Knigge fuer Individualisten
Herbstwald passen auch. Lockere wissen: Sich korrekt verhalten
und gleichzeitig geliebt werden, das geht nicht, und streben deshalb
Perfektion gar nicht erst an. Deko und Vorlegebesteck vom Flohmarkt? Warum
nicht, ein Thema ist das garantiert, nicht nur fürs Tischgespräch. Und beim
nächsten Trödelmarkt wird alles wieder verkauft.
Hurra, die Gäste sind da
Sie haben als Zeitpuffer einen Aperitif gereicht, um
mögliche Verspätungen – eigene oder einzelner Gäste – aufzufangen. Jetzt
sitzen alle Gäste am Tisch. Vorhang auf für das Menü.
Servieren und Degustieren: die
harten Fakten
Als Erstes schenken Sie Wasser ein. Haben Sie den Wein
noch nicht geöffnet? Tun Sie es jetzt. Ob der Verschluss aus Kork,
Kunststoff oder Glas ist – verkostet wird auf jeden Fall:
Sie schenken sich einen Probeschluck ein.
Sie halten das Glas gegen das Licht: Ist
der Wein klar? Dann darf er ins Glas; sonst: neue Flasche.
Sie prüfen mit der Nase das Bukett.
Riecht der Wein nach Kork oder Essig? Ab in den Ausguss. Neue Flasche.
Von vorn.
Riecht er gut, nehmen Sie einen Schluck
und behalten ihn kurz im Mund; nicht laut schlürfen. Ist er nicht in
Ordnung? Ausguss, siehe oben. Ist er gut, ist er auch für Ihre Gäste
gut.
Schenken Sie ein, setzen Sie sich hin.
»Zum Wohl.«
Und dann gibt’s was zu essen. Das Servieren ist ein
Kinderspiel:
An der rechten Seite eines Gasts bringen und
entfernen Sie Gläser, Teller, Tassen aller Art, Löffel und Messer. Von
rechts schenken Sie auch die Getränke ein.
Von links bringen und entfernen Sie
Brotteller und Salatschälchen sowie Gabeln, und Sie reichen Brot,
Butter und Speisen, die Sie vorlegen oder die die Gäste sich
nehmen.
Und was tun die einzelnen
Knigge-Typen?
Traditionelle und Natürliche halten sich an diese
Empfehlungen, weil sie Best
Practice sind: Gegen Bewährtes ist kein individuelles Kraut
gewachsen. Es kann aber praktischer sein, von links einzuschenken, z. B.
weil ein Linkshänder sein Glas dorthin gerückt hat. Natürliche möchten vielleicht einem
Gast die Ehre erweisen, den Wein zu verkosten. Doch was, wenn der nicht gut
ist? Ersparen Sie – dem Gast und sich – das Problem. Lockere achten bitte darauf, dass sie
vor lauter Plauderei das Servieren nicht vergessen: Ihre Gäste sollten warme
Gerichte warm essen können. Vorgewärmte Teller leisten nicht nur Ihnen gute
Dienste. Dynamische legen bitte
zwischendurch einen Boxenstopp ein: Servieren Sie lieber zuerst wenig und
dann immer wieder nach. Treiben Sie Gäste nicht an.
Die Leute sind nicht nur zum Essen
hier
Laden Sie ein, um Ihre Kochkünste und das Edelste aus
Ihrem Weinkeller zu präsentieren? Oder Ihre neue Wohnung oder den neuen
Freund? Immer sollte (auch) Ihr Ziel sein, Ihre Gäste ins Gespräch zu
bringen; denken Sie bei aller Koch- und Serviertechnik daran. Machen Sie
Ihre Gäste miteinander bekannt. Setzen Sie sie so, dass sich Gemeinsamkeiten
ergeben, > . Ermuntern Sie die Gäste, aus
Ihrer CD-Sammlung ein Wunschkonzert zusammenzustellen. Und lassen Sie »aus
Versehen« einen Reiseführer oder einen Kunstband auf einem Tisch oder
Sideboard liegen: Irgendwer fühlt sich davon garantiert
inspiriert.
PANNEN HILFE
Ein Fleck auf Tischdecke oder Teppich? Selbst wer
einen Hang zum Theatralischen hat, sollte sich und seinen Gästen eine
Szene ersparen. »Ruhig Blut« ist auch geboten, wenn ein Gast ausfällig
wird. Verschluckt oder verletzt sich jemand? Pflaster holen, Erste
Hilfe leisten, im Notfall die 112 wählen.
DAMIT
NICHTS SCHIEFGEHT: RECHTE UND
PFLICHTEN FÜR ALLE
Fragen des Gastgebers: Darf ich ...
… die Gäste bitten, Kinder und Hunde zu Hause zu
lassen? Ja: Formulieren Sie Ihre Einladung eindeutig: »… Ina und Wolf
zur Weinprobe«. Ihr Risiko: Die Gäste brauchen einen Baby- oder
Dogsitter, der dann gleich wieder Geld kostet. Aber Sie haben, was Sie
wollen.
… einen Gast, der vorzeitig an der Tür steht, nochmal
um den Block schicken? Er muss aus Ihrer Schusslinie heraus. Er kann
im Wohnzimmer Zeitung lesen, Ihrem Kind eine Gutenachtgeschichte
erzählen, den Hund Gassi führen.
… Gäste im Wohnzimmer warten lassen, bis das Essen
fertig ist? Klar, wenn Sie einen Unterhalter engagieren. Besser: Sie
laden als Paar ein oder bitten einen Freund: Der eine betreut die
Gäste, der andere managt die Küche.
… das Rauchen verbieten? Sagen Sie: »Der Aschenbecher
steht
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