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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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gestikulierte weit mit dem freien Arm, wie ein Baron, der auf den Zinnen seiner Burg stand und seinem Sohn die fetten Weiden zeigte, die sein Erbe waren. »Inzwischen liegt dort draußen, wohin immerwir fahren, so viel Gold, dass ein einzelnes Schiff es gar nicht fassen kann. Und es muss wirklich viel Gold sein, wenn selbst Ondrier sich dafür interessieren.«
    Bren schüttelte den Kopf. »Das ist absurd. Ich sagte doch: Wir suchen jemanden.«
    »Auch das ist ein Gerücht, das sich hält, wenn es auch gegen den Berg aus Gold einen schweren Stand hat. Aber wenigstens der alte Jussur glaubt daran.« Er tippte mit dem Zeigefinger gegen Brens Brust. »Er hat vor, diese wertvolle Person vor uns zu finden, um sie dann an Euch zu verkaufen.«
    »Was?« Unwillkürlich griff Bren nach dem Stab seines Morgensterns.
    »Immer mit der Ruhe. Sie sind ein wilder Haufen, aber seht auch den Vorteil! Wisst Ihr, auf welche Hindernisse wir treffen werden?«
    »Keiner kann das wissen.«
    »Na also. Vielleicht kann man einige zusätzliche Schiffe gebrauchen. Eine Flotte ist überzeugender als ein einzelner Segler. Diese Inselbewohner können verstockt sein, ich weiß, wovon ich rede.«
    Das Argument war nicht von der Hand zu weisen. Den größten Teil seines Heers hatte Bren zurücklassen müssen. Und hieß es nicht, dass ein guter Feldherr jeden Krieger führen konnte, so wie ein guter Fechter mit jeder Waffe umzugehen verstand?
    »Also gut. Aber dies ist keine Plünderfahrt.«
    »Jede Fahrt ist eine Plünderfahrt«, widersprach Ulrik in verschwörerischem Ton.

    »Wie heißt diese Stadt?«, fragte Velon.
    Es war eine bewölkte Nacht. Die Fackeln in der Bucht schienen auf das ölige Wasser hinaus.
    »Ejabon«, antwortete Bren. »Ejabon-vor-dem-Nebel.«
    Die Mordkrake ankerte abseits des Ufers. Das war ihm lieber, als die Armbrustschützen am Kai im Auge behalten zu müssen. Nicht alle Kapitäne waren so vorsichtig. Das Halbdutzend Liegeplätze war rasch belegt gewesen. Der Lärm aus den Tavernen verriet, wie sich Piraten die Aufgabe vorstellten, die lokalen Gegebenheiten zu erkunden.
    In einer Welt ohne Osadroi hätte man Velon und Gadiorfür Vater und Sohn halten können, dachte Bren, als der zweite Schattenherr an die Reling trat. Aus der Nähe dann auch wieder nicht, korrigierte er sich. Der scheinbare Altersunterschied passte, er hätte sogar für eine weitere Generation zwischen ihnen ausgereicht, aber die Ähnlichkeit beschränkte sich auf die bleiche Haut und die schwebenden Bewegungen. Gadiors jugendliches Gesicht hatte klare, gerade Linien, selbst sein hellblondes Haar schien stets zu wissen, wie es zu fallen hatte, um den Schimmer der Wangen zu betonen. Velon dagegen war für einen Osadro ungewöhnlich füllig, was er durch seine bauschige Kleidung zusätzlich betonte. Bren hätte den Handelsherrn erkannt, auch wenn er nichts von dem Leben gewusst hätte, das Velon vor fünf Jahrhunderten geführt hatte. Bren hatte oft über die Worte nachgedacht, die er bei ihrem Auslaufen mit Alenias gewechselt hatte. Stets das Neue suchen. Wenn man Velon betrachtete, konnte man den Eindruck gewinnen, das Streben des Unsterblichen sei erstarrt, eingefroren, als er in die Schatten getreten war. Er würde wohl immer ein Kaufmann sein, auch wenn er keinen Handel mehr trieb.
    »Und was tun wir in Ejabon-vor-dem-Nebel?«, fragte Velon.
    »Wir haben eine Verabredung mit der Gilde. Das sind hier die entscheidenden Frauen.«
    »Frauen?« Velon lüpfte eine Braue.
    Bren zuckte mit den Schultern. »Uns kann gleich sein, wer hier das Sagen hat, denke ich. Solange sie uns zu unserem Ziel führen können.«
    »Können sie das?«, fragte Gadior. Ein Hauch von Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. Mit jeder Nacht, die sie hier draußen verbrachten, wurde wahrscheinlicher, dass ELIEN VITAN SEINEN Ruf an die Schattenherzöge erteilte. ER würde auf Lisanne warten. Aber nicht ewig. Nicht, wenn die Müdigkeit übermächtig würde und IHN zur Burg der Alten zöge.
    »Sie waren sehr bestimmt«, berichtete Bren. »Und sie bestanden darauf, mit Euch zu sprechen. Mit denjenigen, die die Entscheidungen für die Flotte treffen.«
    Gadior lächelte dünn. »Lass das diese arroganten Kapitäne nicht hören.«
    »Ich habe inzwischen gelernt, mit ihnen umzugehen. Sie sind allesamt im Stadtpalast, wo sie sich volllaufen lassen. Für Huren und ein reichliches Mahl ist gesorgt. Ejabon ehrt seine hohen Gäste.«
    Velon lüpfte eine Braue. »Und niemand wundert sich, dass wir

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