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Knigge fuer Individualisten

Knigge fuer Individualisten

Titel: Knigge fuer Individualisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Bonneau
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E-Mail; wie
     anerkennend und persönlich wirkt daher ein Brief oder eine mit Bedacht
     gewählte Doppelkarte im Umschlag.
    Deshalb könnte die Marketing-Weisheit über den Einfluss der
     Verpackung auf den erwarteten Inhalt ergänzt werden durch die Formel
     »Zeitinvestition + Seltenheit = Wertschätzung«. Da lohnt es sich doch,
     Federhalter und Tintenfass noch nicht zu entsorgen. Und bei Gelegenheit zu
     verwenden. Denn Kugelschreiberschrift auf feinem Bütten entspräche sinngemäß
     der Stilkombination Gesundheitsschlappen zum Anzug.
    Die Knigge-Stile geben unterschiedlichen Medien den Vorzug: Traditionsbewusste nutzen die
     formelle Wirkung von Federhalter und Papier. Sie laufen nicht Gefahr, einen
     Brief zu spät zur Post zu tragen; ihre Kalender sind stets perfekt geführt.
     Bei dynamischen Schreibern ist der
     Füllfederhalter seit der Schulzeit eingetrocknet; sie tippen lieber vom
     Crosstrainer aus Nachrichten ins Smartphone. Wenn das sein muss, schicken
     Sie bitte eine Gratulation beim Morgentraining los und nicht erst nach der
     Tageshektik kurz vor Mitternacht. Als Lockere machen Sie es ähnlich oder kaufen im Vorbeigehen am
     Kiosk Karten mit witzigen Motiven. Aber Vorsicht: Bei einem ernsten Inhalt
     verwenden Sie besser nur ein weißes Blatt oder eine hochwertige Karte. Natürliche Pragmatiker können
     unterscheiden und versenden rein Informatives elektronisch, persönlich
     Wertschätzendes auf Papier.
    SCHREIBEN
     2.0: DU SOLLST nicht langweilen
    Der Empfänger soll Ihre Post gern lesen, komplett und
     konzentriert? Dann befolgen Sie die sieben Gebote des Schreibens. Sie
     lauten: Du sollst   …
abspecken: Schlank ist chic, auch bei der
     Wortwahl. Wozu einen »Telefonanruf« ankündigen? »Anruf« genügt.
     Und wenn Sie »unter Zuhilfenahme eines Stiftes« schreiben,
     können Sie das ohne Verlust schlicht »mit dem Stift« tun. Das
     ist eine Tatsache, die nicht zur »vollendeten« Tatsache
     aufgebläht werden muss. Und »ich« ist nicht weniger, sondern
     weit mehr als »meine Wenigkeit«.
Sätze leben lassen: Zu viele Substantive töten
     Ihren Text – und den Nerv des Lesers. »Wir sehen uns nicht in
     der Lage?« Na wo sehen Sie sich denn? Leserfreundlicher ist:
     »Wir können dies nicht, dafür aber das«. »Aufgrund Ihrer
     Mitteilung erhalten Sie hiermit die Bestätigung, dass die
     Erledigung Ihres Auftrags mit großer Wahrscheinlichkeit …« Nein!
     »Danke für Ihre Frage. Sie erhalten die Ware voraussichtlich …«.
     Ja.
nicht leiden: Das Projekt »ist nicht
     realisierbar«, das Schreiben »wird fertiggestellt«, wenigstens
     das. Ja und dann »werden Sie benachrichtigt«. Geholfen werden
     Sie, wie ein mit Sprachwitz spielender Werbespot verspricht,
     also noch lange nicht. Ohne Passiv-, also Leide-Formen ist
     die Sache schneller klar. Nennen Sie Ross und Reiter: »Wir
     helfen Ihnen. Und das sofort. Und gern.« Yessss.
nicht ohne Punkt und Komma schreiben: Kurze Zeilen
     und Absätze sind die deutlichsten Gliederungsmittel. Außerdem
     gilt: Wer Punkt und Komma nicht ehrt, ist der Lektüre nicht
     wert. Und diese Satzzeichen sind nicht die einzigen. Es stehen
     noch zur Verfügung: das Semikolon, das allein durch seinen
     Seltenheitswert Spannung erzeugt; Gedankenstrich und Doppelpunkt
     – sie schaffen ohne Worte Zusammenhänge; Fragezeichen und für
     wörtliche Zitate Anführungszeichen für den direkten Bezug des
     Sprechers zum Leser. Vorsicht aber mit Ausrufezeichen! Ein
     geschickter Autor muss nicht brüllen. Und wenn, dann nur im
     richtigen Moment.
Schachtelsätze vermeiden: »Wir hoffen auf Ihr
     Verständnis dafür, dass sich, weil bei der Verzollung ein
     Problem aufgetreten ist, die für den 2. Mai avisierte Lieferung
     bis 20. Mai verzögert.« Warum Haupt-Sachen in Neben-Sätzen
     verstecken? Klartext schreiben: »Sie erhalten die Ware statt am
     2. am 20. Mai. Wir bitten Sie um Geduld.« – »Erlauben Sie mir,
     Ihnen die Frage zu stellen, ob Sie am 09.12. Zeit für mich
     hätten?« So nicht. Fragen Sie lieber: »Wann darf ich Sie am
     09.12. besuchen?«
nicht übertreiben: »Ich bin fest davon überzeugt,
     wir kommen sehr schnell zu einem befriedigenden Ergebnis.« Eine
     geschliffene Sprache lässt auf einen Schreiber mit hohem Status
     schließen. Unterstreichende Wörter im Übermaß wirken hingegen
     nicht verstärkend, sondern – im Gegenteil – relativierend. »Ich
     weiß, wir schaffen das.« So formuliert ein gleichermaßen
    

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