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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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den schüchternen Blick.
    »So ist es gut.« Seine Stimme war wie Samt. »Wovon träumst du, Tinaji?«
    »Meiner Herrin zu gefallen.«
    Mit sanftem Tadel schüttelte Velon den Kopf. »Und wovon träumst du wirklich?«
    »Sklavinnen haben kein Recht auf Träume.«
    Ein Lächeln überhauchte seine Lippen. Er zog sie heran. »Flüstere es mir ins Ohr. Niemand braucht es zu wissen.«
    Sie tat es.
    Er leitete ihr Kinn, wie Gaukler eine Keule führten, die sie auf der Spitze im Gleichgewicht hielten. So brachte er ihre Augen vor seine. Er blinzelte nicht. »Ich könnte es dir geben, weißt du?«
    Ein Zittern lief durch ihre bloßen Schultern. Sie seufzte.
    »Wirklich. Das könnte ich.«
    Sie hielt die Luft an.
    »Aber ich werde es nicht tun.«
    Diesmal lief das Zittern über ihren Rücken. Sogar Bren, der keine magische Schulung besaß, sah, wie sich die Essenz aus ihrer Brust löste gleich Licht, das sich auf eisüberkrustetem Schnee brach, ein helles Glitzern, fast silbern. Auf dem kurzen Weg zu Velons Nase wurde sie rasch dunkler. Er atmete sie als beinahe schwarzen Rauch.
    Niemand sagte etwas, alle lauschten auf Tinajis Wimmern und Velons Atemzüge. Bald blutete sie aus den großen Augen, ein sicheres Zeichen dafür, dass Velon sie nicht schonte.
    Irgendwann blinzelte er, ließ sie los. Kraftlos sackte sie in die Kissen. »Ich will nicht unhöflich sein«, behauptete er. »Ihr werdet noch Verwendung für sie haben.«
    »Das war …« Nerate schluckte. »Faszinierend.«
    »Ihr seid noch nie jemandem von unserer Art begegnet?«, fragte Gadior.
    »Niemals.«
    Er zuckte mit den Schultern. Unvermittelt wirbelte er herum und schlug einer Sklavin ins Gesicht. Seine Krallen rissenblutige Furchen durch ihre Wange. »Hast du Angst vor mir? Gut!«
    Sie hielt sich ihre Verletzung, versuchte, von ihm fortzukommen, aber er griff ihr dünnes Handgelenk. Bren wusste, dass ein Osadro stärker war als fünf Männer. Aus weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an.
    »Angst ist genauso gut wie Sehnsucht!« Gadiors Flüstern war so eindringlich, dass es einem Ruf glich. Einem Ruf nach der Lebenskraft seines Opfers. Die Sklavin bäumte sich auf, als würfe sie sich gegen Fesseln. Essenz brach aus ihrer Brust wie Blut aus einer Wunde, die Brens Morgenstern bei einem Volltreffer riss. Es war ein einziger, dicker Schwall. Gadior atmete tief ein. Dennoch ging das meiste im Raum verloren. Achtlos schleuderte er die Sklavin fort.
    »Können wir jetzt vielleicht zum Grund unseres Erscheinens kommen?« Seine dünnen Lippen lächelten. »Unsterblich oder nicht, Geduld ist nicht immer meine Sache.«
    »Das merke ich«, sagte Nerate. »Um Jasana wäre es wirklich ein wenig schade. Sie war immer folgsam. Glaubt Ihr, sie wird sich wieder erholen?«
    Gadior faltete die dürren Hände. »Es gibt wenige Dinge, an denen ich noch geringeres Interesse habe. Wenn du einen Braten verspeist, Sterbliche, kümmert es dich, ob das Schwein hinterher noch quiekt?«
    Nerate sah Velon an. »Mir scheint, Euer Begleiter ist ein wenig aggressiv.«
    Kiretta seufzte übertrieben. »Eure schöne Glasschale ist jedenfalls kaputt, und das bedaure ich beinahe. Was tut man nicht alles aus Langeweile.« Sie kratzte mit der Spitze ihres Hakens ein Muster in den Tisch vor sich. »Bevor noch mehr zu Bruch geht, sollten wir vielleicht wirklich …«
    »Schon gut.« Nerate klatschte in die Hände. »Ich war immer der Meinung, dass Worte nur begrenzt zu überzeugen vermögen. Also seht, was wir zu bieten haben. Ihr dürft es sogar anfassen.« Sie bedachte Kiretta mit einem eindringlichen Blick. »Solange Ihr es nicht kaputt macht.«
    Der Diener, der mit der Laterne geleuchtet hatte, trug eine auf einem Seidenkissen ruhende Krone herein. Sie war knochenweiß und filigran gearbeitet, ihre Spitzen liefen in unzähligen Verästelungen aus.
    Gadior sprang auf. Velon versteifte sich, hielt die Augen auf die Krone fixiert, als fürchte er, sie könne sich als Illusion entpuppen, schlösse er die Lider.
    »Ich sehe, Ihr erkennt sie.« Unüberhörbare Befriedigung troff aus Nerates Stimme. »Wäre Euch daran gelegen, sie zu berühren?«
    Gadior stand auf, machte einen Schritt auf den Dienerzu, umging mit schlafwandlerischer Sicherheit den leblosen Körper der Frau, deren Lebenskraft er genommen hatte, hielt dann aber inne. Er wandte sich Velon zu. »Schattenfürst, diese Ehre ist Euer.«
    »So ist es«, hauchte Velon. Er erhob sich, ging mit gemessenen Schritten zu der Krone und nahm sie von

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