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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Verräter an einer Schattenherzogin, der zugleich williger Diener eines schlafenden SCHATTENKÖNIGS war. Bren unterdrückte ein verzweifeltes Lachen. Die Flammen an Lisannes abgestelltem Schild waren zueinem Glühen geworden. »Schütze Helion«, flüsterte er ihre Worte. Er spürte ihren Kuss auf den Lippen. Aber er konnte den Blick kaum von der Leiche des Veteranen lösen, vonder klaffenden Wunde, wo vor Kurzem ein Gesicht gewesen war.
    Er wollte nicht sterben.
    Mit einem Schrei, gezeugt zu gleichen Teilen von Wut und Verzweiflung, schlug er zu. Er wagte nicht, auf den Kopf zu zielen, und so schmetterte er die Stachelkugel wieder undwieder in die Brust, zerfetzte auch Arme, Hände, Rippen, riss Stoff und Haut und Fleisch davon. Helions Blut war nicht dunkel wie das der Unsterblichen. Es war das eines Lebenden. Unablässig schlug Bren zu, bis vom Oberkörper des Paladins nur noch eine formlose Masse übrig war.
    Dann verließ er den Raum und kauerte sich an Lisannes Bett auf den Boden, lehnte den Rücken an den weichen Stoff, umfasste seine Knie. Dachte nichts.
    Als er diesmal das Schmatzen der Ghoule hörte, hielt er sie nicht zurück.
    So fanden ihn die Gardisten, die ihre Kameraden ablösen wollten.

    Der Schmerz schien Bren auseinanderzureißen.
    Er war weit mehr als eine Illusion, schließlich drang tatsächlich etwas in ihn ein. Es war kühl, sandte aber glutheiße Wellen in sein Sonnengeflecht. Als würde es Fleisch und Organe zu unansehnlichen Klumpen verschmoren, steigerte sich das Gefühl über die Grenze hinaus, hinter der Bren selbst dem ärgsten Feind eine erlösende Ohnmacht gewünscht hätte. Als es weit genug eingedrungen war, wandte es sich aufwärts. Ohne Hast bewegte es sich zwischen den Lungenflügeln hindurch, die es mit fester Kraft zur Seite drückte. Dann fasste es das Herz, hielt seine flatternden Schläge an.
    Bren nahm dies so intensiv wahr, wie er nichts in seinem menschlichen Leben hatte erfahren können. Er sah das vernarbte Gesicht Schattenherzog Xenetors, des Kriegers, der im Dienste SCHATTENKÖNIG GERGS die Zeremonie vollzog und zu diesem Zweck seine krallenbewehrte Hand in Brens inzwischen unsterblichen Körper gestoßen hatte. Bren war der Erste, der im neuen Äon in die Schatten geführt wurde.
    Gerade noch hatte Bren die verbotene Euphorie der Essenz gekostet. Die Lebenskraft von dreizehn mal dreizehn Kindern aus allen Teilen Ondriens hatte ihm die Ewigkeit erkauft. Als Mensch hatte er nur glänzenden Schaum gesehen, der ein Opfer verließ und von einem Schattenherrn eingeatmet wurde. Jetzt, da er davon genommen hatte, wusste er, dass es Dinge gab, für die Götter zu sterben bereit waren. Und zu morden. Nichts war damit vergleichbar, noch nicht einmal die Stunden voll sehnsüchtigem Leben, die er am frühen Morgen mit Kiretta verbracht hatte. Die Essenz weckte ein Empfinden, das er nicht einmal seiner Geliebten würde erklären können, eine Erfahrung, die ihr stets fremd bliebe, ein Bewusstsein, das von nun an immer zwischen ihr und ihm stehen würde. Selbst jetzt, mit der unnachgiebigen Faust in seiner Brust, spürte Bren noch das Prickeln in seinen Zehen, in seinen Fingerspitzen, den letzten Bereichen, in die der übermenschliche Schmerz noch nicht vorgedrungen war.
    Doch auch von dort vertrieb Xenetor den Genuss, forderte seinen ganzen Körper für die Pein, als seine messerscharfen Krallen die großen Adern zerschnitten, die Brens Herz an seiner Position hielten. Unbarmherzig löste er den pumpenden Muskel aus der Brust, zog daran, drehte ihn, forderte im Namen des SCHATTENKÖNIGS , was DIESEM Brens Gefolgschaft sicherte. Bren versuchte, anderes zu spüren als die Qual, ein Ratschlag, den man ihm gegeben hatte, damit er nicht wahnsinnig würde. Es war nicht leicht, aber da war etwas. Er fühlte, wie das untote Fleisch heilte. Das Herz konnte es nicht erneut ausbilden, aber die Adern schlossen sich, die verletzten Lungen wuchsen wieder zusammen, und dort, wo Xenetors Arm die Öffnung nicht mehr erzwang, weil er sich in eine andere Richtung bewegte, schloss sich auch die Haut wieder. Aufgrund der besonderen Prozedur, mit der die Hand des Schattenherzogs eingedrungen war, bliebe eine Narbe unter Brens Brustkorb zurück. Die letzte Narbe, die er jemals empfinge, sofern man ihm nicht eine Silberwunde schlüge.
    Dennoch. Als er fühlte, wie Xenetor das Herz aus seinem Körper zog, fragte er sich, ob er die richtige Wahl getroffen hatte. Er spürte das Zucken, wie bei einem

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