Knecht – Die Schattenherren II
keine Fayé waren, darin keine Rolle zukam. Aber dass Alenias sie mied, mochte bedeuten, dass, was immer jetzt sein Sehnen war, nicht die Billigung der Schattenherren gefunden hätte. Darum war Bren froh, dass Alenias mit den Truppen vor der Kammer des Paladins blieb, statt gemeinsam mit den Osadroi in ihrem Inneren zu warten.
Als Zeichen besonderer Gunst hatte Lisanne Bren einen Kampfschild überlassen. Zunächst hatte er Bedenken gehabt, weil er den eigenen gewohnt war, sein Gewicht exakt bewegen konnte, ohne bewusst darüber nachzudenken. Aber Lisannes Schild war größer, was auf einem langen Marsch oder beim Kampf zu Pferd hinderlich gewesen wäre, sich nun aber günstig auswirkte, da er direkt in den Kampf ging. Er war tropfenförmig und deckte ihn vom Hals bis unter das Knie. Lisannes Wappen war eine Katze, die meist elegant schreitend dargestellt wurde. Hier aber fauchte ihr Haupt dem Gegner mit spitzen Zähnen entgegen, während es durch einen Ring aus Feuer brach – im Wortsinne, denn Flammen loderten aus dem Schild. Sie mussten ihre Nahrung aus einer anderen Wirklichkeit ziehen.
Mit einem Pfiff rief Bren Sutor an seine Seite. Der Hund spürte die Anspannung seines Herrn. Er hatte die Lefzen zurückgezogen, Speichel troff hinunter, als er sich mit gesenktem Kopf näherte. Bren warf einen letzten Blick auf seine Krieger. Sie waren auf der sich über einen Abgrund spannenden Brücke postiert, die vor der Flammentür endete, und an taktischen Punkten der drei Räume, durch die man diese Brücke erreichen konnte. Wer immer sie überqueren wollte, würde sich nicht nur einer drei Reihen tiefen Formation entschlossener Schwertkämpfer gegenübersehen, sondern auch im Schussfeld mehrerer Armbrüste stehen.
Bren nickte ihnen zu und machte sich auf den Weg. Lisanne hatte ihm beschrieben, wie er die Chaque-Königin fände. Er müsste so tief wie möglich in den Berg hinabsteigen und dann einen runden Raum exakt im Zentrum finden. ZusätzlicheZuversicht gewann er durch das Leinentuch, das Lisanne ihm mitgegeben hatte. Es war mit einem Sekret getränkt, das die Königin absonderte, wenn sie ihre Eier legte. Die darin enthaltene Witterung wäre stark genug, um Sutor auf die Fährte zu setzen.
Kiretta sprang von einer Balustrade herab und landete federnd neben ihm. »Was glaubt Ihr, wohin Ihr so allein geht, Bren Stonner?«
»Ich bin nicht allein«, sagte er. »Sutor begleitet mich.«
»Und ich werde es auch tun.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Dann ist ja gut, dass ich es Euch jetzt mitgeteilt habe.« Sie grinste.
Er setzte seinen Weg fort. »Mein Vorteil besteht darin, nicht aufzufallen. Ich will niemanden bei mir haben.«
»Oh, ich werde Euch nicht behindern. Und ich denke, Euer Schuppenpanzer macht mehr Lärm als das Leder meines Hemds.«
»Er bietet den Säbeln der Chaque auch mehr Widerstand.«
»Seid Ihr besorgt um mich?«, fragte sie kokett und hob dabei ihren messerscharfen Haken, als wolle sie sich damit eine ihrer roten Locken aus dem Gesicht streichen.
»Ihr benehmt Euch albern.«
»Mag sein. Aber Ihr könnt unmöglich glauben, dass ich zur Gardistin tauge. Erst recht nicht für ein paar Leichen, die nicht begreifen wollen, dass sie tot sind.«
Er bedachte sie mit einem finsteren Blick.
Kiretta seufzte. »Bren, Ihr habt mir zweimal das Leben gerettet und mich zur Kapitänin gemacht. Ich will nicht in Eurer Schuld stehen.«
»Eine Ansicht, die mir nicht zu einer Piratin passen will, die fraglos erntet, wo sie nicht gesät hat. Aber wenn es Euch beruhigt – auf der Pyramide habt Ihr mir alles zurückgezahlt, was Ihr mir geschuldet haben mögt.«
Ihre flache Hand kam so überraschend heran, dass sie ihn beinahe im Gesicht getroffen hätte. Nur seine jahrelange Erfahrung ermöglichte ihm ein schnelles Abducken, sodass sie gegen den Schild schlug.
Sie schrie auf, wohl mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Die Flammen entzündeten das Hemd, dessen feine Spitze unter dem Lederärmel hervorschoss. Hastig drückte sie es an ihrem Bauch aus.
»Sutor!«, rief Bren, um den Hund zurückzuhalten, der den Angriff ahnden wollte. Knurrend und mit aufgestelltem Nackenhaar verharrte er. Bren senkte den Schild. Er lag gut am Arm, und der Griff der linken Hand war fest. Der Schnitt aus dem letzten Kampf war nicht tief gewesen und der Verband unter dem Handschuh war sorgfältig gewickelt.
Kiretta funkelte Bren zornig an. »Ich bin keine von denen, die mit ihrem Körper bezahlen! Ich wollte Euch, und ich
Weitere Kostenlose Bücher