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Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Knochen im Kehricht: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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fragt jetzt auch Hermann Kerschenbach. »Wieso sollten Leute an einem Ort haltmachen, wenn nichts von dem mehr da ist, wofür die Stadt auf dem Schild Reklame macht? Ehemalig …«
    »Ehe?« Gudrun taucht aus der Küche auf und wirft Hermann Kerschenbach einen vernichtenden Blick zu. »Wer spricht hier von Ehe?«
    »Ehemalig«, beruhige ich sie. »Wir sprechen über die historische Bedeutung der ehemaligen Abteistadt Prüm. Und dass man sie besser Karolingerstadt nennen sollte.«
    »Ach so«, sagt sie, »Karolinger. Karl der Große. Kaiser Lothar. Die alten Knochen.«
    »Knochen? Knochen! Sind etwa noch mehr Knochen gefunden worden?«
    Es sind mehrere Stimmen. Hinter Hermann Kerschenbach drängen sich die Gäste ins Restaurant und stürzen auf das Stichwort Knochen sofort wieder an die Logenplätze der vergangenen Woche.
    »Willkommen!«, begrüße ich die Schar und unterdrücke die Worte, die mir als Erstes in den Sinn kommen. Nein, heute kann ich Ihnen leider keinen neuen sensationellen Leichenfund bieten, nur falschen Hasen aus Lammfleisch und als Alternative mandelpanierte Kalbsmedaillons und noch etwas Hühnersuppe.
    Ich spüre Atem in meinem Nacken, trete einen Schritt vor und drehe mich um.
    »Ich hatte recht, schöne Frau, nicht wahr?«, fragt Konrad Meissner. »Es war doch ein Unterschenkelknochen?«
    »Ja«, sage ich, »studieren Sie nur fleißig weiter.«
    Bitte sofort, anstatt mich zu belästigen, würde ich gern hinzufügen.
    »Das tue ich gerade.« Er rückt wieder näher an mich heran und flüstert mir ins Ohr: »Aber am liebsten am lebenden Objekt. Was haben Sie zu verlieren, Frau Klein? Wir sind doch beide erwachsene Menschen. Ich sag das jetzt einfach mal so ganz freiheraus: Ich bete Sie an, Katja Klein. Und wäre der glücklichste Mensch der Welt, wenn Sie mir eine klitzekleine Chance gäben. Ich möchte Sie fragen: Darf ich wenigstens hoffen?«
    »Konrad, lass Frau Klein in Ruhe«, ertönt jetzt Frieda Kerschenbachs Stimme. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass sie die Konsonanten nicht ganz so hart ausspricht wie ihr Bruder, bei dem Buchet wie Puchet und Regine nach Rekine klingt. Ich hielt das für eine persönliche Eigenheit, bis mich Gudrun aufklärte, alle Leute zwischen Winterspelt und Bleialf bis runter nach Prüm seien mit diesem kleinen Sprachfehler ausgestattet. Vielleicht mag Gudrun den Busfahrer nur deshalb nicht, weil er sie Kutrun nennt. Meine Abneigung gegen Konrad Meissner hat jedenfalls nichts mit seiner harten Aussprache zu tun.
    Jetzt hebt er entschuldigend die Schultern.
    »Bitte verzeihen Sie, ich möchte mich Ihnen keinesfalls aufdrängen.« Er legt mir eine Hand an die Taille. »Aber in unserem Alter darf man keine Zeit vergeuden. Das bisschen, das wir davon noch haben, sollten wir sinnvoll nutzen, bevor wir zu Staub zerfallen.«
    Ich reiße mich los. Was für eine Anmache! Jetzt droht er mir schon mit dem Tod!
    »Jeder sollte das«, philosophiert ein anderer Mann und deutet zum Fenster. »Es kann einen in jedem Alter treffen. Der Briefträger war ja erst zwanzig. Heute wäre er auch ein alter Mann. Was der alles verpasst hat.«
    Das wird jetzt im Einzelnen diskutiert. Alle haben noch vor ihrer Tour den Trierischen Volksfreund gelesen und sind bestens über den Stand der Ermittlungen informiert. Der Gruselfaktor meines Restaurants ist offenbar schmackhafter als jedes Gericht, das ich auftischen könnte.
    Ich überlege, wie ich Marcel und Herrn Perings nachher so unterbringe, dass sie keine dieser Gesprächsfetzen mitbekommen, bitte dann David, einen der beiden Gartentische vor dem Haus hereinzutragen und etwas abseits direkt vor die Küche zu stellen. Gudrun wehrt sich.
    »Wenn wir mit den Platten …«
    »Dann passt eben auf!«, fahre ich sie an. »Der Mann kommt frisch aus dem Mausoleum.«
    »Frische Maus?«, fragt sie verwirrt.
    »Der Mann kommt aus meinem Haus.« Ich hole tief Luft und bemühe mich um die gleiche Geduld mit ihr, die Marcel immer für sie aufbringt. »Der will seines toten Bruders gedenken und nicht wissen, dass dessen Unterschenkelknochen letzte Woche hier wie ein Hors d’œuvre herumgereicht wurde. Wo bleibt der Begrüßungssekt?«
    Gudrun blickt vielsagend in jene Ecke, wo Regines Hände eine Flasche wärmen, während die des Busfahrers auf ihren Schultern liegen.
    »Bitte, Gudrun, jetzt hör damit endlich auf! Freu dich doch, dass Regine einen Kerl hat. Genau das wolltest du doch die ganze Zeit!«
    »Aber nicht den«, erwidert Gudrun, stapft in ihren

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