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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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nahm mir, was ich wollte! Merkt Euch das!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Für derlei habe ich keine Zeit. Wenn Ihr Euch nicht abbringen lassen wollt, dann kommtmit. Aber erwartet nicht, dass ich Rücksicht auf Euch nehmen werde. Ich mache es auf meine Art.«
    »Von mir aus. Ich werde mich zügeln, um Euch noch ein paar Gegner übrig zu lassen.«
    Er stutzte, dann musste er lachen. Sie stimmte ein.
    Die Chaque begegneten ihnen mit Gleichgültigkeit. Sie gingen vollständig in ihren Tätigkeiten auf, die vorwiegend mit der Reinigung aller Konstruktionen in der Feuerburg zu tun hatten. Auf dem Weg abwärts passierten sie auch eine Schmiede, in der einige Chaque, ebenfalls kleinere Vertreter ihres Volkes, die gezackten Säbel hämmerten. Ihre Esse war ein Beckenim Gestein, das weiß glühendes Magma enthielt, über dem die Luft flimmerte. Andere tauschten Wandteppiche in einer gebogenen Halle aus. Sie verrichteten die Arbeiten wie Schweigemönche.
    »Am besten versuchen wir gar nicht, ihnen auszuweichen«, schlug Kiretta vor. »So halten wir es auch, wenn wir eine Stadt auskundschaften. Wachen suchen nach Leuten, die etwas verbergen wollen. Ihr habt Lisannes Wappen auf dem Schild. Die Chaque wissen nichts von ihrer Feindschaft, also müssen sie annehmen, dass es einen Grund für unser Hiersein gibt.«
    Bren nickte. »Ich glaube auch, dass Lisanne uns hilft. Sie ist der Verstand des Schwarms, auf einer gewissen Ebene jedenfalls. Jeder Chaque denkt für sich, aber in einem Kampf etwa werden sie immer von einem Menschen geführt. Neue Situationen scheinen sie schlecht beurteilen zu können. Jetzt liegt Lisanne in Stasis, das wird die Trägheit ihrer Geschöpfe verstärken.«
    Sie behielten recht. Anspannung und Vorsicht verhinderten ein Gespräch, aber in der Stunde, die sie für den Abstieg brauchten, wurden sie nicht aufgehalten. Dennoch kamen sie schwerer vorwärts. Die Architektur wandelte sich, entsprach immer weniger menschlichen Bedürfnissen. Rote Adern, wie Bren sie schon in der Kammer gesehen hatte, in der die Chaque die Köpfe der Kiste entnommen hatten, zogen sich in zunehmender Zahl an Wänden entlang, legten sich über den Boden und wanden sich um Brücken. Das Gestein war hier weniger sorgfältig bearbeitet, nahe am Boden war es roh zurechtgehauener Basalt. Auch hier trieben Feuergeister in der Luft, aber kunstvolle Flammenskulpturen an den Wänden fehlten, und an manchen Stellen waren die Wesenheiten so selten, dass Bren froh um das Licht war, das von seinem brennenden Schild ausging.
    »Keine Treppen mehr«, stellte Kiretta fest.
    Bren verstand nicht, was sie in ihm sah. Er glaubte keinen Moment daran, dass sie einer Vorstellung von Ehre anhing, die das Abtragen einer Dankesschuld einforderte. Hatte sie sich in ihn verliebt? Hatte er ihr Anlass dazu gegeben?
    Spielte das jetzt und hier eine Rolle?
    Er zog das Tuch aus dem Gürtel, das er von Lisanne erhalten hatte, und drückte es gegen Sutors Nase. Es war nicht das erste Mal, dass er den Hund als Fährtensucher einsetzte. Das Tier wusste, was es zu tun hatte.
    Sutor lief einen Kreis, stieg über Knäuel der sich wie Äste windenden Adern. Nach einer Weile hielt er inne, schnüffelte intensiver, ruckte mit dem Kopf hin und her. Er führte die Nase über den Boden, an den Adern entlang, hob dann den Kopf, witterte wieder. Er knurrte.
    »Such!«, befahl Bren.
    Sutor lief voran, so schnell, dass seine menschlichen Begleiter Schwierigkeiten hatten, Schritt zu halten. Der Boden war uneben wie felsiger Talgrund. In den Wänden fanden sich viele Nischen, in einigen davon schliefen Chaque.
    Sutor schlug an. Sein Bellen hallte in dem Raum wider, in den er gerannt war. Er stellte zwei kleine Chaque, die ein graues Ei trugen, das halb so groß war wie sie selbst. Hier gab es nur wenige schwebende Feuer, sodass sich die Sicht in Schatten verlor. Dennoch sah Bren feuchten Schleim von dem Ei tropfen.
    Hier waren sie nicht wohlgelitten. Die Chaque zischten sie aufgeregt an, wenn sie sich auch nicht bewegten, weil sie das Ei nicht loslassen wollten.
    »Jetzt gilt es!«, rief Bren und schmetterte dem Ersten die Stachelkugel in den Schädel.
    Kiretta brauchte nicht viel länger, um mit einem aufwärtsgeführten Hieb den Körperpanzer des Zweiten zu spalten.
    Das Zischen verstummte, das Ei fiel zwischen den Zusammenbrechenden zu Boden und gab ein anklagendes Knacken von sich.
    Der Raum war nicht groß, höchstens zehn Schritt im Durchmesser, aber ausgesprochen uneben.

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