Knochen zu Asche
Haare zu schneiden und zu färben. Meinte, so würde ich älter aussehen. Image, Sie wissen schon.«
Ich hielt meine Hände und meinen Blick sehr ruhig.
»Ich brauchte sechs, vielleicht sieben Monate, bis ich merkte, dass man mich reingelegt hatte. Als ich aussteigen wollte, bedrohte mich dieses Arschloch. Meinte, wenn ich irgendjemandem was sagte oder zu fliehen versuchte, würde er dafür sorgen, dass ich ernsthaft verletzt und mein Gesicht entstellt würde.«
»Wie sind Sie schließlich da rausgekommen?«
»Pierres Filme hatten alle so blödsinnige Titel. Nymphomanische Nonnen. Schulmädchenschlampen. Wigwam. Er dachte, wenn er seinem Zeug eine Art von Handlung verpasst, bekommt es mehr Klasse. So nannte er das, eine Handlung.Aber seine Filme waren alle nur Scheiße.
Wir waren in Moncton und drehten so ein Drecksteil mit dem Titel Akadierinnen von innen. Ein anderes Mädchen und ich fingen an, nach den Dreharbeiten in einer Bar am Highway 106 rumzuhängen. Le Chat Rouge. Mr. Bastarache war der Besitzer, und ab und zu flirtete er mit uns. Eines Abends hatte ich ziemlich viel getrunken und fing an zu jammern, wie unglücklich ich sei.Am nächsten Morgen sagte mir Pierre, dass ich entlassen sei und jetzt für Bastarache arbeite. Hat mich schon sehr überrascht. «
»Haben Sie Pierre nicht gefragt, warum er sie feuerte?« Ryan.
»Das war Pierres Art, mit den Mädchen umzugehen. Gestern noch sein Liebling, heute nicht mehr da. Mir war’s egal. Ich war froh, vom Porno weg zu sein.«
»Wussten Sie, dass die Polizei Sie in Montreal suchte?«
»Erst nicht. Als ich es dann rausfand, dachte ich mir, jetzt ist es zu spät. Pierre redete mir ein, ich würde eine Geldstrafe aufgebrummt bekommen oder ins Gefängnis wandern, wenn ich sie nicht zahlen könnte. Und ziemlich bald hatten die Medien auch schon ein anderes Thema. Ich sah keinen Grund mehr, warum ich mich selber da in Schwierigkeiten bringen sollte.«
»Hier ist der Grund.«
Ryan wedelte mit den Fingern in meine Richtung. Ich gab ihm den Umschlag. Er legte Fotos von Claudine Cloquet und dem Mädchen von der Dorval-Küste auf den Tisch.
Karine schaute sich die Gesichter an. »Kenn ich nicht.«
Phoebe Jane Quincy ergänzte die Reihe.
»Mein Gott, sie ist ja nicht viel älter als meine Tochter.«
Ryan legte die Gesichtsrekonstruktion des Mädchens aus der Rivière des Mille Îles dazu.
Karine riss die Hand zum Mund. »O nein. Nein.«
Ich atmete nicht. Bewegte keinen Muskel.
»Das ist Claire Brideau.«
»Sie kannten sie?«
»Claire war eins der Mädchen, die in Pierres Haus wohnten. Sie war diejenige, mit der ich im Le Chat Rouge rumhing.« Karines Nase war rot geworden, und ihr Kinn zitterte. »Wir waren zusammen an dem Abend, bevor ich gefeuert wurde.«
»Claire kannte Bastarache?«
»Normalerweise hatte er es immer nur auf Claire abgesehen. Aus irgendeinem Grund redete er an diesem Abend mit mir.« Ihre Stimme wurde brüchig. »Ist sie tot?«
»Sie wurde neunundneunzig mit dem Gesicht nach unten im Wasser gefunden.«
»O mein Gott.« Karines Brust bebte, sie kämpfte mit den Tränen. »Warum diese komische Zeichnung? War sie übel zugerichtet? «
Ich fand diese Frage merkwürdig. Falls es Ryan ebenso ging, ließ er es sich nicht anmerken.
»Sie war schon eine ganze Weile im Wasser.«
Karine fummelte am Verschluss ihrer Handtasche herum.
»Woher stammte Claire?«, fragte Ryan
»Das hat sie nie gesagt.« Sie zog ein Papiertaschentuch heraus und betupfte sich die Augen.
»Claire hat Pornos für Pierre gemacht?«
Karine nickte und knüllte das Tuch in der Faust ein wenig zusammen, um sich zu schnäuzen.
»Wissen Sie, wo Pierre jetzt ist?«
»Ich habe ihn seit neunundneunzig weder gesehen noch von ihm gehört.«
»Könnten Sie das Haus wiederfinden, wenn Sie müssten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist zu lange her. Und ich bin nie selber gefahren. Hab nie auf die Umgebung geachtet.«
Sie stützte die Stirn auf die Faust und atmete bebend ein. Ich legte meine Hand sanft auf die ihre. Ihre Schultern zitterten, Tränen liefen ihr über die Wangen.
Ryan schaute mich an und deutete mit dem Kopf zur Tür. Ich nickte. Wir hatten alles bekommen, was wir im Augenblick bekommen würden, und wir wussten, wo Karine Pitre zu finden war.
Ryan stand auf und ging zur Kasse.
»Ich wollte nie Schwierigkeiten machen.« Schluchzend. »Ich wollte einfach nur weg. Ich dachte, keiner würde mich vermissen. «
»Ihre Eltern?«, fragte ich.
Sie hob den
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