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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Boden und Wände waren aus wabenartigen Strukturen geformt. Drei Feuerräder drehten sich still etwa in Kopfhöhe, zu klein, um alles auszuleuchten.
    Bren zog Sutor am Halsband von dem Ei fort und in die Mitte des Raums. »Such! Irgendwo muss es weitergehen! Hier muss noch ein Ausgang sein!«
    Kiretta betastete das Ei. Angewidert sah sie ihre Hand an. »Es ist ganz warm!«, sagte sie.
    »Wenn wir Glück haben, wurde es gerade erst gelegt. Dann ist die Königin nicht weit!«
    Sutor drehte sich in einem so engen Kreis, als wolle er seinen eigenen Schwanz erhaschen. Er heulte wie ein Wolf.
    »Wir haben nicht viel Zeit!«, rief Kiretta. »Ich höre schwere Schritte kommen!«
    Bren vernahm sie auch, und dazu das Summen der Flügel, die den Sprüngen der Chaque-Krieger Weite gaben.
    »Wo ist sie, verdammt?«, rief Bren. »Lisanne sprach von einem runden Raum! Wir sind an der richtigen Stelle!«
    »Vielleicht ist sie gerade nicht zu Hause?« Die Anspannung, mit der Kiretta den Säbel hielt, passte nicht zu ihren lockeren Worten. Sie wusste, dass die Krieger der Chaque ungleich härtere Gegner waren als die Arbeiter, die sie so leicht überwunden hatten.
    Etwas tropfte auf Brens Schulter.
    Er trat zur Seite.
    Wieder kam etwas Zähflüssiges herunter, traf neben ihm auf den Boden.
    Bren hob den Schild und betrachtete etwas Monströses, das an der Decke hing wie eine Gewitterwolke. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, was die jetzt lang zuckenden Flammen anleuchteten. Zu fremd waren die Formen des Körpers. Der Unterleib war geschwollen wie ein schwarzes Segel, das von einer Brise gebläht wurde. Er war in mehrere überlappende Segmente eingeteilt, die sich gegeneinander verschoben, weil ein Zittern den Körper durchlief. Verglichenmit dem Unterleib war der Rumpf lächerlich klein, etwa wie bei einem kräftigen Menschen. Die Facettenaugen nahmen nur einen winzigen Anteil des Kopfs ein, die Kiefer warenverkümmert. Arme und Beine der Königin verschwandenin der Dunkelheit über ihr, wo sie sich mit ihnen festhalten mochte.
    Bren schüttelte den Schild ab. Er legte ihn so, dass sein Flammenwappen oben lag, damit es möglichst viel ausleuchtete. Sutor kläffte in einem fort, als Bren die Wand erkletterte.
    Kiretta nahm ihren Säbel zwischen die Zähne und machte sich ebenfalls an den Aufstieg.
    Die Königin schien nun zu begreifen, was ihr drohte. Sie zischte, ein Laut, der in ein helles Kreischen überging, als Bren den Morgenstern in ihren Unterleib schmetterte.
    Durch den einzigen Zugang drangen Chaque-Krieger ein. Von Blutrausch erfüllt stellte sich Sutor ihnen entgegen. Den Ersten sprang er mit solcher Wucht an, dass er ihn umwarf. Die anderen kamen die Wände hoch, um ihrer Königin zur Hilfe zu eilen. Ihre harten Glieder knackten auf dem Stein.
    Noch einmal schlug Bren zu, aber Kiretta hatte die bessere Position. Sie konnte mit ihrem Säbel den Rumpf erreichen. Ihr Stich war jedoch zu kraftlos geführt und glitt am Hautpanzer ab.
    Die Königin gurgelte. Dann spie sie eine Wolke gelben Nebels in Kirettas Gesicht. Bren konnte nicht erkennen, was genau geschah, aber er hörte Kiretta husten. Er stieg etwas höher in die Wand, fasste den Stab am äußersten Ende und schlug einen weiten Schwinger. Mit voller Wucht traf die Kugel eines der Beine, mit dem sich die Königin an der Decke festkrallte.
    Kreischend verlor sie den Halt. Kurz hing sie noch an zwei Gliedern, die das Gewicht aber nicht halten konnten. Dann fiel sie. Die Wände bebten, als sie aufschlug. Kiretta rutschte ab.
    Die Chaque-Krieger sprangen mit surrenden Flügeln herab, um die Königin zu schützen, auf die sich jetzt Sutor mit weit aufgerissenen Fängen stürzte. Der Hund hatte einmal ein Pferd niedergerungen, aber dieser Gegner war noch größer.
    Die Königin lag auf dem Rücken und strampelte mit ihren unverletzten Gliedern. Bren konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich aus eigener Kraft fortbewegen konnte, wahrscheinlich wurde sie von einem Dutzend Arbeiter getragen. Sie war etwa so groß wie die Kutsche, in der die Osadroi reisten. Mehr als zwei Drittel dieser gewaltigen Masse machte der Unterleib aus, der in einer Öffnung auslief, durch die wohl die Eier gelegt wurden. In ihrem Eitergelb war dies die hellste Stelle des ansonsten schwarzen Körpers, der bläulich schimmerte, wo Licht auf ihn traf. Die Facettenaugen dagegen wirkten, als ob Kohlen in ihnen glühten. Wie hundert kleine, verrauchte Spiegel warfen sie die Flammen zurück, die aus

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