Knochen-Poker
nur, nach New York zu fliegen und die Sache dort zu beenden.«
»Toll.«
Ich tätschelte ihre Wange. »Jetzt rufe ich Abe Douglas an, dann sehen wir weiter.«
Diesmal schaffte ich es, ihn an die Strippe zu bekommen. Er freute sich, als er meine Stimme hörte. Mit wenigen Sätzen erklärte ich ihm, um was es ging, und er versprach, sein Bestes zu tun. »Kann ich dich zurückrufen?«
»Ja.«
»Dann warte.«
Glenda hatte ein Einsehen mit uns armen Beamten und brachte frischen Kaffee. »Na?« fragte sie neugierig, »Schon Erfolg gehabt?«
»Noch nicht. Abe ruft zurück.«
Und das dauerte nicht einmal lange. »Sind wir nicht von der schnellen Truppe?« rief er.
»Kompliment. Hast du auch etwas erreicht?«
»Nein.«
»Dann kann ich auch schnell sein.«
»Moment, John, nicht so voreilig. Ein Tommy Moore ist nicht vorbestraft.«
»Führt er tatsächlich diesen Knochenladen?«
»Das allerdings.«
»Und er hat sich nichts zuschulden kommen lassen?«
Der G-Man lachte. »Was willst du, John? Wir leben hier in den Staaten, zudem in einer Demokratie. Wer hier eine Karriere machen will, der kann es tun. Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Knochensammler zum…«
»Vampir«, ergänzte ich. »Wieso?«
»Hör zu, Abe. Wir haben den begründeten Verdacht, dass Tommy Moore ein Vampir ist.«
Douglas war zunächst einmal still. Ihm hatte es die Sprache verschlagen. »Schon wieder?« fragte er dann stöhnend nach einer Weile. »Eigentlich hat mir die Vampir-Polizei gereicht. Und das Broadway-Grusical steckt mir ebenfalls noch in allen Knochen.«
»Mir auch, aber wir müssen uns mit den Dingen abfinden. Wie gesagt, ich habe den Verdacht. Aber er ist so schwerwiegend, dass Suko und ich rüberjetten werden. Holst du uns ab?«
»Klar, dann braucht ihr nicht so lange zu warten. Der Kennedy Airport ist ja grauenhaft.«
»Ich weiß.«
»Wann kommt ihr?«
»Da gebe ich dir noch Bescheid. Ach so, noch etwas. Könnt ihr Moores Laden beobachten lassen?«
»Bei dem Personalmangel?«
»Kannst du nicht einen Mann wenigstens abstellen?«
»Und einen zum Flughafen, wie?«
»Ja, falls er noch nicht in New York ist.«
»Mache ich alles, John. Nur warte du mit deinem Flug noch, bis wir ihn haben.«
»Okay.«
Ich nickte Suko zu, nachdem ich aufgelegt hatte und rieb mir dabei die Hände. »Jetzt rollt die Sache allmählich an. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns der Knabe ins Netz geht.«
Mein Freund grinste säuerlich. »Hoffentlich beißt er es dann nicht durch.«
Ich winkte ab. »Was du immer hast. Wir kriegen ihn, verlasse dich darauf.«
»Wann könnte Abe zurückrufen?«
»Das kann dauern.«
»Dann besorge ich etwas zu essen.«
»Tu das.« Wir entschieden uns beide für eine Lasagne. Suko wollte sie frisch aus dem Restaurant holen, das neben dem Yard-Gebäude liegt. Dort gibt es italienische Spezialitäten. Die beiden Besitzer kannten uns gut und würden die Portionen entsprechend zurechtmachen. Glenda wollte nichts, obwohl Suko sie fragte. Gegen ein Probieren hatte sie allerdings nichts einzuwenden.
Wieder begann die Warterei. Selten waren wir bei einem Fall so lange im Büro gewesen. Kamen wir aber raus, ging es direkt zur Sache. Ich hatte das Gefühl, dass sich dabei in New York auch nicht viel ändern würde, vorausgesetzt, unser Verdacht bestätigte sich.
Am Schreibtisch konnte ich nicht sitzen bleiben. Glenda hatte zu tun, sie wollte ich auch nicht stören, und so begann ich, im Büro hin und her zu wandern.
Suko ließ sich Zeit. Es war fast eine halbe Stunde vergangen, da kehrte er zurück. Sogar eine Flasche Rosé hatte er mitgebracht. Die stellte er mitten auf den Schreibtisch. »Eine Spende des Hauses.«
Glenda sorgte für Teller und brachte auch einen für sich mit. Sie bekam natürlich etwas ab. Suko hatte auch Salat mitgebracht, schließlich teilten wir brüderlich. Das Essen tat gut. Weniger gut war das Erscheinen unseres Chefs. Sir James stand plötzlich in der Tür, schüttelte den Kopf und fragte leicht angesäuert: »Sie sind wohl dabei zu verhungern?«
»Fast, Sir.«
»Und Moore?«
Ich tupfte meine Lippen ab. »Wir warten auf einen Anruf aus New York. Wir haben alles in die Wege geleitet.«
Er nickte und ging. Glenda hatte einen roten Kopf bekommen. »Jetzt ist er sauer«, sagte sie, »ich kenne ihn.«
»Na und?« Ich aß weiter.
Dann klingelte das Telefon. Ich hatte zwar den Mund voll, griff trotzdem zum Hörer, schluckte schnell und meldete mich.
»Ja, hier New
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