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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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woher ich den Todestag des Briefträgers so genau weiß. Als er nicht nachfragt, spreche ich.
    »Neue Schuhe? – War aber auch Zeit.«
    »Zeit ist das Thema«, antwortet er. »Es ist so viel Zeit vergangen. Endlich kann Herr Perings seinen Bruder begraben.«
    Frau Schröder nickt uns allen kurz zu und verschwindet. Sehr beeindruckend, die alte Frau ist den ganzen Weg von Krewinkel zu Fuß auf die Kehr gekommen.
    »Brauchst du mich hier noch?«, frage ich Marcel. Meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren zaghaft. Aber wie kann ich mein Wohnzimmer jemals wieder normal nutzen, wenn ich es als Andachtsraum für einen dort Ermordeten erleben soll?
    »Nein«, sagt er. »Ich hätte lieber, du würdest rübergehen. Wir kommen später nach. Und hol bitte Linus mit.«
    In der Einkehr herrscht große Emsigkeit. Es wird geschnippelt und gebrutzelt, was das Zeug hält.
    »Mein falscher Hase ist doch schon fertig«, sage ich ungehalten, während ich die Tür zum Nebenraum öffne, wo sich Linus immer aufhält, wenn es in der Küche hektisch wird oder Besuch von einer Behörde wie dem Gesundheitsamt ansteht. Der Hund springt freudig hinein, weiß er doch, dass dort ein Napf mit Leckereien auf ihn wartet.
    »Gudrun hält es für besser, wenn wir eine Alternative anbieten«, sagt Regine. Ihre Stimme klingt ungewohnt schnippisch.
    »Dicke Luft?«, frage ich geradeheraus.
    »Ich weiß nicht, wie man in so hohen Schuhen überhaupt bedienen kann«, sagt Gudrun und nickt zu Regine hin, die heute weiße High Heels aus Lackleder trägt. Die Schuhe passen zwar bestens zu ihrem kurzen gerüschten weißen Rock, wirken aber wie das gesamte Outfit in einer Restaurantküche recht befremdlich. Hermann Kerschenbach wird seinen Blick nicht von diesen wohlgeformten Beinen nehmen können.
    Ich sehe David an.
    »Regine ist sauer wegen dem Internetmann.«
    »Ach, ihr habt es ihr also erzählt?«
    »Schön, dass du auch im Bild bist«, schnappt Regine. »Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht? Mich über meinen Kopf hinweg an wildfremde Männer zu verkuppeln?« Sie knallt Gudrun ein großes Stück Kalbsfilet hin.
    »Meine Worte«, sage ich. »Schneid das Filet in feine Scheiben, Gudrun, wir bieten als Alternative Kalbsmedaillons an. Hauchdünn mit Mandeln paniert, mit Sahnereis auf Zwiebel-Apfel-Kompott, davon haben wir noch genug.«
    Es wird Zeit, dass mein Personal begreift, wer hier den Kochlöffel in der Hand hat.
    »Arm und alt«, schnaubt Gudrun. »Was willst du mit so einem Mann? Den musst du in ein paar Jahren wenden und kannst dich freuen, wenn du von der Kasse was dazukriegst. Was ist denn das für eine Zukunft? Schau dir den Mann aus Heins Internet wenigstens mal an, den Robert. Der hat Kohle, ist Beamter und dazu noch flott und jung …«
    »Das reicht!« Ich nehme Gudrun das Messer ab. »Deine Scheiben sind viel zu dick. So kommen wir nie auf unsere Kosten. Ich schneide weiter. Und Hermann Kerschenbach ist ein sehr netter Mann.«
    »Die Schwester heiratet sie aber mit.«
    »Die trägt wenigstens schickere Schuhe als du«, erwidert Regine und richtet ihr Messer auf Gudruns Birkenstocksandalen.
    »Ich decke die Tische«, bietet David an, bereit zur Flucht in den Gastraum.
    Der Setra taucht Punkt zwölf Uhr auf.
    »Donnerwetter«, begrüße ich Hermann Kerschenbach, »und Sie waren zu so früher Stunde schon in Prüm?«
    »Ja.«
    Erwartungsvoll blickt er an mir vorbei in den Gastraum. Regine wird er da nicht sehen können; die ist in die Damentoilette gestürzt, als der Bus vor der Einkehr parkte. »Für sich nachzuschminken«, hatte Gudrun pikiert angemerkt. »Reine Verschwendung von Rohstoffen.«
    Auch Hermann Kerschenbach sieht sehr präsentabel aus.
    »Wir sind um acht Uhr losgefahren«, sagt er. »Einigen war das sogar schon zu spät. Frau Rolef vom Geschichtsverein hat uns eine sehr eindrucksvolle Führung durch die Basilika gegeben. Wussten Sie, dass Karl der Große in Prüm geboren wurde und sein Enkel, Kaiser Lothar, dort bestattet ist?«
    »Sein Sohn Pippin der Bucklige soll da auch liegen«, gebe ich mit meinem in der Eifel erworbenen Wissen an. »Prüm ist eben eine wahre Karolingerstadt.«
    »Eine ehemalige Abteistadt«, antwortet er. »Das steht auf den Schildern an der Autobahn.«
    Darüber habe ich mich in der Tat auch schon mehrfach gewundert. Wo es in Deutschland von noch bestehenden Abteien nur so wimmelt, wirbt man in Prüm für eine längst untergegangene.
    »Was kann man von der Abtei denn da noch besichtigen?«,

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