Knigge fuer Individualisten
auf der Terrasse.« Raucher finden das inzwischen
normal.
… mitgebrachten Wein als Gastgeschenk behandeln; oder
muss ich ihn öffnen? Sie öffnen ihn nur, wenn abgesprochen ist, dass
sich die Gäste mit dem Wein an der Einladung beteiligen, und wenn die
Sorte zum Essen passt.
… Besteck mehrfach verwenden lassen? Nur wenn Sie
nicht zwischendurch abspülen können und zum Ablegen Besteckbänkchen
eindecken. Sie müssen nicht wie in »Pretty Woman« ein ganzes Arsenal
auf dem Tisch ausbreiten.
… meine Gäste zum Auftragen und Abräumen einspannen?
Wenn’s leger zugeht und die kurzfristige Unruhe Ihnen nichts ausmacht:
klar. Sonst bitten Sie im Vorfeld einen einzelnen Gast, Ihnen etwas
zur Hand zu gehen.
… sie bitten, ihre Smartphones vom Tisch zu nehmen?
Es ist Ihr Haus, Ihr Tisch, Ihr Essen. Spielen Sie aber nicht den
Oberlehrer, wenn Sie die Regeln erklären. Sie können frühzeitig durch
die Blume zu verstehen geben: »Schön, dass wir heute mal ungestört
zusammen sitzen.« Helfen weder zarte Andeutungen noch Winke mit dem
Zaunpfahl? Nehmen Sie den Telefonierer zur Seite und bitten Sie ihn,
das Gerät wenigstens stumm zu schalten.
… vor meinen Gästen schlafen gehen? Nur unter der
Bedingung, dass die dann das Frühstück machen, wenn Sie wieder
aufstehen. Besser sorgen Sie für einen gemeinsamen Schlusspunkt:
»Schön, dass ihr hier wart. Ich freue mich auf euren nächsten Besuch.
Jetzt wünsche ich euch einen guten Heimweg.« Konsequent bleiben.
Stehen bleiben. Dann schlafen Sie bestimmt ruhiger.
Die andere Seite: Muss ich als
Gast ...
… eine Einladung annehmen, zu der ich keine Lust
habe? Nein, solange Sie entweder eine schlüssige Begründung haben oder
bei diesen Leuten ohnehin nicht mehr eingeladen werden
wollen.
… auf die Minute eintreffen? Nein, fünf Minuten
dürfen Sie sich verspäten; sonst bitte bereits anrufen, sobald sich
Ihre Verspätung abzeichnet). Reden Sie sich nicht auf das angeblich zu
tolerierende »akademische Viertelstündchen« heraus. Ein Essen ist kein
Hauptseminar und die Wohnung der Gastgeber kein Hörsaal an der
Universität.
… immer ein Geschenk mitbringen? Bei
gesellschaftlichen Anlässen nein, sonst ja. Blumen vor dem Überreichen
auspacken, das Papier bitte nicht im Treppenhaus entsorgen, sondern in
der Manteltasche. Bei großen Gesellschaften Blumen und auch andere
Präsente vorher anliefern lassen. Blumen danach sind weniger üblich,
aber darum nicht weniger elegant.
… auf dem mir zugewiesenen Platz sitzen und da sitzen
bleiben? Dort Platz nehmen ja, bis zum Ende und durchgängig sitzen
bleiben nein. Können Sie sich mit Ihren Tischnachbarn gar nicht
anfreunden? Fragen Sie sich, warum der Gastgeber Sie dort platziert hat. Nutzen Sie die Gelegenheit,
die Knigge-Stile Ihrer Sitznachbarn herauszufinden ( Übungsanleitung > ). Beim Kaffee können Sie einen vorübergehend
frei gewordenen Stuhl in anderer Nachbarschaft nutzen; kommt dessen
Besitzer zurück, bieten Sie natürlich reuig an, seinen Platz
freizugeben.
… von allem probieren, was auf den Teller kommt? Den
Teller leeressen? Oder einen Anstandsrest liegen lassen? Drei Fragen:
dreimal nein.
… bis zum bitteren Ende bleiben? Nicht unbedingt.
Verabschieden Sie sich aber nur vorzeitig, wenn es gar nicht anders
geht.
… mich später noch einmal schriftlich bedanken? Nur
wenn Sie eine schriftliche Einladung bekommen hatten. Sonst genügen
Anruf, oder E-Mail oder SMS.
WER ZAHLT, SCHAFFT AN: IM RESTAURANT
Ob ein Liebespaar den Valentinstag feiert, ob Onkel
Klaus zum Essen bittet oder Geschäftsleute ihre Kunden verwöhnen: Wer in ein
Lokal einlädt, ist für das Wohlbefinden seiner Gäste verantwortlich. Er
wählt das Lokal und geleitet seine Gäste an den Tisch – im eleganten
Restaurant sowie im Ausland vom Oberkellner geführt. Dort weist er die
Plätze zu, empfiehlt Speisen, bestimmt und bestellt Getränke (nach) und
verkostet den Wein. Schließlich zahlt er die Rechnung – diskret, daher nicht
am Tisch –, hebt die Tafel auf und geleitet die Gäste zum Ausgang. Der
Parcours ist traditionell praktisch geregelt.
Wein und Speisen wählen und
bestellen
Welche Geschmacks-Kombinationen von Speisen und
Getränken im Prinzip als harmonisch gelten, wissen Sie ( > ). Genießer stimmen sogar
die Speisen aufeinander ab und wählen kalte vor warmen Speisen, bei warmen
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