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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weit.«
    Ich winkte ab. »Solange wir auf dem Felsen bleiben, ist es mir egal, mein Freund.«
    Das blieben wir auch, und wir legten uns dorthin, wo die meisten Träumer ihre Plätze gefunden hatten und sich die Energie am stärksten konzentrierte.
    Ich schaute in eine Frau, deren blasses Gesicht dem Mond zugewandt war. Sehr deutlich zeichneten sich unter ihrer Haut die etwas grünlich schimmernden Knochen ab.
    Es war bei allen so, und mir floß ein Schauer über den Rücken, denn auch Dennis besaß dieses sichtbare Skelett. Einfach war es nicht, sich auf dem glatten Gestein zu halten, trotz der zahlreichen Spalten, Risse und kleinen Vorsprünge, zu denen wir uns immer wieder hintasteten, um dort eine Stütze zu bekommen.
    Als Zebuion stehenblieb, stoppte auch ich. Er deutete zu Boden. »Bitte, John, nimm Platz.«
    Ich drückte mich nach unten. Zum Greifen nahe lag ein kleiner Mensch. Die kaum erkennbaren Lippen waren bei ihm zu einem Lächeln verzogen. Ich konnte nur hoffen, daß die Kleine schöne Träume hatte. Vielleicht gab es auch so etwas in der anderen Welt. Zebuion hatte meinen Blick bemerkt und nickte. »Es ist eine Waise, die bei ihren Großeltern lebt. Vater und Mutter wurden bei den Unwettern zu Beginn des Jahres von einem Baumstamm erschlagen.«
    »Dann hat sie wenigstens schöne Träume.«
    »Dabin ich mir nicht sicher. Möglicherweise sieht sie im Traum ihre toten Eltern.«
    Ich bekam eine Gänsehaut, die den Schauer ablöste. Dann ballte ich die Hände und nickte Zebuion zu.
    »Faß mich an!« forderte er mich auf.
    Da wir uns gegenübersaßen, brauchte ich nur die Arme vorzudrücken. Er tat das gleiche, und unsere Hände fanden sich. Zebuions schlossen sich um die meinen.
    »Das ist der Kontakt«, sagte er, »die Verbindung, die uns in die richtigen Kanäle führen soll.«
    »Gut.«
    Ich schaute nur ihn an. Hinter der Sichtmaske des Helms rührte sich nichts in seinem Gesicht. Für mich blieb es eine glatte unbewegte Fläche. Aber die Energie war vorhanden, die als positive Strahlung einen Ring um seine Taille gebildet hatte.
    Bisher war es mir nicht gelungen, sie richtig wahrzunehmen. Ich hatte sie gesehen, akzeptiert - okay. Nun spürte ich zum erstenmal die Kraft, die sie ausströmte.
    Zusammen mit der Kraft des Knochenmondes schaffte sie es, uns beide zu beeinflussen.
    Ich hatte meine Augen verdreht, schaute den Mond an, dessen makabrer Inhalt sich nach meinen Eindrücken gummiartig verzerrte, als wollte im nächsten Moment der gesamte Mond auseinanderfliegen. Ein Irrtum.
    Nicht der Mond teilte sich, es war mein Sichtfeld, das sich veränderte. Gleichzeitig drang der Strom der positiven Energie durch meine Poren in den Körper hinein.
    Er vollzog die Teilung.
    Zwei Ichs entstanden.
    Das zweite war in diesem Augenblick stärker, denn das erste, mein eigener Körper, sank zurück.
    Ich merkte es nicht und bekam auch nicht mit, daß sich meine und Zebuions Hände voneinander lösten.
    Eine andere Macht hatte das Kommando übernommen…
    ***
    Von nun an war ich mein zweites Ich!
    Eine verrückte Situation, deren Tragweite ich noch nicht erfassen konnte. Natürlich hatte ich mich damit abfinden müssen, und ich versuchte auch, mich dem unterzuordnen.
    Denken konnte ich.
    Fühlte ich auch so? War ich wirklich noch der Mensch oder nur mehr die Seele?
    Mein Körper war im Koma zurückgeblieben, ich würde eintauchen in die Dimension der Träume, aber nicht als feinstoffliches Wesen, denn dort, das war mir klar, materialisierte ich wieder. Genau als die Gestalt, die mir mein Traum widergab.
    Das konnte ein Mensch sein, wenn ich Glück hatte. Oder aber ein Monster, falls ich von einem höllischen Pech verfolgt wurde. Ich trieb dahin wie ein Staubkorn in der Wüste. Es gelang mir nicht, irgendwelche Empfindungen aufzunehmen, aber mein Geist war vorhanden, ein gutes Zeichen.
    Die andere Welt hatte mich geschluckt - und zeigte sich mir, denn urplötzlich wurde alles anders.
    Auf einmal verschwand die Leere — oder war sie auch zuvor nicht dagewesen?
    Ich sah mich in einer fremden Umgebung wieder, nicht im Freien, dafür in einem Zimmer, einem Raum, der überhaupt nicht von der Einrichtung her in meine Zeit hineinpaßte, denn das Interieur sah mir sehr antik aus. Etwas barockartig wirkte der Schrank mit seinen geschwungenen Füßen und der Spiegel an der Wand ebenfalls.
    Er war nur schwach erkennbar, weil es innerhalb des Raumes einfach zu dunkel war.
    Er hing neben dem Fenster, und durch die Verglasung

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