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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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abzuschicken. Dann rief ich das Institut an und bat um schnellstmögliche Bearbeitung. Der Mann sagte, er werde tun, was er könne.
    Ich griff eben nach meiner Handtasche, als mir eine von LaManches Fragen wieder einfiel.
    »Où se situe l’Île-aux-Becs-Scies?«
    Ja, wo lag diese Insel eigentlich? Auf Karten von New Brunswick hatte ich sie nirgendwo finden können.
    Und was bedeutete der Name? Die Insel der was? Vielleicht benutzten die Karten, auf denen ich nachgeschaut hatte, eine englische Übersetzung.
    Ich zog mein Französisch-Englisch-Lexikon heraus.
    Ich wusste, dass scie Säge bedeutete. Ich hatte das Wort unzählige Male auf Anfragen für die Untersuchung von verstümmelten Leichen gesehen. Bei bec war ich mir nicht so sicher.
    Viele Möglichkeiten. Schnabel. Schnauze. Nase (eines Werkzeugs). Düse (eines Schlauchs). Ausgießer (eines Krugs). Tülle (einer Kanne). Spitze (eines Fahrradsattels). Mundstück (einer Klarinette).
    Werd einer schlau aus den Franzosen!
    Ich suchte nach anderen Bedeutungen für scie.
    Nichts. Säge war so ziemlich die einzige. Loch-, Holz-, Kreis-, Bügel-, Elektro-, Dekupier-, Stich-, Ketten-, Laubsäge. Die feinen Unterschiede wurden mit Modifikationen des Zentralbegriffs beschrieben.
    Insel der Schnabelsägen. Insel der Schnauzensägen. Insel der Sattelspitzensägen.
    Ich gab auf. Da sollte ich besser Hippo fragen.
     
    Cormiers Wohnung lag einen Block von seinem Studio entfernt in einem weißen Ziegelkasten ohne irgendein versöhnendes
architektonisches Detail. In jedem Fenster in jedem Stockwerk surrten die Klimaanlagen und trieften vor Verdunstungsfeuchtigkeit. Goldene Lettern über dem Glaseingang nannten den Namen des Gebäudes: Château de Fougères.
    Schöner Gedanke, aber ein Farn war nirgendwo in Sicht.
    Ryans Jeep stand am Bordstein. Ein Stückchen weiter oben entdeckte ich einen dunkelblauen Taurus . Das Nummernschild verriet mir, dass das Fahrzeug zur SQ gehörte.
    Im Windfang des Châteaus hatten sich die üblichen Werbezettel und Broschüren angesammelt. Ich stieg über sie drüber und drückte auf den Klingelknopf neben Cormiers Namen. Ryan ließ mich ein.
    Die Vorhalle war ausgestattet mit einem braunen Plastiksofa und grünen Plastikfarnen. Okay. Mein Urteil über die Flora war etwas vorschnell gewesen.
    Mit dem Aufzug fuhr ich in die dritte Etage. Entlang eines grau gefliesten Korridors gingen links und rechts Türen ab. Ich suchte die Nummer, die Ryan mir gegeben hatte. Drei-nullsieben. Die Wohnungstür war unverschlossen.
    Rechts lag die Küche. Direkt vor mir ein Wohnzimmer mit Parkettboden. Links führte ein kurzer Gang zu Schlafzimmer und Bad. Zum Glück war die Wohnung nur klein.
    Und sauber. Jede Oberfläche glänzte. Die Luft roch schwach nach Desinfektionsmittel.
    Obwohl draußen Hitze und Feuchtigkeit um Vorherrschaft stritten, erreichte die Temperatur hier drinnen kaum zwanzig Grad. Cormier ließ seine Klimaanlage immer auf Hochtouren laufen.
    Klasse. Nach der Sauna von gestern trug ich heute nur ein ärmelloses Top und Shorts. Bereits jetzt machte sich Gänsehaut bemerkbar.
    Ryan war im Schlafzimmer und sprach mit denselben Spurensicherungstechnikern, die mit ihrem GPR den Hund in dieser Scheune entdeckt hatten. Chenevier bestäubte Oberflächen
auf der Suche nach Fingerabdrücken. Pasteur wühlte in Schubladen. Ryan durchsuchte den Wandschrank. Ihre Gesichter wirkten angespannt.
    Wir sagten bonjour.
    »Kein Hippo?«, fragte ich.
    »Er ist im Studio.« Ryan kontrollierte eben die Taschen eines sehr schmuddeligen Trenchcoats. »Ich fahre auch hin, wenn ich hier fertig bin.«
    »Schon was gefunden?«
    Ryan zuckte die Achseln. Nicht wirklich.
    »Der Kerl hat einiges an feiner Elektronik.« Chenevier deutete mit dem Kinn zur Westwand des Schlafzimmers. »Sollten Sie sich mal anschauen.«
    Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Die westliche Seite des Zimmers war vollgestopft mit Sofa, Sessel und Couchtisch aus dem Billigmarkt. Der Plasmafernseher war so groß wie eine Reklametafel.
    Ein Arbeitsplatz aus Glas und Stahl nahm die ganze Länge der östlichen Wand ein und noch einen Teil der nördlichen. Darauf standen ein Kabelmodem, eine Tastatur, ein Flachbettscanner und ein Zwanzig-Zoll-LCD-Monitor. Auf dem Boden in der Ecke stand ein PC-Rechner.
    Als ich die Betriebsleuchten des Modems blinken sah, kam mir ein Gedanke. Irgendetwas passte da nicht zusammen. Zu Hause hatte Cormier High-Speed-Internet, aber sein Geschäft lief mit Umschlägen und

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