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Knigge fuer Individualisten

Knigge fuer Individualisten

Titel: Knigge fuer Individualisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Bonneau
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gewählte Karte, tragen das Ganze zur Post –
     und dann: Keine Empfangsbestätigung, kein Danke, nichts. Sie fühlen sich
     schlecht, richtig? Und Sie selbst ersparen einem Schenkenden so ein
     schlechtes Gefühl, richtig? Als Natürliche sowieso, als Traditionelle auch. Und als Locker-Lässige? Warten Sie nicht, bis Sie dem Absender live
     ein Küsschen auf die Wange drücken können. Bis dahin haben Sie die Pralinen
     längst ge- und vielleicht vergessen. Lieber ein Kärtchen, eine E-Mail oder
     wenigstens ein Anruf. Und wie halten Sie es als Dynamische? Wer Sie gut kennt,
     erwartet von Ihnen kaum, dass Sie jetzt ein Schreibwarengeschäft auf- und
     nach einem passenden Motiv durchsuchen. Legen Sie sich bei Gelegenheit einen
     Kartenfundus an. Das Wort »Danke« können Sie doch schreiben, gell?
     Ansonsten: Ein Anruf ist auch okay.
Gratulieren
    »… mit größter Freude möchte ich mich in die Schar der
     Gratulanten einreihen und Ihnen, leider verspätet, doch nicht weniger
     herzlich, zu Ihrem persönlichen Ehrentag gratulieren. Ich hoffe inständig,
     dass das kommende Jahr ein sehr glückliches ist, voller Momente, an die Sie
     sich noch gern und lange erinnern möchten. Hierbei sollen Ihnen Gesundheit
     und innere Zufriedenheit treue Weggefährten sein. So verbleibe ich für heute
     mit meinen besten Wünschen und sehr freundlichen Grüßen …«
    Nein, das ist kein konstruiertes Negativbeispiel aus
     der launigen Präsentation eines alten Korrespondenzlehrgangs. Das ist ein
     echter Geburtstagsbrief aus dem Jahr 2011. Sie haben sicherlich einige der
     Ausdrucksfehler in dieser Realsatire entdeckt:
Worthülsen: »persönlicher Ehrentag« statt
     »Geburtstag«,
abgegriffene oder falsche Sprachbilder: »in
     die Schar der Gratulanten einreihen«, »Gesundheit und … Zufriedenheit
     treue Weggefährten«,
unmäßige, aufblähende Adjektive: »größte
     Freude«, »innere Zufriedenheit«, »sehr freundliche Grüße«.
    Wenigstens ist dem Gratulanten eine gewisse Konsequenz
     nicht abzusprechen; wenn schon falsch, dann richtig. Die Empfänger solcher
     Machwerke müssen ihrerseits gleich zwei Kunststücke vollbringen: 1. sich
     durch die Schwurbelei und Nachlässigkeit nicht herabgesetzt fühlen und 2.
     sich mit Anstand dafür bedanken: Denn auch ein Jubilar hat Pflichten.
     Hauptsache, Sie verlangen von Ihren Lesern nicht einen solchen Grad an
     Selbstdisziplin. Gratulieren Sie schriftlich, wie Sie mündlich gratulieren
     würden: konkret, wertschätzend, persönlich ( > ).
Weihnachtspost
    »Frohes Fest und alles Gute zum neuen Jahr.« Alle
     Jahre wieder ranken sich die mehr oder weniger gleichen Worte um die mehr
     oder weniger originellen Motive. Für Individualisten ist das nichts. Wie
     sehen deren Grüße zum Jahresende aus? Vielleicht so: Traditionelle könnten übers Jahr in
     Antiquariaten oder auf Flohmärkten nach alten Bildmotiven stöbern und diese
     professionell auf Karten kleben oder scannen (lassen). Für Natürliche ist der Jahresbrief das
     Medium der Wahl: So weiß Ihr ganzes Umfeld auf einen Schlag, was bei Ihnen
     los ist. Persönliche Sätze für jeden Adressaten nicht vergessen. Für Dynamische: Prägnant muss nicht
     formlos sein. Haben Sie eine kreative Ader? Skizzieren Sie von Hand eine
     Kerze oder einen Zweig; Picasso kam auch oft mit wenigen Strichen aus. Als Lässige wählen Sie bitte keine
     Schwarzwaldtanne im Schnee. Niemand nimmt Ihnen ab, dass Sie hinter diesem
     Motiv stehen. Vielleicht doch schon im Herbst mal Karten aussuchen? Und die
     lieber Anfang Dezember als im Februar verschicken?
Traurige Anlässe: Krankheit und Tod
    Die Hauptsache in einem Brief an einen Kranken sind
     konkrete Genesungswünsche. Doch was kann man schon wünschen, wenn der
     Patient und Sie wissen, dass er unheilbar krank ist? Etwas bleibt sogar für
     ihn zu hoffen: eine tätige und sensible Unterstützung durch Ärzte,
     Pflegekräfte, Freunde und Familie, gegebenenfalls Geborgenheit im Glauben
     und vor allem Schmerzfreiheit. Schreiben Sie ihm das – und dass Sie an ihn
     denken. Das ist nicht viel, doch es ist glaubhaft und einfühlsam
     zugleich.
Kondolieren
    Schreiben Sie als einzelne Person besser an eine
     Einzelperson als an mehrere Hinterbliebene. So können Sie im Singular
     bleiben, und korrekte Formulierungen gelingen problemlos: »Ihr Bruder« statt
     »Ihr Bruder/Schwager/Dein Onkel«; »Ich habe« statt »Mein Mann und ich
     haben«. Schließen Sie die anderen in den

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