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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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LaManche genauso. Aber es gibt noch eine andere Anwendung. Viele Kieselalgenarten sind lebensraumspezifisch, man kann deshalb in oder an Leichen gefundene Ansammlungen vergleichen mit Ansammlungen in Kontrollproben aus verschiedenen Lebensräumen. Manchmal können so ganz spezielle Mikrolebensräume identifiziert werden.«
    »Benutze die Diatomeen, um einzugrenzen, wo die Leiche gewesen ist. Salzwasser. Flussgrund. Mündungsgebiet.«
    »So in der Richtung. Kann aber auch ein Schuss ins Blaue sein.«
    »Klingt gut.«
    »Vor dem Kochen habe ich Knochenproben für einen DNS-Test entnommen. Ich könnte einen Meeresbiologen das Mark in diesen Knochen untersuchen lassen. Und auch die Socken.«

    Ryan zeigte mir seine Handflächen. »Der Fall ist so gut wie gelöst.«
    Ich hob fragend die Augenbrauen.
    »Das Mädchen starb in der Nähe des Flusses oder irgendwo anders. Sie war am Leben oder tot, als sie im Wasser landete. Falls am Leben, dann fiel sie, sprang oder wurde gestoßen, also ist die Todesart Selbstmord, Mord oder ein Unfall.«
    »Außer sie hatte einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt«, sagte ich, weil ich wusste, dass die einzigen Kategorien, die noch übrig waren, »natürlich« und »unbestimmt« waren.
    »Außer das. Aber sie war ein Teenager.«
    »Kommt trotzdem vor.«
     
    Ryan kam an diesem Abend wirklich. Ich hatte geduscht und die Haare geföhnt. Und ja, ich muss gestehen, hatte Wimperntusche und Lippenstift aufgelegt und mir einen Spritzer Alfred Sung hinter jedes Ohr getupft.
    Es klingelte gegen neun. Ich las eben einen Artikel über FTIR-Spektroskopie im Journal of Forensic Sciences . Birdie absolvierte am anderen Ende der Couch seine Abendtoilette. Als er das Interesse an seinen Zehenzwischenräumen verlor, tapste er in die Diele.
    Der Kontrollmonitor zeigte Ryan in der Vorhalle mit dem Vogelbauer zu seinen Füßen. Ich ließ sie herein und begrüßte beide herzlich. Nachdem Ryan die Katze begrüßt und hinter den Ohren gekrault hatte, nahm er mein Angebot eines Biers an.
    Während ich Moosehead und Diet Coke in Gläser goss, stellte Ryan Charlie auf den Tisch im Esszimmer. Birdie nahm auf einem der Sessel seine Sphinxpose ein, den Kopf aufgerichtet, die Pfoten über Kreuz, jeden Sinn auf den Käfig und seinen Bewohner gerichtet.
    Charlie war in Topform, er hüpfte auf seiner Stange hin und her, spuckte Futterkörner und legte den Kopf nach links und
nach rechts, um die Katze zu beäugen. Und hin und wieder ließ er eine Zeile aus seinem répertoire noir vom Stapel.
    Ryan setzte sich auf Birdies Ende der Couch. Ich setzte mich auf meine Seite und zog die Beine unter den Hintern. Wieder versicherten wir uns gegenseitig, dass es unseren Töchtern gut gehe. Lily kellnerte im Café Cherrier an der Rue Saint-Denis. Katy machte einen Sommer-Spanischkurs in Santiago de Chile.
    Meine Wohnung in Montreal ist nicht groß. Küche, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, zwei Bäder. Nur der Wohnbereich ist geräumig. Flügeltüren öffnen sich an zwei Seiten, die nördliche zu einem Innenhof, die südliche zu einem handtuchgroßen Rasenstück.
    Gemauerter, offener Kamin. Esstisch mit Glasplatte. Gelbblaue Sitzgarnitur aus Sofa und Zweisitzer aus der Provence. Sockelleisten, Fensterrahmen und Kaminsims aus Kirschholz.
    Während wir uns unterhielten, ließ Ryan den Blick von Objekt zu Objekt wandern. Bilder von Katy. Von meiner jüngeren Schwester Harry. Meinem Neffen Kit. Ein Keramikteller, den mir eine alte Frau in Guatemala geschenkt hatte. Eine in Ruanda gekaufte geschnitzte Giraffe. Nur selten traf sein Blick den meinen.
    Und unweigerlich wandte sich das Gespräch Beruflichem zu. Sicheres, neutrales Terrain.
    Ryan bearbeitete seit dem Tod seines Partners vor einigen Jahren nur Sonderaufträge. Er erläuterte seine augenblickliche Ermittlung.
    Drei vermisste Mädchen. Zwei andere, die in oder in der Nähe von Gewässern gefunden wurden. Und jetzt war da noch diese Wasserleiche aus dem Lac des Deux Montagnes . Insgesamt sechs.
    Ich erzählte Ryan von dem Brandopfer, den Doucets und dem Rimouski-Skelett, das unterwegs in mein Institut sein sollte. Er fragte mich, wer für Letzteres verantwortlich sei. Ich erzählte ihm von meinem Treffen mit Hippo Gallant.

    Ryan meinte, Hippo helfe ihm bei seinen Vermissten- und Todesfällen. Und so kamen wir auf die unvermeidlichen Hippo-Geschichten. Als er seine Waffe auf der Toilette einer Tankstelle vergessen hatte. Als er einen Verdächtigen aus einem Abwasserkanal zog und sich

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