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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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geraubt worden. Lisanne liebt ihre Essenz, nicht wahr?«
    »Nicht immer reicht ihr, was ihr die Träume geben.«
    »Ligatas Bild – ist es schon dort? Oder können wir den Zug noch einholen?«
    »Wenn Ihr Euch beeilt, wird es Euch gelingen.«
    »Eine Frage noch«, bat Gadior. Die Freundlichkeit in seiner Stimme war bedrohlicher als alles, was er zuvor getan hatte. »Diese abgeschlagenen Köpfe – was geschieht mit ihnen?«
    Goran biss sich auf die Unterlippe.
    »Die Wahrheit. Ich kann mir schlecht denken, dass Lisanne Gefallen an verwesenden Leichenteilen hat.«
    »Die Wahrheit?« Aus unterlaufenen Augen sah Goran sie an. »Die Wahrheit ist, dass ich es nicht weiß. Elutan und ich wissen nicht viel von der Feuerburg. Die Chaque kommen von dort, und sie kehren zur Traumgöttin zurück, wenn sie ihren Tod nahen fühlen. Vielleicht sind die Köpfe Siegeszeichen, die sie als Tribut darbringen.« Er seufzte, als er wiederholte: »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Bren Stonner«, sagte Velon, ohne den Blick von Goran zu wenden, »mach unsere Truppen abmarschbereit. Und geleite seine Majestät zu seiner Sänfte. Ich bin mir sicher, er wünscht, uns persönlich zur Feuerburg zu führen.«

    »In Ejabon haben sie sich nicht so zurückgehalten«, murmelte Kiretta ihm zu.
    »In Ejabon hatten sie keinen Osadro als Gegner«, erwiderte Bren.
    Lautlos stampften die Schattenrosse auf dem gewundenen Weg den Pass hinauf. Die Räder der geschlossenen Kutsche holperten über den steinigen Grund. Velon schlief auf seinem Lager, Gadior ging mit Alenias an der Spitze der ondrischen Krieger. Zwischen den Bewaffneten trugen vier Diener Gorans Sänfte. Die Chaque zeigten kein Interesse daran, ihren König zu schützen. Sie marschierten in konstantem Tempo vor den Ondriern, führten Maultiere, die Karren zogen. Die Kisten darauf mochten abgeschlagene Köpfe enthalten, aber auch mit Tuchen verhängte Gemälde wurden darauf transportiert. Zwei Chaque beugten sich über einen toten Wolf, warteten, bis die Flüssigkeit, die sie auf ihn gespien hatten, sein Fleisch so weit auflöste, dass sie es schlürfen konnten. Aas schien ihnen beinahe so lieb wie Ghoulen.
    Kiretta rieb einen ölgetränkten Lappen über ihren Haken. Heute standen keine Sterne am Himmel, Nieselregen durchfeuchtete die Luft. Dennoch konnte man das Leuchten dertamiodischen Pflanzen weit sehen. Beinahe hatten sie den Bergsattel erreicht.
    »Für König Goran scheinen sie aber keine freundschaftlichen Gefühle zu hegen. Haben sie Zweifel an ihrer Überlegenheit?«
    Bren schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Ihr habt gesehen, was sie mit der Mordkrake getan haben. Ihre Macht würde ausreichen, um die Pyramide von Blutstein zum Einsturz zu bringen.« Es war wohl die Erwähnung des Ortes, die in seine Handflächen das Gefühl von Kirettas vollen Brüsten zurückkehren ließ. Bren ertappte seine Augen dabei, wie sie das Hemd streichelten, das sich über Kirettas Busen spannte.
    »Warum hielten sie sich dann zurück? Schattenherren stehen nicht in dem Ruf, ihrer Wut Einhalt zu gebieten. Sehen sie Goran doch als ihren Freund an?«
    »Bestimmt nicht. Für sie ist er so etwas wie eine Blasphemie, ebenso wie sein Bruder. Ein Osadro, der sein Herz noch in der Brust trägt, statt es in Ergebenheit dem SCHATTENKÖNIG darzubringen. Undenkbar in Ondrien. Der Kult würde alles tun, um die Asche der beiden in den Wind streuen zu können.«
    »Also keine Zuneigung.«
    »Nein. Aber eine bestimmte Form von Respekt.«
    »Ich dachte, die beiden dächten gering von ihm?«
    Bren nickte. »Aber nicht von seiner Schöpferin. Lisanne ist eine Schattenherzogin. Ihr Urteil ist über jeden Zweifel erhaben, und sie scheint Gefallen an den Königen zu finden. Darüber kann sich Velon nicht hinwegsetzen. Wäre Lisanne nicht, würde Goran nicht mehr leben. Oder vielleicht doch, wenner mit qualvollem Sterben beschäftigt wäre, mehrere Nächte lang.«
    »Eine Nacht hat in Tamiod viele Stunden.«
    »Osadroi kennen unzählige Arten, Schmerzen zu verursachen.«
    Bren sah zurück. Das Tal war schwarz wie ein See aus Tinte, in dem Inseln aus Licht trieben. Die leuchtenden Pflanzen bildeten Gruppen, Haine. Sie wirkten kälter als die sie umgebende Dunkelheit. Wie Schnee auf schwarzem Stein. Bren fröstelte. Der Nieselregen durchnässte seine Kleidung.
    »Sieht Lisanne wirklich wie die weiße Frau aus?«
    Bren wirbelte zu ihr herum. »Ihr habt sie gesehen?«
    Kiretta zuckte mit den Schultern. Im Licht eines

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