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Knight 02 - Stuermisches Begehren

Knight 02 - Stuermisches Begehren

Titel: Knight 02 - Stuermisches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Moment der Erfüllung vorüber war. Sie würde ihn verachten. Schlimmer noch, er würde sich selbst verachten. Sosehr er sie auch begehrte, er wollte sie nicht durch Tricks gewinnen. Am Ende wäre sie dann bloß so ver- derbt wie er. Falls er je beweisen wollte, dass ihm die Ehre etwas bedeutete, auch wenn er eine Schlange und ein Spion war, dann musste er jetzt damit beginnen, jetzt und hier, bei Alice. Seine Seele konnte er nur retten, wenn er all seine Verführungskünste vergaß und ihr den tiefsten, wahrsten – und verletzlichsten – Teil seines Selbst offenbarte. Vielleicht konnte er dann ihr Vertrauen gewinnen. Er wusste, dass er es jetzt noch nicht verdient hatte. Der schreckliche Moment, als sie gefallen war, hatte ihm blitzartig klar gemacht, dass dies, egal was er vorher gedacht hatte, kein Spiel war – er hatte eine schöne, ehrbare junge Frau vor sich, und er trug die Verantwortung dafür, was aus ihr wurde.
    „Kommen Sie auch?“ fragte sie, auf dem Rücken treibend, und spritzte mit den Zehen eine Fontäne warmen Wassers nach ihm.
    Seine Augen loderten beim Anblick ihres blassen, gut ent- wickelten Körpers auf. Unter großer Willensanstrengung stieß er hervor: „Jetzt nicht.“
    Sie lächelte. „Aber Sie sind doch genauso schmutzig, wie

ich es war, und sicher ist Ihnen auch kalt. Haben Sie keinen Muskelkater von all dem Fechten und Boxen?“
    „Ich gehe später rein, wenn Sie fertig sind.“
    „Warum?“
    Er richtete sich auf und starrte sie nur an, bis ihr unschul- diges Lächeln erlosch. Verständnis blitzte in ihren blauen Augen auf, und dann lief sie dunkelrot an. Sie wandte den Bück ab, plötzlich wieder ganz mädchenhafte Scheu.
    Er schloss die Augen und betete um innere Kraft, als sie tauchte und von ihm wegschwamm, um ihr Bad im Kerzen- schein bei den Stufen abzuschließen.

9. KAPITEL
    Etwa eine Stunde später saß Alice erfrischt und ausgeruht vor dem Spiegel in ihrem Zimmer. Sie trug das elegantere der beiden Kleider, die ihr jetzt noch zur Verfügung standen. Ihr Reisegewand war vollkommen ruiniert. Für tagsüber hatte sie das einfache pastellblaue Musselinkleid, doch jetzt am Abend war natürlich das etwas weiter ausgeschnittene grü- ne Samtgewand angemessener. Es war eines ihrer Lieblings- kleider, weil der Samt weich Und bequem war und der Rock wunderschön fiel. Der Ausschnitt war eckig und wie die lan- gen engen Ärmel mit elfenbeinfarbener Spitze besetzt, und an der hohen Taille prangte eine schwarze Satinschleife. An den Füßen hatte sie passende grün-schwarze Samtschuhe. Sie saß da, baumelte mit den Füßen und kämmte sich mit träumerischer Miene das Haar.
    Vor sich sah sie immer noch Lucien, wie er sich in der Grot- te entkleidet hatte, um ebenfalls ins Becken zu steigen. Er hatte sich das Hemd über den Kopf gezogen, so dass sie ei- nen Blick auf seine schmale Taille, die breiten Schultern und den muskulösen Rücken hatte werfen können. Bei dem Ge- danken wurden ihr die Knie weich.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Träumereien. Als sie aufstand und öffnete, verbeugte sich ein Lakai vor ihr.
    „Guten Abend, Miss. Seine Lordschaft bittet Sie, ihm vor dem Dinner in der Bibliothek Gesellschaft zu leisten. Er wies mich an, Ihnen das zu geben.“ Er streckte ihr ein Tablett ent- gegen, auf dem ein Schlüssel lag.
    Sie runzelte die Stirn und nahm den Schlüssel. „Wofür ist der?“
    Der Lakai wurde rot. „Äh, für Ihr Zimmer, Miss.“
    „Oh“, meinte sie und lief ihrerseits rot an. Ihr Herz begann laut zu klopfen. Was hatte das zu bedeuten? Handelte es sich

wieder um ein Kräftemessen, wie bei ihrem letzten Zusam- mentreffen in der Bibliothek? „Hat er etwas gesagt?“ erkun- digte sie sich.
    „Nein, Miss. Soll ich Sie jetzt in die Bibliothek führen?“
    Sie schaute ihn an. „Inzwischen kenne ich den Weg.“
    Als sie die Bibliothek ein paar Minuten später betrat, konnte sie von Lucien nichts weiter sehen als seine Stiefel und eine Hand, die, ein Glas Rotwein haltend, lässig über die Lehnstuhllehne ragte. Er saß mit dem Rücken zu ihr vor dem Kamin, in dem ein Feuer loderte. Vorsichtig ging sie zu ihm. Er stützte die Wange auf die Faust. Schweigend blickte er sie an, als sie näher kam. Im Schein des Kaminfeuers glänz- ten seine Augen voll Sehnsucht. Seine Lippen sahen zart und weich aus, ein wenig schmollend, als wollten sie unbedingt geküsst werden.
    „Hallo“, murmelte sie, die Hände locker im Rücken ver- schränkt, und stellte

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