Knigge fuer Individualisten
überzeugter wie überzeugender Schreiber.
höflich sein: Viele Abkürzungen sind
leserfreundlich, z. B.: »z. B.«, »bzw.«, »usw.«. Andere sind
unhöflich: »Hallo Fr. Wachter«. Bedauernswert, wer keine Zeit
hat, um »Frau« auszuschreiben. Genauso tief unter der
Höflichkeitsschwelle liegen Anschriften ohne Anredewort sowie
Schlusskürzel à la »MfG«. Dann kann man auch gleich »kZfS«
schreiben: »Keine Zeit für Sie.«
Stilkunde für Knigge-Stile
Für traditionsbewusste Autoren mit Vorlieben für Contenance
und Form ist das siebte Gebot selbstverständlich. Sie tun sich aber
oft schwer mit der Empfehlung, Klartext zu schreiben. Was dynamische
und natürliche Leser stört. Versuchen Sie, wenigstens zwei weitere
Gebote zu befolgen.
Natürlichpragmatische, lockere und dynamische Autoren
haben Floskeln gar nicht in ihrem Wortschatz. Natürliche Texte wirken dafür
oft etwas trocken. Da könnten zwei, drei Fragen und Zitate Leben in
die Zeilen bringen.
Dynamische tun
manchmal des Knackigen zu viel, so wirken ihre knappen Aufforderungen
wie »Ruf. Mich. An.« auf lockere und traditionelle Leser schroff.
»Bitte« und »danke« können auch diese Autoren schreiben.
Locker geschriebene Briefe werden meist mit Freude gelesen. Bei ausufernden
Geschichten winken dynamische Adressaten aber ab, bei emotionalen
Ausbrüchen traditionelle. Bitte auf die Gestaltung achten, Tippfehler
korrigieren.
Wenn schon, denn schon:
Korrespondenzlehre
Die Form der Geschäftskorrespondenz ist in Deutschland
in der DIN 5008 festgelegt ( > ), viele dieser
Regeln stehen im Duden. Sie beinhalten zum Einen gestalterische Vorgaben für
das Schreiben mit dem PC, z. B. zum Aufbau einer Anschrift oder zur Anzahl
der Leerzeilen zwischen den Elementen Datum, Anrede, Textkörper,
Schlussformel und Unterschrift. Darüber hinaus finden Sie dort Regeln z. B.
zu Abkürzungen oder zur Schreibweise von Zahlen. Für Individualisten ist die
DIN ein Gräuel. Aber diese Normen sollen Sie nicht in Ihrer Kreativität
beschneiden. Da sie einen Rahmen für gute Lesbarkeit schaffen, geben sie
Ihrer persönlichen Gestaltung von Geschäftsbriefen umso mehr
Raum.
Fürs Netz: Netikette,
denn irgendeiner liest es immer
Die Gebräuche aus den Anfängen der
E-Mail-Korrespondenz – Verzicht auf Layout und Anreden, Kleinschreibung,
viele Abkürzungen, noch mehr Icons wie z. B. Smileys – konnten sich in
Deutschland nicht durchsetzen. Diese Stilmittel sind derzeit auf den
SMS-Gebrauch beschränkt. Gleichzeitig bilden sich immer mehr spezifische
E-Mail-Normen heraus, z. B. diese:
Ausrufezeichen nur bei echtem Bedarf
verwenden.
Statt unendlicher
Re-Antw-Re-Antw-Re-Geschichten neue E-Mails schicken.
Aussagefähige Betreffzeile formulieren:
nicht »neue Version«, sondern: »Version 03 vom 07.07. 17:00
Uhr«.
Bei E-Mails an mehrere Adressaten diese
differenziert anreden: »Sehr geehrter Herr Schuster, liebe
Kollegen«.
Die Empfängerliste bei Sammelmails
verbergen, wenn nicht alle wissen müssen, wer die Information erhalten
hat.
Prüfen, wie Ihr Programm und die
Mailserver mit Blindkopien – B(C)C für Blind (Carbon) Copy –
verfahren.
Beim Weiterleiten (Fwd. für Forwarding ) persönliche Daten
des Absenders entfernen – außer bei Notwendigkeit.
Keine Wörter in SCHREIENDE Großbuchstaben
setzen.
Anhänge nur so umfangreich wie unbedingt
nötig halten.
So schnell wie möglich antworten; bei
längerer Abwesenheit die automatische Antwortfunktion (Autoresponder) aktivieren.
Die mangelnde Sicherheit im Netz
bedenken.
SCHREIB-ANLÄSSE IM JAHRES- UND LEBENSZYKLUS
In allen Kulturen tragen Rituale zum Zusammenhalt der
Gemeinschaft bei. Sitten und Gebräuche verleihen dem Leben und dem
Miteinander einen Rhythmus. Die schriftliche Begleitung der Anlässe gehört
dazu: Gratulationen, Weihnachtsgrüße, Kondolenzpost. Vertreter der alten Schule schätzen
das und sind enttäuscht, wenn andere auf Rituale – so würden sie es nicht
formulieren – »pfeifen«. Einfühlsame Natürliche fügen dem Standard eine gefühlvolle Note hinzu. Dynamische und Lockere empfinden
»das ganze Theater« meist als lästige Pflicht. Wie weit entfernen Sie sich
von den Ritualen, ohne Ihre Mitmenschen zu brüskieren?
Damit Gäste gern kommen: schön
einladen
Eine Einladung soll den Empfänger a. informieren und
b. zum Kommen motivieren. Deshalb gehören genaue
Weitere Kostenlose Bücher