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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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nicht geladen sind?«
    »Ich habe uns entschuldigen lassen. Ich selbst gelte als sogesellig wie ein Barren Waffenstahl, und dass Ihr Braten und Wein wenig abgewinnen könnt, ist bekannt.«
    »Aber gegen die Essenz einer netten Dirne hätte ich nichts einzuwenden gehabt.«
    »Dafür wird gesorgt sein, wenn wir die Gildenmeisterinnen treffen.«
    »Und keiner der Kapitäne wundert sich über unser Fernbleiben?«
    Bren lächelte. »Ulrik war ein wenig skeptisch. Aber nicht skeptisch genug für drei Goldstücke.«
    Velon schüttelte den Kopf. »Sterbliche begreifen selten, welche Güter wirklich von Wert sind.«
    Und das von einem Kaufmann, der dem Gold sicher auch zugetan war, dachte Bren.
    »Wir treffen uns also mit den Hohen Damen«, resümierte Gadior. »Wo soll das stattfinden?«
    »Sie haben mir das Gebäude bezeichnet. Es hat einen eigenen Anleger.«
    »Worauf warten wir?«
    »Wir haben noch etwas Zeit. Aber unsere Passage naht bereits.« Er zeigte auf die Einfahrt der Bucht, wo ein dreieckiges Segel das auf den Wellen glitzernde Sternenlicht verdeckte. »Kiretta und Alenias kommen zurück.«
    »Er war wieder am Seelennebel?«, fragte Velon.
    »Er kann es nicht lassen.«
    »Das wievielte Mal war es?«
    »Er hat das halbe Dutzend voll. Ich schicke immer Kiretta mit. Ich will nicht, dass eine ungünstige Strömung oder eine überraschende Böe ihn hineinwirbeln. König Ilion scheint ihn zu schätzen.«
    »Ja. Wir sollten ihn wohlbehalten zurückbringen.«
    Die Pinasse war größer als ein Ruderboot, aber klein genug, damit Kiretta nicht mehr als zwei Matrosen brauchte, um sie sicher zu steuern. Sie ließ sie an der Mordkrake vorbeigleiten, um dann an Lee das Segel einzuholen und sie an den Rumpf des größeren Schiffs zu rudern, wo sie vertäut wurde.
    »War Euer Ausflug erfolgreich?«, erkundigte sich Bren, als Alenias über die Strickleiter an Bord kam.
    »Was ist Erfolg?«, fragte er. Das war schon viel. Er redete selten, seit sie auf See waren.
    Gadior sah ihn an. »Sprechen die Geister der Euren zu Euch?«
    »Fragt sie«, sagte der Fayé und zeigte hinunter zu Kiretta, bevor er sich mit kurzen Schritten, die Schultern tief gebeugt, in seine Kabine zurückzog.
    Die Matrosen wechselten das Segel der Pinasse. Sie zogen schwarzes Leinen auf, das das Sternenlicht ebenso schluckte wie den Laternenschein von der Stadt.
    Sie beluden das Boot mit einer Leibwache von vier Mann, bevor Bren und die Osadroi zustiegen.
    »Also, was sagen die Ahnen der Fayé?«, wandte sich Brenan Kiretta, als das Tuch gesetzt war und der Rumpf leise und zügig durch die Wellen schnitt, Kurs Ostnordost, beinahe parallel zu den Lichtern des Hafens.
    »Sie sind nicht ihre Ahnen«, wandte Gadior ein, bevor die Navigatorin antworten konnte. »Damals erging der Ruf an das gesamte Volk des Nachtschattenwalds, nicht nur an die Alten. Sie sollten die Welt den Menschen überlassen. Diejenigen, die jetzt im Seelennebel gefangen sind, waren Teil der Flotte, die sich aufmachte.«
    »Die Unwürdigen«, ergänzte Kiretta.
    »Jene, die von den Göttern nicht an die lichten Gestade gelassen wurden«, nickte Gadior. »Aber die Fayé, die wir kennen, lebten auch schon zu jener Zeit. Sie haben sich nurdem Ruf der Götter verwehrt. Sie sind keine zurückgelassenen Kinder.«
    »Das stimmt nicht ganz«, sagte Velon. »Der Fluch, der sie unfruchtbar machte, traf sie erst Jahrhunderte später. Einige von ihnen wurden nach dem Auszug geboren.«
    »Tatsächlich?« Gadior war offensichtlich überrascht.
    »So sagt man.«
    Eine Weile sahen sie stumm auf das dunkle Ufer, dem sie sich ohne Hast näherten.
    »Dieser Ruf der Götter«, fragte Bren, »war das so etwas wie ELIEN VITANS Ruf, wenn ER die Schattenherzöge zu sich befiehlt?«
    »Was ist der SCHATTENKÖNIG anderes als ein Gott?«, flüsterte Velon.
    Kirettas Hakenhand zog die Ruderpinne mit Kraft und Geschick, bis der Bug auf ein grünes Licht zuhielt, das am Ufer brannte. Die Matrosen passten die Vertäuung des Segels an. Sie machten schnelle Fahrt.
    »Was haben die alten Fayé nun gesagt?«, fragte Gadior.
    Kiretta schüttelte den Kopf, was die großen Ohrringe, die sie heute trug, zum Klirren brachte. »Soweit ich es beurteilen kann, ist Leid ihre einzige Botschaft. Sie sprechen nicht in ganzen Sätzen. Manchmal glaubt man, ein Wort herauszuhören. ›Schmerz‹ ist häufig dabei, ›Pein‹, ›Verzweiflung‹. Alenias hörte ich einmal ›Verlöschen‹ murmeln, aber ich weiß nicht, ob das sein eigener

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