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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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die Kutsche zu schieben. Die drei Schattenrosse allein waren dem Gewicht auf diesem Steilhang nicht mehr gewachsen. Der Schweiß ließ Brens Untergewand zu einem nassen Handtuch werden.
    »Ich wollte immer schon wissen, wie sich ein Braten im Ofen fühlt«, grinste Kiretta neben ihm. Ihr Rufen übertönte das Prasseln des Feuers nur knapp. Sie drückte mit dem Rücken gegen den Wagen. Ihm gefiel, wie sich ihre Formen unter dem Hemd abzeichneten, das feucht an ihrem Körper klebte.
    Vom Himmel war nichts mehr zu sehen, über ihnen schlugen die Flammen zusammen. Von rechts waren es gelbe Zungen, von links tiefrote. Sie rangen miteinander, wie zwei Wolfsrudel, die sich ineinander verbissen.
    »Ich beginne, Eure Liebe für die Schatten zu verstehen!«, rief Kiretta. »In solchem Licht kann niemand bestehen!«
    »Ihr solltet beim Kult anheuern!«, gab Bren zurück. »Dort sagt man immer, dass niemand auch nur einen Tag lang in die Sonne sehen kann! Das Licht mag für die alten Götter gemacht sein. Die Menschen können es nicht aushalten. Zu viel Dunkelheit ist in ihren Herzen. Wenn das Licht sie vertreibt, verdorrt der Mensch.«
    Funken stoben aus den Flammenwänden, regneten herab. Sie füllten die Luft wie Nebel. Bren kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zog sein Hemd über Mund und Nase. Der Schweiß stank und das Atmen gegen den Widerstand war in der Anstrengung mühsam, aber das war besser, als sich die Luftröhre zu verbrennen. Unwillkürlich überlegte Bren, dass sie keine Möglichkeit hätten, auszuweichen, wenn ein Verteidiger der Feuerburg einen Felsen den steilen Weg herunterrollen würde. Unweigerlich würden sie zermalmt oder in die Flammen gedrängt werden.
    »Merkwürdig, dass kein Rauch in der Luft liegt!«, rief er.
    Kiretta sah ihn zunächst verständnislos an, nickte dann aber. Es war heiß wie in einem Dämonenpfuhl und die Funken brannten auf der Haut, aber die Luft als solche roch nicht verbrannt. Sie war klar wie auf See.
    Bren fand sich schon mit dem Gedanken ab, in eine andere Wirklichkeit gelangt zu sein, in der es nur Hitze und Anstrengung gab, als endlich die Erlösung kam. Die Steigung flachte so plötzlich ab, dass der Basaltweg beinahe unvermittelt in einen ebenen Verlauf kippte, und die Flammenwände blieben zurück. Erschöpft sanken die Krieger zu Boden.
    Bren schob sich neben die Kutsche, um den Weg voraus in Augenschein zu nehmen. Ein Krieger, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, öffnete gerade die Tür des Gefährts für Velon. Die Kleidung des Schattenfürsten hatte gelitten, an mehreren Stellen war sie von Brandlöchern verunziert. Er stieg ins Innere.
    Der Weg wurde hier breiter. Nach zwanzig Schritt führte er durch eine hausgroße Öffnung in einer senkrecht aufsteigenden Bergflanke. Zu beiden Seiten taten sich Abgründe auf, aus denen sich Feuersäulen drehten. Magma floss in Spiralen und Bögen, sein Zischen war deutlich zu vernehmen, aber der Schwerkraft waren diese Gebilde entzogen. Das Feuer wahrte seine Form, als flösse es in einem eng begrenzten Becken, obwohl ringsum nichts als Luft war. Einige der Säulen trafen neben der Öffnung auf den Fels, wo sie einen Torbogen bildeten, bevor sie sich an anderer Stelle wieder lösten. Auf ihrem Weg formten sie gequälte Gesichter, die den Ankommenden entgegenstarrten. Sie erinnerten Bren an die Fratzen in den Bäumen, mit denen die Fayé ihre Opfer straften, nur waren diese hier überlebensgroß.
    Die Chaque kannten keine Erschöpfung. Unbarmherzig zwangen sie die Maultiere weiter vorwärts, hinein in die Feuerburg. Die Gesichter in dem Flammenbogen schienen nichts Bedrohliches an ihnen zu erkennen. Jedenfalls ließen sie den Durchgang offen. Hätten sie das Feuer davor fallen lassen, hätten die Flammen das Tor wie eine Wand verschlossen. Das hätte auch einen Feldherrn wie Bren vor ein ernsthaftes Problem gestellt, zumal dieser Ort zweifellos zusätzlich von Kräften geschützt wurde, die noch weniger greifbar war als Feuer, das aus einer anderen Wirklichkeit genährt wurde. Vielleicht hatten solche Kräfte sie schon auf dem Weg hierher beobachtet und waren zu dem Schluss gekommen, dass sie ungefährlich waren.
    Bren nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, dann reichte er sie an Kiretta weiter. Er stand auf, löste den Morgenstern aus der Halterung an der Rückseite der Kutsche, und ging zu Gadior und Alenias. »Mir scheint, wir stehen vor dem Ziel unserer Reise«, sagte er.
    »Mögen die Schatten

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