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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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noch etwas.
    Ryan schaute in meine Richtung.
    »Ja«, sagte er. »Ich bin sicher.«
     
    Um sieben hatten wir die Hälfte von Cormiers Mappen durchsucht. Wir drei sahen aus wie Dorothy, der Löwe und dieVogelscheuche, verschwitzt, schmutzig und entmutigt.

    Wir waren alle verdammt gereizt.
    Ryan fuhr mich nach Hause. Bis auf ein paar Sätze über Cormier und meinen Besuch in Tracadie fuhren wir schweigend. Weder Charlie noch Korn noch Lutetia wurden erwähnt.
    In der Vergangenheit hatten Ryan und ich immer gewetteifert mit obskuren Zitaten in einer Art permanentem »Wer hat das gesagt?«-Spiel. Albern, ich weiß. Aber wir lieben beide die Herausforderung.
    Ein Einzeiler schoss mir ins Hirn. »Fakten hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden.«
    Aldous Huxley.
    Sehr gut, Brennan.
    Ich gab mich damit zufrieden, mir selbst zu gratulieren.
    Ryan bremste eben vor meinem Haus, als er den Anruf erhielt. Der Durchsuchungsbeschluss für Cormiers Privatwohnung war ausgestellt.
    Ob ich dabei sein wollte?
    Natürlich. Aber ich musste zuerst ins Institut. Ich würde selbst fahren.
    Ryan gab mir die Adresse.
    Als ich die Wohnungstür aufschloss, wehte mir Essensgeruch entgegen. Kreuzkümmel, Zwiebeln und Chilis. Harry bereitete gerade ihre Spezialität zu. Nicht gerade das, was ich nach einem Tag im Hochofen brauchte.
    Ich rief einen Gruß. Harry bestätigte, dass es zum Abendessen San Antonio Chili gab.
    Innerlich aufstöhnend, schlich ich mich in die Dusche.
     
    In gewisser Weise war Harrys Chili therapeutisch wirksam.Was ich in Cormiers Studio an Toxinen noch nicht ausgeschwitzt hatte, wurde ich mit Sicherheit beim Essen los.
    Harry war aufgeregt wegen des Gedichtbands. Und ich muss zugeben, ich war beeindruckt von ihren Ergebnissen.

    »Du hattest recht. O’Connor House war ein Verlag für frustrierte Schriftsteller, die selber veröffentlichen wollten. Ein Familienunternehmen, das einem Ehepaar namens O’Connor gehörte und auch von ihnen betrieben wurde.«
    »Flannery und Gemahl.«
    Harrys Augen wurden rund. »Du kennst sie?«
    Meine wurden noch runder. »Das hast du dir jetzt ausgedacht. Diese Frau wurde doch nicht wirklich nach Flannery O’Connor benannt?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Erst nach ihrer Heirat. Flannery und Michael O’Connor. Der Hauptsitz der Firma befand sich in Moncton. Gedruckt und gebunden wurde woanders.«
    Harry streute sich eine Handvoll geriebenen Cheddar auf ihr Chili.
    »Offensichtlich war dieser Selbstkostenverlag nicht die Überholspur zum Reichtum, wie die O’Connors es sich vorgestellt hatten. DerVerlag wurde dichtgemacht, nachdem er gigantische vierundneunzig Bücher, Handbücher und Broschüren herausgebracht hatte. Salat?«
    Ich hielt ihr meinen Teller hin. Harry füllte ihn.
    »Chili braucht Sauerrahm.«
    Anscheinend hatte Harry bei ihrem Abstecher in die Küche einfach weitergeredet. Als sie zurückkam, war sie schon ein Stückchen weiter.
    »Von denen entsprachen zweiundzwanzig den Kriterien.«
    »Was für Kriterien?«
    »Zweiundzwanzig Bücher waren Gedichtbände.«
    »Im Ernst? Hast du auch Autorennamen herausbekommen? «
    Harry schüttelte den Kopf. »Aber ich habe eine Telefonnummer von Flannery O’Connor. Sie lebt jetzt in Toronto, arbeitet in einer Werbeagentur. Ich habe angerufen und eine Nachricht hinterlassen. Nach dem Abendessen probiere ich’s noch mal.«
    »Wie hast du das alles herausbekommen?«

    »Bücher,Tempe.Wir reden über Bücher. Und wer kennt sich mit Büchern aus?«
    Ich nahm an, dass die Frage rhetorisch gemeint war.
    »Bibliothekare, wer sonst? Natürlich heißen die Bibliotheken hier bibliothèques. Aber ich fand eine mit einer Website in unserer schönen Muttersprache. Hat ein Personalverzeichnis mit Namen und E-Mail-Adressen und Telefonnummern. Du kannst dir nicht vorstellen, was passierte, als ich den Informationsschalter anrief.«
    Ich konnte es nicht.
    »Ein menschliches Wesen sprach mit mir. Auf Englisch. Eine freundliche Dame mit dem Namen Bernice Weaver. Bernice meinte, ich sollte gleich mal vorbeikommen.«
    Harry wischte die Reste ihres Chilis mit einem Stückchen Baguette auf.
    »Das Gebäude sieht aus wie ein großes, altes Puppenhaus.« Harry deutete mit dem Baguette ungefähr in westliche Richtung. »Ist gleich da drüben.«
    »Redest du von der Westmount Public Library?«
    Harry nickte mit vollem Mund.
    Gegründet 1897 in Erinnerung an Queen Victorias diamantenes Kronjubiläum, ist die Westmount Public Library

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