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Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht fest; ich blieb nahe der Wand, weil die Stufen dort breiter waren.
    Ich war so mit mir selbst und meinen Gedanken beschäftigt, daß ich das Hindernis erst bemerkte, als es fast zu spät war. Es hockte dicht an der Wand wie ein dicker, fetter breiter Klumpen, mehr schon eine Kugel oder Qualle.
    Sollte es ein Wesen mit Empfindungen sein, so tat es nichts, um mich wahrzunehmen. Es hockte einfach da und schien auf irgend etwas zu warten. Ich tat ihm den Gefallen und stieß mit der Fußspitze gegen die Masse, die ungewöhnlich weich war. Der nur geringe Widerstand erinnerte mich an eine teigige Masse.
    Plötzlich kam das Wesen hoch. Nicht sehr schnell, plump, aber es drehte sich dabei. Innerhalb der Masse entstand ein Loch, aus dem mir ein widerlicher, stinkender Leichengeruch entgegenströmte und wie ein Schleier durch mein Gesicht strich.
    Ghoulgestank…
    Der Gedanke war kaum in meinem Kopf hochgezuckt, als ich schon zurücksprang, die Kante einer Stufe vergaß und auf den Rücken fiel. Eine derartige Chance ließ sich das Monstrum nicht entgehen. Es warf sich mir entgegen. Ich hätte möglicherweise mit einer Silberkugel alles retten können, aber ich nahm den Dolch.
    Meine linke Hand war schneller. Sie zuckte heftig vor. Der Widerstand war kaum zu spüren, als sich die Klinge in das stinkende Gewebe bohrte und seine weißmagische Kraft entfaltete. Ein Zischen, und ein dunkel gefärbter Blitz sprühte in alle Richtungen.
    Vorbei…
    Leer lag die Stufe vor mir. Der Ghoul existierte nicht mehr. Ich hatte ihn aus dem Traum des Schlafenden gelöscht. Normalerweise wäre er bis zur Kristallisation ausgetrocknet, was hier nicht der Fall war. Für einen Moment lehnte ich mich gegen die Wand. Ich mußte mir einfach gratulieren, nein, ich gratulierte Hector de Valois. Auch in seiner Gestalt war ich nicht schwächer geworden. Das wiederum gab mir den nötigen Schwung, um den Weg forzusetzen.
    Die Treppe änderte sich nicht. Nach wie vor befand sich der breitere Teil der Stufen nahe der dunklen Wand. Jetzt achtete ich besonders auf Hindernisse und konnte ruhig weitergehen, denn kein weiterer Ghoul versperrte mir den Weg.
    Dafür hatte sich etwas verändert. Die Äußerlichkeiten nicht, nur aus der Tiefe wehten die Geräusche intensiver zu mir hoch. Wenn mich nicht alles täuschte, wurde dort eine Feier abgehalten. Tatsächlich eine Feier?
    Es wollte mir nicht in den Sinn, weil es einfach nicht zu den Alpträumen der Menschen paßte. Man feierte nicht in diesen Träumen, man erlebte die Angst, die drückende Furcht, die den Geist und auch den Menschen selbst malträtierte.
    Es gibt natürlich Feiern und Feiern. Ich konnte mir vorstellen, daß diese unter mir nicht nach den Regeln einer Party ablief, wie ich sie kannte. Ich wollte sehen, was dort unten geschah, ging schneller und hatte sehr bald das Glück, vom ersten Ausläufer des Lichts erreicht zu werden, das die Stufen der Treppe hochfloß.
    Es bewegte sich, es floß, es schuf Schatten und sorgte auch dafür, daß meiner gegen die Wand gemalt wurde.
    Mein Gesicht verzog sich zur Grimasse, als ich die plötzliche Musik von unten her hörte. Sie war schlimm, schrill, eine Mischung aus falsch gespielten Tönen und einem sehr plötzlich ertönenden Gesang. Diese Frauenstimme klang noch schriller, als es die Musik war, und sie übertönte sie mit einigen Oktaven.
    Jedenfalls hörte das Wesen nicht auf zu ›singen‹ und kreischte auch weiterhin, als ich auf dem letzten Absatz der Treppe stehenblieb und in die Tiefe schauen konnte.
    Vor mir lag ein Saal. Flammen aus langen Röhren blakten und tanzten zur schrillen Musik der Geigenspieler.
    Was sich tatsächlich dort unten abspielte, spottete jeder Beschreibung. Es war ein Fest des Schreckens, eingepackt in ein furchtbares Pandämonium…
    Selbst ein durchtrainierter und mit allen Wassern gewaschener Mann wie Suko konnte den Schrei nicht unterdrücken, als er so plötzlich in die Tiefe raste. Er hatte das Gefühl, ins Bodenlos zu fallen und später irgendwo aufzuschlagen.
    Die Burgmauer sah er ebenfalls. Sie jedoch raste wie ein Schatten an ihm vorbei. Er konnte nur hoffen, nicht gegen diesen Schatten zu prallen, der seinen Körper zerschlagen hätte.
    Noch raste er nach unten. Wenn sich die Kette allerdings spannte, würde sein Körper in Pendelbewegungen geraten und wahrscheinlich mit immenser Wucht gegen die Mauer schmettern.
    Dann erfolgte der Ruck.
    Es war ein mörderisches Gefühl. Suko kam sich dabei vor, als hätte

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