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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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eben tun. Oberflächen bestauben auf der Suche nach Fingerabdrücken. Schränke durchsuchen. Nach verdächtigen oder illegalen Dingen. Es sah aus, als hätten sie nicht viel gefunden.
    »Ich will, dass du dir das da mal anhörst.«
    Ryan führte mich zum Schreibtisch und drückte auf einen Knopf am Telefon. Eine mechanische Stimme meldete keine neuen, aber zweiunddreißig alte Nachrichten und warnte, dass der Speicher voll sei. Ryan drückte, wie angegeben, auf »1« für alte Nachrichten.

    Neunundzwanzig Anrufer hatten auf eine Anzeige für einen Lexus geantwortet. Eine Frau hatte zwei Mal angerufen, um einen Putztermin zu verlegen. Ein Mann namens Léon wollte, dass Bastarache mit zum Fischen ging.
    Die letzte Stimme war die einer Frau, und das Französisch eindeutig chiac .
    »Kein guter Tag heute. Ich brauche das Rezept. Ob–«
    Das Band war zu Ende.
    »Hat sie Obéline gesagt?«, fragte Ryan.
    »Ich glaube schon.« Mir klopfte das Herz vor Aufregung. »Spul’s zurück.«
    Ryan tat es. Zwei Mal.
    »Klingt wie Obéline, aber ich bin mir nicht sicher. Warum hat der Trottel seine Nachrichten nicht gelöscht?«
    »Schau dir das an«, sagte Ryan. »Der Apparat hat Anrufererkennung. Außer wenn vom Anrufer unterdrückt, erscheinen auf dem Display Nummern oder Namen zusammen mit der Zeit und dem Datum des Anrufs. Wenn unterdrückt, erscheint auf dem Display ›Privatnummer‹.« Ryan ließ die Liste durchlaufen und hielt immer kurz bei den Privatnummereinträgen an. »Achte auf die Zeit- und Datumsangaben.«
    »Eine ›Privatnummer‹ ruft jeden Abend so gegen sieben an«, sagte ich.
    »Diese abgeschnittene Nachricht war die letzte auf der Mailbox. Sie wurde als ›privat‹ registriert und gestern Abend um acht nach sieben hinterlassen.«
    »Obéline könnte noch am Leben sein«, sagte ich, als mir klar wurde, worauf das hindeutete. »Und sie meldet sich jeden Abend.«
    »Genau. Aber warum?«
    »Wenn es Obéline ist, warum dann der inszenierte Selbstmord? «, fragte ich. »Und wo ist sie?«
    »Scharfsinnige Fragen, Dr. Brennan. Wir lassen die Anrufe zurückverfolgen.«

    Ich bemerkte den Spurensicherungstechniker, der in der Küche arbeitete. »Finden die irgendwas, das Bastarache mit Quincy oder Sicard in Verbindung bringt? Oder mit Cormier?«
    »Sieht nicht so aus, als hätte Bastarache viel Zeit in dieser Wohnung verbracht.«
    »Das passt. Céline sieht ihn kaum. Aber wo wohnt er dann?«
    »Die Scharfsinnigkeit hat kein Ende.« Ryan lächelte.
    Es machte mich fertig. Ryans Lächeln macht das immer.
    Ich ging nun in der Wohnung herum, öffnete Wandschränke, Küchenschränke und Schubladen, die bereits nach Fingerabdrücken abgesucht worden waren. Ryan hatte recht. Neben tiefgefrorenen Shrimps und einem Karton arg kristallisierter Ben-and-Jerry’s-Eiscreme enthielt der Kühlschrank Oliven, Tomaten-Muschel-Sauce, ein halb leeres Glas eingelegter Heringe, eine vertrocknete Zitrone und einige flauschiggrüne Brocken, die wahrscheinlich Käse waren. Bis auf Aspirin, Gillette-Rasierschaum und einen BIC-Rasierer war das Medizinschränkchen leer.
    Wir waren seit zwanzig Minuten in der Wohnung, als Hippo die Treppe heraufgepoltert kam.
    »Ich hab Sicard. Heißt als Ehefrau jetzt Karine Pitre. Ihr Alter verhökert immer noch Lilien und Tulpen in Sainte-Anne-de-Beaupré. «
    »Hurensohn«, sagte Ryan.
    »Sie ist um elf in einem Café an der Route 138.«
    Offensichtlich schauten Ryan und ich überrascht drein.
    »Die Dame hat Kinder. Zieht es vor, über die gute alte Zeit im Showbusiness ohne die Familie zu reden.«
     
    Das Café Sainte-Anne war eine typische Quebecer Lkw-Raststätte. Theke. Vinyl-Sitznischen. Von der Sonne ausgebleichte Vorhänge. Müde Kellnerin. So spät am Abend war das Lokal ziemlich leer.
    Obwohl sie älter und das bernsteinfarbene Haar kurz geschnitten
war, war die Kelly vom Foto noch gut zu erkennen. Dieselben blauen Augen und Brooke-Shields-Brauen. Sie saß in einer Nische ziemlich weit hinten, vor sich eine halb leere Tasse mit heißer Schokolade. Sie lächelte nicht.
    Ryan zeigte ihr seine Marke. Kelly nickte, ohne hinzusehen.
    Ryan und ich setzten uns. Er begann auf Französisch.
    »Eine ganze Menge Leute haben nach Ihnen gesucht, Kelly.«
    »Ich heiße jetzt Karine. Karine Pitre.« Sie antwortete auf Englisch, aber es war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Wir haben kein Interesse daran, Sie in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Ach ja? Wenn meine Geschichte erst mal in der Zeitung steht, wird’s

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