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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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fühlte sich Bren unwohl, als er den blanken Marmorsaal mit dem Springbrunnen in der Mitte betrat.
    »Dies hier ist dir fremd, nicht wahr, General?«, flüsterteGadior neben ihm.
    »Vertrauen kann gefährlich sein«, gab er zurück und fasste an seinen Morgenstern. Zufrieden sah er, wie seine Krieger auffächerten. »Solange wir uns fremd fühlen, bleiben wir wachsam.«
    »Gesprochen als der Kämpfer, der du bist.«
    Hinter dem Brunnen waren in einem Viertelkreis Kissen zu einem Gebirge aufgestapelt. Davor lagen weiche Teppiche, auf denen niedrige Tische mit Krügen und Obstschalen standen. Nicht übermäßig viele, dafür edel. Gold schimmerte rot, Glas war in der Form von Muscheln geschnitten und mit Bildern von stolzen Seglern graviert. Einer der Diener deutete einladend auf die Kissen, der andere verschwand durch eine kleine Tür in der Rückwand.
    »Wir wollen die Gastfreundschaft gern annehmen«, entschied Velon und nahm in der Mitte Platz. Kiretta hatte ihre Matrosen bei der Pinasse zurückgelassen, schien aber entschlossen, den Anteil der Mordkrake am Festmahl zu sichern. Sie griff sich süßes Gebäck von vier Tellern, bevor sie ein Kissen vor einer Schale süßer Trauben wählte.
    »Bleibt sitzen, ich bitte Euch«, trällerte eine in ein weit fallendes, aber vorn offenes Gewand gekleidete Frau, als sie zu ihnen rauschte. Ihre vorherrschende Farbe war Gold, ebenso wie bei zweien ihrer Begleiterinnen. Sie trugen Turbane mit Pfauenfedern. Unter den Umhängen bauschten sich Pluderhosen. Der Sitte der Edlen fast aller Völker folgend, hellte bleiches Puder ihre Gesichter auf. Eine Nachahmung der Hautfarbe von Osadroi. Gekreuzte Stoffbänder betonten ihre Brüste mehr, als dass sie sie verbargen.
    Gegen die fünf Sklavinnen, die sie mit sich brachten, waren sie dennoch dezent gewandet. Deren Kleidung bestand ausschließlich aus Schleiern, die an dünnen Bändern befestigt waren. Bei einer von ihnen zeugten Narben auf dem Rücken von den Ansprüchen, die ihre Herrinnen an Gehorsam stellten.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Bren. »Schattenfürst Velon, Schattengraf Gadior, Kiretta, Navigatorin und Steuerfrau. Diessind die Gildenmeisterinnen von Ejabon: Nerate, Barea und Birra.«
    »Danke, General.« Nerates Lächeln war so breit wie das der Galionsfigur der Schwarzer Hai , die Bren in Flutatem gesehen hatte. Sie wandte sich an die Osadroi. »Wir wurden von den Entbehrungen Eurer Reise in Kenntnis gesetzt. Ich hoffe, wir können sie ein wenig lindern.« Sie winkte den Sklavinnen, sich neben die Schattenherren zu setzen. Velon betrachtete sie mit unverhohlenem Interesse. Ein Mensch hätte sich wohl die Lippen geleckt.
    »General Stonner hat euch gesagt, nach wem wir suchen?«, fragte Gadior.
    »Ihr kommt schnell zur Sache. Ich dachte, Unsterbliche hätten mehr Zeit.«
    »Was wisst ihr von Lisanne?«
    »Sie war hier.« Nerate genoss offensichtlich die Spannung, die die beiden Osadroi ergriffen hatte. Velon schob sogar eine Sklavin beiseite, die versuchte, seine Aufmerksamkeit mit Küssen auf den kalten Hals zu erregen.
    »Wann?«, fragte Bren.
    Sie griff nach einer Traube und lächelte.
    Kiretta verdarb ihre Vorstellung, indem sie ihren Haken benutzte, um sich ein entfernt liegendes Küchlein zu sichern, als wolle sie eine flüchtende Ratte aufspießen. Sie schlug so heftig zu, dass das Eisen die Glasschale zerbrach und in die Tischplatte knallte.
    Nerate rümpfte die Nase. »Sagte ich gerade etwas von Ungeduld?«
    Kiretta betrachtete ihre Beute. »Nicht alle hier sind unsterblich. Man sagt, manche haben es satt, auf dem Meer zu schippern, ohne Beute zu machen.«
    »Dankbarkeit findet bei den Freien Kameraden schnell ihre Grenze, scheint mir«, sagte Gadior.
    »Dankbarkeit füllt keine Schatztruhen. Aber«, sie biss in das Küchlein, kaute gründlich, schluckte, »ich gebe zu: Hunger leiden wir auch nicht.«
    »Und was ist mit Euch?«, fragte Birra, an die Osadroi gewandt. »Haben wir Eure Vorlieben falsch eingeschätzt?«
    Velon seufzte. »Wir sind zwei Wochen auf See, und auch davor war unsere Reise schon weit. Die kurze Zeit für eine Stärkung wird uns nicht zurückwerfen.«
    »Das wollte ich immer schon einmal sehen!« Gespannt beugte sich Birra vor.
    Velon sah sie an, bevor er sich der Frau mit den Narben zuwandte. Er hob ihr Gesicht am Kinn an. »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Tinaji.« Eigentlich war sie kein Mädchen mehr. Bren schätzte sie auf knapp zwanzig.
    »Lass mich deine Augen sehen, Tinaji.«
    Sie hob

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