Knigge fuer Individualisten
»stillen Gruß« am Ende ein: »auch
an/auch von«.
Eine stimmige Aussage ist auch bei einem Kondolenzschreiben
das A und O. Diese finden Sie am einfachsten, wenn Sie sich diese Fragen
stellen und die Antworten genau so schreiben:
Was haben Sie wie erfahren? (vom Tod des
Vaters gelesen …)
Welche Gefühle löst das in Ihnen aus?
(Bestürzung, Trauer …)
Was wünschen Sie dem Hinterbliebenen?
(Kraft, Trost im Glauben oder durch die Gewissheit, dass das Leiden
beendet ist …)
Was können Sie anbieten? (offenes Ohr,
tätige Hilfe, Besuch …)
Traditionelle finden geschliffene Worte selbst in schwieriger Lage. Doch bitte keine Kunst
am Wort: »Seien Sie meiner aufrichtigen Anteilnahme versichert« klingt eher
hölzern als aufrichtig. Auch dynamische Personen verheddern sich nicht in Gefühlen. Denken
Sie beim Schreiben nur daran, dass andere welche haben. Nicht zu schnell zur
Tagesordnung übergehen. »Ich komme dann nächste Woche zur
Heizkostenabrechnung vorbei.« – das jetzt bitte nicht. Wer von natürlicher Empathie geprägt ist,
findet stets Worte für emotionale Nähe: »Ich schließe Sie in mein Gebet
ein.« Stop; nicht jeder fühlt sich in Gottes Hand geborgen. Ein »Ich denke
an Sie« könnte einfühlsamer sein. Lockere tun sich schwer damit, negative Emotionen in Worte zu
fassen. Lassen Sie den Federhalter stecken, gehen Sie ans Krankenbett oder
ins Trauerhaus und nehmen Sie die betroffene Person in den Arm. Sie versteht
Sie auch ohne Worte.
BLAMAGE-PROPHYLAXE
Wie unkonventionell Sie Ihre Post auch gestalten,
diese Klippen können und sollten selbst Individualisten geschickt
umschiffen:
Inhalts- und Schreibfehler: Sie
senken Ihren Status und lassen die Wertschätzung des Adressaten
vermissen. Lieber mal im Duden nachsehen.
Informationsdefizite: Fehlende und
falsche Angaben sind nur ärgerlich.
Übertriebene, schwülstige
Formulierungen: Sie lassen auf einen selbstverliebten Autor
schließen: Nabelschau gehört ins Tagebuch, nicht auf die Post.
Die Erbtante würde bestimmt misstrauisch, wenn Sie sich allzu
sehr um ihre »geschätzte Aufmerksamkeit« bemühten.
Die Gastgeber sitzen an der Kopfseite des Tisches.
Kartoffeln werden nicht geschnitten. Eine Papierserviette wird auf dem
Teller entsorgt. Mit dem Besteck wird signalisiert, ob das Essen geschmeckt
hat … Das hört man hin und wieder, doch ist es richtig? Und warum überhaupt
Tischregeln? Weil sie sich wie alle Rituale aus gutem Grund in den
Konventionen etabliert haben, zum Teil schon vor 3.000 Jahren. Es gibt sie
immer noch, und so manche hat Bestand, obwohl niemand mehr an den
ursprünglichen Sinn denkt.
SITZEN, SCHIEBEN, LÖFFELN, SPIESSEN: TAFELRUNDE
Was man über korrektes Verhalten bei Tisch hört,
unterscheidet sich oft von dem, was man zu Hause eingetrichtert bekommen
hat. Welche Tischregeln sind sinnvoll? Welche sind alte Zöpfe? Und vor
allem: Wo beginnt und wo endet die Freiheit bei Tisch?
Vor dem Essen: Countdown läuft
Doch langsam. Am Tisch sind Sie, da hier zuerst einmal
von einem stilvollen Essen die Rede ist, noch lange nicht.
Auf die Plätze, fertig, sitz
Zu einem gesellschaftlichen Anlass bitten nach alter
Tradition Gastgeberin und Gastgeber nicht Einzelpersonen, sondern Paare.
Streng nach Protokoll geleitet der Gastgeber die Dame, die er z. B. aufgrund
ihres Rangs zur »Queen« des Anlasses bestimmt, an die Tafel. Die männlichen
Gäste führen jeweils ihre Tischdame an deren Platz und gehen dann an ihren
eigenen. Zuletzt begibt sich die Gastgeberin mit dem männlichen Ehrengast an
den Tisch.
APERITIF: EIN GLASREGELSPIEL
Wird ein Aperitif gereicht, müssen die Gäste nicht
mit leeren Händen dastehen, bis sie ihre Plätze einnehmen, und sie
kommen leicht ins Gespräch: »Cincin!« Werden die Gäste später gebeten,
den Aperitif an den Tisch mitzunehmen, tun sie das. Wenn nicht, nicht.
Nur wenige – Gastgeber wie Gäste – kennen allerdings diese Regel.
Umsichtige Gastgeber helfen diskret: »Ihr könnt eure Gläser auf diesem
Tablett abstellen.« Jetzt nicht auf Ex das Glas leeren. Es gibt noch
etwas zu trinken. Bestimmt. Hoffentlich.
Wenn die Gastgeberin sich setzt, nehmen alle Platz;
jeder Herr ist seiner Tischdame dabei behilflich. Ein echtes Zeremoniell –
und für das Mittagessen in der Trattoria ungeeignet. Wobei: Würden Sie dort
wirklich der Teamchefin – oder Ihrer Flamme – den besten
Weitere Kostenlose Bücher