Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
Haut verschwand.
    Lisanne griff den Unterarm und betrachtete die hölzerne Halbkugel, mit der er abschloss und die der Befestigung des Hakens diente. Zwei umlaufende, wellenförmige Eisenlinien waren darin eingesenkt. »In seiner Unvollkommenheit ist er nicht ohne Ästhetik«, urteilte Lisanne. »Die Verbindung von Fleisch und Metall scheint vielen leichterzufallen als die von Kopf und Geist.« Sie gab Kiretta frei.
    Niemals hatte Bren einen so perfekt geschwungenen Rücken gesehen. Lisanne schwebte den Weg zurück, den sie gekommen war. Neben Velon, der unbewegt wie eine Statue verharrte, die Krone noch immer mit gestreckten Armen vor sich haltend, fragte sie: » ELIEN will sich zur Ruhe begeben?«
    » ER will Euch, Hoheit.«
    Sie setzte ihren Weg fort.
    » ER braucht Euch.«
    Sie ging durch die Rubintür, war im Schatten dahinter kaum noch zu erkennen.
    »Bedenkt, ER wird glücklich sein, Euch jeden Wunsch zu erfüllen!«, rief Velon.
    Sie hielt inne.
    Drehte sich um.
    »Jeden? Das hat ER gesagt?«
    Velon schwieg. Verzweifelte Hoffnung lag auf seinem Gesicht.
    Lisanne kam zurück, ohne Hast, und nahm die Krone aus seinen Händen. Sie drehte sie hin und her, betrachtete die feinen Spitzen, setzte sie aber nicht auf. Sie ließ den Blick über ihre Besucher schweifen, wandte sich ab und ging. »Ich werde Euch meine Entscheidung mitteilen.«

    Bren verspürte den Drang, allein zu sein. Er hatte Lisanne gefunden, wie der SCHATTENKÖNIG es befohlen hatte. Sie war in einem Traum gewesen, zugleich aber auch in einem Berg aus Feuer. Und in einem Abgrund seiner Seele, den Bren nicht verstand. Seit er alt genug war, um ein Schwert zu heben, hatte er die Feinde Ondriens niedergeworfen, einen nach dem anderen. Er hatte mit Kameraden in Schlachtreihen gestanden, hatte Siege mit ihnen errungen und sie sterben sehen. Immer war ihm klar gewesen, dass geschliffener Stahl ihn würde verletzen können. Manchmal stellte er sich vor, wie eine Klinge in seinen Bauch stieß, wie eine Axt seine Schulter zerschmetterte oder ein Pfeil seinen Schenkel an den Sattel heftete. Nie hätte ergedacht, dass sein Herz verwundbar war. Lisanne hatte ihn mühelos, ohne Gegenwehr, besiegt, nur durch diese eine Begegnung. In dieser Stunde fühlte sich Bren schwächer als jemals zuvor.
    Er wanderte über die Brücken, sah auf die in der Luft schwebenden Feuererscheinungen, ohne sie wahrzunehmen. Während er die Wege in seinem Inneren erforschte, machte ersich keine Gedanken darum, wohin er die Schritte seines Körpers lenkte. Er wandelte durch eine riesige Burg voller Flammen und Schatten. Er könnte ewig hier herumgehen, ohnean seinen Ausgangspunkt zurückzukehren. Irgendwann würde er nach dem Rückweg fragen. Überall waren hier Chaque, und er hatte gehört, wie man ihnen in Blutstein Befehle gegeben hatte, also verstanden sie die Sprache der Menschen. Bren hielt den Stab seines Morgensterns umfasst, als könneer damit die Verbindung zu seiner früheren Zuversicht bewahren. Er griff so fest zu, dass das Leder seines Handschuhs knirschte.
    Irgendwann sah er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Eine der Kisten, die die Chaque gebracht hatten. Sie war aufgebrochen worden, das Stemmeisen stand noch daneben. Zwei der kleineren Vertreter ihres Volkes hoben Köpfe heraus. Es waren tatsächlich die abgeschlagenen Köpfe von Menschen! Ein bärtiger Mann und ein Mädchen, das gerade zur Frau erblüht war.
    Erst jetzt fiel Bren auf, dass die Brücke, auf der er stand, und der Raum, den er beobachtete, anders gestaltet waren als die Bereiche der Feuerburg, die er zuvor gesehen hatte. Der Stein war hier rauer, ähnelte eher Basalt als Marmor, auch wenn die grauen Schlieren geblieben waren. In dem Raum lag ein Geflecht armdicker, roter Adern auf dem Boden, verband sich an manchen Stellen zu Knäueln und zog sich an den Wänden hoch, einige Stränge liefen durch Öffnungen in andere Kammern. Dorthin trugen die beiden Chaque auch die abgetrennten Köpfe. Ein weiterer kam ihnen entgegen und ging zu der Kiste.
    Bren trat in den Raum.
    Der Chaque blieb stehen, wandte ihm das Gesicht mit den monströs großen Augen zu und zischte ihn an.
    »Ich bin Bren Stonner …«
    Ein lauteres Zischen unterbrach ihn. Die kleinen Flügel klappten surrend aus dem Rücken.
    »Ich bin Bren …«
    Drei große Chaque kamen hinzu. Sie waren mit Spießenbewaffnet, deren Spitzen mehrfach gezackt waren. Auch ihre Waffen waren also darauf ausgelegt, einem einzelnen Gegner schreckliche

Weitere Kostenlose Bücher