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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Manilataschen?
    Die schnurlose Maus leuchtete rot. Ich bewegte sie ein bisschen, und der Monitor sprang an. Blauer Hintergrund. Ein schwarzer Cursor blinkte in einem rechteckigen, weißen Kästchen.
    »Deckt der Durchsuchungsbeschluss auch den Computer ab?«, rief ich.
    »Ja.« Ryan verließ das Schlafzimmer und kam zu mir. »Ich hab schon ein paar Stunden damit rumgespielt.«

    »Cormier benutzt kein Passwort?«
    »Das Genie verwendet seinen Familiennamen.«
    Ich machte ihm Platz. Ryan setzte sich und tippte ein paar Tastenkombinationen. Eine Tonfolge erklang, und auf dem Bildschirm erschien der vertraute Windows-Desktop. Das Wallpaper zeigte eine Stadtansicht von Montreal, aufgenommen nachts vom Mont Royal aus. Das Foto war gut. Ich fragte mich, ob Cormier es selbst aufgenommen hatte.
    Ich erkannte die meisten Programmsymbole. Word. HP Director. WinZip. Adobe Photoshop. Andere waren mir unbekannt.
    Ryan klickte den Startknopf auf der unteren Symbolleiste, dann auf Suchen und Eigene Dateien. Eine Liste von Ordnern und Dateien erschien auf dem Bildschirm. Korrespondenz. Ausgaben. Bestellungen. Meine Alben. Meine Archive. Meine eBooks. Meine Musik. Meine Bilder. Meine Videos. Bevorstehende Ereignisse.
    »Ich habe jeden Ordner, jede Datei durchsucht. Bin, soweit ich konnte, auch seinen Internetspuren nachgegangen. Ich bin kein Experte, aber für mich sieht das aus wie jede Menge harmloses Zeug.«
    »Vielleicht ist Cormier sauber.«
    »Vielleicht.« Ryan klang nicht überzeugt.
    »Vielleicht ist der Kerl einfach nur, was er zu sein scheint.«
    »Und das ist?«
    »Ein mittelmäßiger Fotograf mit einem erstklassigen PC.«
    »Aha.«
    »Vielleicht ist Cormier ein solcher technischer Idiot, dass er sich mehr hat aufschwatzen lassen, als er tatsächlich braucht.«
    Ryan drückte das Kinn an die Brust.
    »So was kommt vor«, sagte ich.
    »Cave canem.«
    »Warnung vor dem Hund? Du meinst caveat emptor . Möge der Käufer sich vorsehen. Beide sind lateinische Sprichwörter, keine Zitate.«

    Die Art, wie diese gottverdammt viel zu blauen Augen in die meinen schauten.
    In meiner Brust kribbelte es. Ryan kniff die Lippen zusammen.
    Wir wandten beide den Blick ab.
    »Ich habe die Division des crimes technologiques angerufen. « Ryan wechselte das Thema. »Der Kerl sollte jeden Augenblick hier sein.«
    Wie aufs Stichwort kam der Techniker durch die Tür. Nur, dass es kein Kerl war.
    »Tabarnouche. Der Verkehr ist beschissen.« Die Frau war groß und dünn, mit strähnigen Haaren, die nach einem Friseur schrien. »Die Vorbereitungen für das Festival verstopfen schon jetzt die Straßen.«
    Das Festival international de Jazz de Montréal findet jedes Jahr von Ende Juni bis Anfang Juli statt. Und jedes Jahr paralysierte es einen Großteil von centre-ville.
    Die Frau streckte Ryan die Hand entgegen. »Solange Lesieur. «
    Die beiden schüttelten sich die Hand.
    Dann kam die Hand zu mir. Lesieurs Griff hätte eine Billardkugel zermalmen können.
    »Ist das die Workstation?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sich Lesieur, zog Gummihandschuhe an und ließ die Finger über die Tasten fliegen. Ryan und ich stellten uns hinter sie, damit wir einen besseren Blick auf den Monitor hatten.
    »Wird eine Weile dauern«, sagte Lesieur, ohne hochzuschauen.
    Verständlich. Auch ich arbeite nicht gern, wenn mir jemand im Nacken sitzt.
    Chenevier war noch immer im Schlafzimmer beschäftigt. Pasteur hatte sich inzwischen das Bad vorgenommen. Geräusche seiner Suche kamen den Korridor hoch. Das keramische
Klacken einer Spülkastenabdeckung. Das Quietschen der Tür eines Medizinschränkchens. Das Klappern von Tabletten in einer Plastikröhre.
    Ryan und ich zogen Gummihandschuhe über, weil wir beschlossen hatten, uns die Küche vorzunehmen.
    Ich war eben mit dem Kühlschrank fertig, als Lesieur rief.
    Ryan ließ seine Utensilienschublade sein und ging zu ihr.
    Ich machte in der Küche weiter.
    Auf einer Anrichte standen vier Edelstahlbehälter. Ich öffnete den kleinsten. Kaffeebohnen. Ich stocherte mit einem Löffel in den Bohnen, fand aber nichts von Interesse.
    »Dieses System ist ausgelegt für mehrere Festplatten, was seine Kapazität auf eins Komma fünf Terabytes erhöht.«
    Ryan stellte eine Frage. Lesieur antwortete.
    Der zweite Behälter enthielt einen zusammengebackenen Klumpen braunen Zuckers. Ich stieß mit dem Löffel daran. Sollte da irgendwas drin sein, bräuchten wir einen Schlagbohrer, um es herauszuholen.
    Lesieur und Ryan

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