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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Gedanke war, oder ob er wiederholte, was seine Ohren vernahmen. Die Fayé haben feine Sinne, sagt man.«
    »Aber in den Nebel eingedrungen seid Ihr nicht?«, fragte Bren.
    »Dann wären wir jetzt nicht hier. Der Nebel gibt nicht mehr her, was er einmal genommen hat.«
    »Da ist er wie ein Pirat«, neckte Bren. »Nimm, was du kriegen kannst, und gib nichts wieder her. Das ist Euer Wahlspruch, nicht wahr?«
    Sie grinste. »Das Gesetz der Freien.«
    »Wohl eher der Starken«, flüsterte Gadior. Seine Stimme war merkwürdig, niemals laut und doch stets deutlich zu vernehmen. »Mir scheint, auf der Mordkrake ist recht offensichtlich, wer wessen Besitz ist.«
    »Wie meint Ihr das?«
    Etwas in Kirettas Stimme veranlasste den Krieger, der neben Gadior saß, an sein Schwert zu greifen.
    »Nun, ich sehe dich oft in Ulriks Kabine verschwinden, wenn er nach dir ruft. Nicht immer leuchtet dein Gesicht vor Freude, nicht beim Hineingehen und nicht beim Herauskommen.«
    »Was geht Euch das an?«
    Velon lachte leise. »Wenn ein Schattenherr dich mit seiner Aufmerksamkeit ehrt, ist eine pampige Frage nicht das, was man in Ondrien gewohnt ist.«
    »Wir sind nicht in Ondrien.«
    Jetzt griff auch Bren seine Waffe. Der Stab des Morgensterns lag fest in seiner Hand. Er hoffte, ihn nicht einsetzen zu müssen. Mit Kiretta kam er wesentlich besser zurecht als mit Ulrik. Sie ging ihrer Aufgabe mit großem Verantwortungsbewusstsein nach. Nicht wie seine Krieger, die zum Gehorsam erzogen waren, sondern weil sie das Navigieren und Steuern liebte. Wenn Ulrik nach ihr rief, was Bren ebenfalls beobachtet hatte und was meist geschah, nachdem der Kapitän bereits ein Weinfässchen zu einem guten Teil geleert hatte, dann kam sie oft aus ihrer Kajüte, wo sie unter einer an der Decke schwankenden Öllampe Karten studierte. In der Tat war diese Beziehung auch für Bren ein Rätsel. Ulrik betrachtete Kiretta offenbar als einen Besitz, den es ab und zu zu markieren galt. Die Laute, die aus seiner Kajüte drangen, wenn die beiden allein waren, ließen keinen anderen Schluss zu. Was nicht bedeutete, dass sie sich auf den jeweils anderen beschränkt hätten. Ein Ring an Kirettas Daumen verhinderte eine Schwangerschaft. Solche magischen Spielereien sicherten auch menschlichen Zauberern ihr Auskommen, obwohl sich ihre Macht nicht mit jener der Schattenherren messen konnte. Jeder an Bord war ausgesprochen freizügig, und auch zwischen den Schiffen fand ein reger Austausch statt. Wahrscheinlich war die Flotte für die Huren auf den Inseln so etwas wie Bienen für Pollen, die sie von Blüte zu Blüte trugen, nur dass die Frauen über die Inseln verteilt wurden und für ihre Passage in Naturalien zahlten. Kiretta hielt sich an den Matrosen schadlos und hatte auch schon zwei Kriegern aus Brens Gefolge gezeigt, wie vielfältig eine Hängematte einsetzbar war. Aber zwischen Ulrik und ihr gab es eine klare Hierarchie. Er befahl sie zu sich, sie kam.
    »Er ist der Kapitän«, erklärte sie schlicht.
    Als der Steg schon auf dem Wasser zu sehen war, holten die Matrosen das Segel ein und brachten die Ruder aus, um das Boot in Position zu bringen. Zwei unbewaffnete Diener warfen ihnen Leinen zu und legten eine Planke, als die Pinasse vertäut war. Zuerst ging Bren mit seinen Kriegern hinüber. Sie ließen die Schwerter in den Scheiden, aber das machte sie kaum ungefährlicher. Jeder von ihnen hätte es auch unbewaffnet und mit einer auf den Rücken gebundenen Hand mit beiden Dienern zugleich aufgenommen. Dennoch beobachtete Bren genau, wie sich seine Leute auf dem Steg positionierten. Der Zufall kämpfte immer mit, und der blieb keinem Banner lange treu. Bren hatte es zum General gebracht, weil er jeden Vorteil sicherte. Deswegen schritt er entschlossen aus, um die Gruppe vom engen Steg ans Ufer zu bringen, wo sie möglichen Gefahren leichter ausweichen konnten.
    Einer der Bediensteten leuchtete mit der grünen Laterne, die ihnen als Signal gedient hatte. Der Kiesweg war sorgfältig geharkt. Nachtfalter umflatterten die Blüten, die sich dem Sternenlicht öffneten. In sanftem Bogen, an einem Teich vorbei, führte der Pfad unter das säulengestützte Vordach eines Palasts. Die Architektur wirkte leicht, beinahe zerbrechlich. Schon die Ballista der Mordkrake hätte ausgereicht, die Mauer an jeder Stelle zu durchbrechen. Man war offenbar sicher, dass kein Feind so tief in die Bucht vordränge. Eine legitime Annahme, wurde die Einfahrt doch von zwei Kastellen bewacht. Dennoch

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