wunde an seiner Seite brach wieder auf.
    »Es gibt nichts zu vergeben. Deine Beobachtungsgabe spricht für dich. Erhebe dich.«
    »Aber …« Zögernd stand Bren auf. »Er ist ein Mensch.«
    Der bittere Ausdruck auf Lisannes Gesicht ließ sein Herz zerfließen. »Ein Mensch, ja.« Sanft küsste sie die Lippen des Schläfers. »Beinahe schon im Nebelland angekommen. Doch nicht ganz. Er wollte mich töten, weißt du?«
    Bevor er begriff, was er tat, fasste Bren seinen Morgenstern. Es fiel ihm schwer, die Faust wieder zu lösen.
    »Ich habe ihn besiegt. Von seiner Lebenskraft genommen, als meine Ewigkeit zu enden drohte. Wir sind verbunden. Auf immer. Hier, wo die Wirklichkeiten verfließen, kann ich ihn manchmal berühren. Ganz vorsichtig nur, wie eine Schneeflocke. Aber es ist möglich. Und er spürt meine Gegenwart.«
    Dafür also bezahlen die Bewohner dieses Landes mit ihrem Leben, erkannte Bren. Für den Kontakt einer, deren warmes Leben seit Jahrtausenden nur noch Erinnerung ist, zu jemandem, der die greifbare Welt verlassen und das Nebelland beinahe schon betreten hat.
    »Doch ich kann ihn nicht zurückholen.« Sie ballte die Fäuste. »Diese Macht ist mir nicht gegeben.« Sie sah Bren an. »Ein SCHATTENKÖNIG mag es vollbringen

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