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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Messerspitze in die Sonne, wo sie das Licht so hell zurückwarf, als blicke man in einen Blitz. »Ihr seid wahrscheinlich die Einzige, die uns hineinbringen wird. Und ganz sicher seid Ihr die Einzige, die uns wieder herausbringen kann.«
    Zweifelnd sah Kiretta zu dem Netz hinauf. »Habt Ihr schon einmal auf Tauen gekämpft?«
    »Nein.« Aber Ulrik wird das auch nicht jeden Tag tun, dachte Bren. Er wähnt sich im Vorteil, weil er glaubt, auf schwankenden Schiffen gelernt zu haben, sein Gleichgewicht zu halten. Er weiß nicht, was es bedeutet, auf einem Schlachtross zu sitzen, in einer Hand den Schild, in der anderen den Morgenstern, die Zügel zwischen den Zähnen, wenn von rechts Pikeniere anstürmen, ein Pfeil gerade tief genug durch den Rückenpanzer schlägt, damit man seine Spitze fühlt, und vor einem ein Schildwall steht, als hätten die Götter einen Keil in die Erde gerammt.
    »Und Ihr habt keine Angst?«
    »Angst nicht, nur Respekt. Ulrik hat Angst. Vor den Schattenherren, sonst hätte er es nicht so eilig, die Sache hinter sich zu bringen, solange die Sonne noch am Himmel steht und sie in den Schlaf zwingt. Und vor Alenias.«
    »Wo ist er? Ich habe Grauhaar heute noch nicht gesehen.«
    »Ulrik weiß, dass sich der Fayé nach dem Seelennebel sehnt. Er liegt gebunden und geknebelt unter Deck, damit er nicht nach seinen Dämonen rufen kann. Ulrik fürchtet wohl, dass mir sonst schwarze Schwingen aus dem Rücken wachsen könnten. Ein ungerechter Vorteil.«
    »Kein Panzer, eine kurze Klinge, unvertrauter Grund … Ich glaube nicht, dass Ihr im Vorteil seid, Bren Stonner.«
    Er lachte. »Ihr müsst mir den Rücken stärken, sonst glaube ich am Ende selbst noch, ich würde verlieren. Zuerst wird man im Kopf besiegt.«
    Sie seufzte. »Da mein Leben in Euren Händen liegt, will ich gern an Euren Sieg glauben.«
    »Anderenfalls würde ja auch Ulrik triumphieren, und das gönnen wir ihm doch nicht.«
    »Er ist eine schleimige Kröte. Ich freue mich darauf, zuzusehen, wie Ihr ihn aufschlitzt.«
    »So ist es recht.«
    Ein Nebelhorn verkündete das Ende der Vorbereitungen. Mit spöttischem Grinsen griff Ulrik in die Takelage und schwang sich hinauf.
    »Viel Glück«, wünschte Kiretta zum Abschied.
    »Mit Glück hat das Töten nichts zu tun«, gab Bren zurück. »Manchmal begreifen wir die Regeln nicht, nach denen das Nebelland die Seinen ruft, aber es gibt sie. Immer. Waffenstahl ist ehrlich.«
    »Ganz wie Ihr meint. Hauptsache, Ihr gewinnt.«
    »Da sind wir uns einig.«
    Er stellte sich breitbeinig auf das Deck, schwang seine Arme um den Körper, dehnte die Muskeln in der Seite seines Rumpfs. Einen Krampf konnte er jetzt nicht gebrauchen. Seine Krieger sahen mit grimmigen Mienen zu, die Schwerter gefasst und voll gerüstet, als er zum Mast emporkletterte.
    Ulrik tänzelte über die Seile zu seiner Ausgangsposition drei Schiffe weiter. Das Netz war nur an wenigen Stellen verknüpft, meist kreuzten sich die Taue unverbunden in der Luft. DieMaschen waren weit, oftmals einen Schritt oder mehr. Dieser Boden würde niemanden auffangen, der stürzte. Erst der Schlag auf die Planken gäbe Halt. Zudem übertrug sich die schaukelnde Bewegung der Schiffe auf das Netz, sodass es sich ständig veränderte. Mit alldem kam Ulrik gut zurecht. Er brauchte nicht ein einziges Mal mit den Händen zu greifen, um sein Gleichgewicht zu halten. An der Mastspitze angekommen, an der eine Flagge mit einem blutroten Wolfsschädel auf schwarzem Grund aufgezogen war, drehte er sich zu Bren um und zog einen seiner Säbel. »Fertig für den Tanz?«, rief er herüber.
    Bren überlegte, wie er dieses spezielle Gelände für sich nutzen konnte. Auf festem Boden stellte man ein Heer für gewöhnlich auf hohen Grund, weil es hangabwärts kämpfend mehr Druck aufbauen konnte. Damit zwang man den Feind zurück, und rückwärtsgehende Kämpfer strauchelten eher. Bei einem Duell stimmte diese Überlegung nicht immer. Zwar konnte auch ein einzelner Kämpfer kräftiger abwärts- als aufwärtsschlagen, aber wenn der Hang steil war, fiel es schwer, die Beine gedeckt zu halten.
    Dieser Faktor war hier ohne Bedeutung. Das Körpergewicht der Kontrahenten machte jede Stelle, auf die sie traten, zu einer Senke. Die Schritte fühlten sich an, als bewege man sich in einem Sumpf. Dort gab es auch viel Gestrüpp, an dem man sich verfangen und straucheln konnte, wie hier bei den kreuzenden Seilen.
    In anderer Hinsicht war das Netz wie ein mit trügerischem Eis

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