Knecht – Die Schattenherren II
Brens Kampfschildloderten. Die vergleichsweise kleinen Kiefer schnappten, während sich der Kopf viel weiter drehte, als dies bei einem Menschen möglich gewesen wäre. Dabei flogen Speichelflocken aus dem Maul der Königin, von blubbernden Geräuschen begleitet.
Kiretta rutschte direkt neben den Kopf der Gegnerin. Sie hatte den Säbel verloren, also benutzte sie ihren Haken, den sie tief in ein Auge schlug.
Wieder spuckte die Königin eine gelbe Wolke aus. Kiretta hustete, während sie auf den Leib der Gegnerin trat und den Haken in das andere Auge hackte.
Drei Chaque-Krieger umringten Sutor, nur einer sprang zu Kiretta. Sie waren wirklich nicht sonderlich klug, konnten das Ausmaß der Gefahr, die von den jeweiligen Angriffen ausging, nicht abschätzen. Dennoch war der eine Krieger genug, um Kiretta gefährlich zu werden, die offensichtlich Schwierigkeiten hatte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Noch einmal sah Bren auf die drei Chaque, die Sutor einkreisten. »Die Schatten über euch!«, fluchte er. Das letzte Stück zum Boden sprang er. Er zog seinen Dolch, sodass er zwei Waffen führte, als er Kiretta zur Hilfe kam. »Stirb!«, schrie er, um die Aufmerksamkeit des Kriegers zu erlangen.
Der ließ sich jedoch nicht ablenken. Er führte einen Hieb gegen Kiretta. Gerade noch fing sie ihn mit dem Haken ab. Der gelbe Nebel aus dem Mund der Königin hatte sie so geschwächt, dass sie die Waffe nicht vollständig abhalten konnte. Die gezackte Klinge zerschnitt ihr Lederhemd. Bren brüllte unartikuliert und schmetterte den Morgenstern auf die Schulter des Insekts.
Das verschaffte ihm endlich die Aufmerksamkeit. Der Chaque sah aus wie jemand, der eine schwere Last auf einer Seite trug, als er sich umwandte. Bren gab ihm keine Gelegenheit, sich auf ihn einzustellen. Er stach den Dolch aufwärts, spießte ihn bis zum Heft zwischen den Kiefern hindurch in den Schädel.
Sutor jaulte.
Bren wirbelte herum. Einem der drei Gegner hatten die Fänge ein Bein zermalmt, aber jetzt war es um den Hund geschehen. Ein Säbel riss ihm den Muskel aus dem rechten Hinterlauf.
Bren knirschte mit den Zähnen, als er den Dolch aus dem toten Chaque zog. Er zog sich auf die Brust der Königin, eine Wölbung von den Ausmaßen eines Weinfasses. Da waren weder Haut noch Fleisch, die hätten nachgeben können. Es fühlte sich an, als hätte er einen Eisenharnisch unter sich. Eitergelbe Flüssigkeit rann aus den von Kirettas Haken zerfetzten Augen. Bren musste sich überwinden, als er unter die schnappenden Kiefer griff, um den Kopf zurückzudrücken. Der Hals war kaum dicker als ein Handgelenk. Wohl deswegen waren die Muskeln so schwach, dass Bren in einem Arm genug Kraft hatte, um sich gegen sie durchzusetzen und den Weg für seine Waffe zu erzwingen. Er benutze den Dolch wie ein Schlachtermesser, mit dem man einen Knochen zerteilte.
Das Strampeln der königlichen Glieder endete, sie falteten sich auf dem Körper zusammen. Bren fühlte sich wie eine Fliege, um die sich eine fleischfressende Pflanze schloss. Aber die Glieder hatten keine Kraft mehr. Mühelos konnte Bren sich befreien und von der Brust rutschen.
Die verbliebenen Chaque schienen von einem Augenblick auf den anderen zu vergessen, was sie hier taten. Sie stolperten durch den Raum, ohne den erbärmlich jaulenden Sutor zu beachten. Vor der Tür stießen sie zusammen. Einer der beiden schlug daraufhin mit seinen Säbeln zu und hackte dem anderen den Kopf ab, bevor er hinausging.
Kiretta fand in einen schwankenden Stand. »Haben wir gesiegt?«, fragte sie.
Bren ging um den toten Riesenkörper herum. Eines war noch zu tun.
Er kniete sich neben Sutor. Winselnd legte der Hund den Kopf auf seine Oberschenkel. Den Hinterleib konnte das Tier nicht mehr bewegen. Bren griff in sein Fell, kraulte seine Brust, den Hals.
Kiretta kam zu ihnen, hockte sich hin. Jetzt wehrte sich Sutor nicht mehr dagegen, dass sie ihn streichelte. »Ich weiß, Ihr habt ihn als Welpen aufgezogen«, flüsterte sie.
Bren blinzelte. Er wollte nicht, dass sie seine Tränen sähe. Wenn man einen Hund aufzog, ihn nährte und für ihn sorgte, war er einem treu bis ans Ende. Hunde waren so viel besser als Menschen.
»Wir sollten ihn sofort verbinden. Wir können ihn abwechselnd tragen.«
Und dann?, dachte Bren. Magie war eine Kraft der Zerstörung, nicht des Heilens. Weder die Osadroi noch Alenias hätten Sutor helfen können, selbst wenn sie es gewollt hätten. Der anstrengende Weg nach Blutstein, zur Küste, durch
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