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Knochen zu Asche

Knochen zu Asche

Titel: Knochen zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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geht’s doch bei Altfallermittlungen, oder?«
    »Ist dir eigentlich bewusst, was du vor ein paar Augenblicken gesagt hast? Ist dir eigentlich je in den Sinn gekommen, dass Hippos Sorge um deine Sicherheit berechtigt sein könnte?«
    »Soll heißen?« Ich hasse es, wenn Ryan den Beschützer spielt. Ich spürte, dass er gerade dabei war, in diese Rolle zu schlüpfen, und das machte mich gereizt.
    »Obéline Bastarache ist verschwunden und vermutlich ertrunken. Cormier ist eindeutig tot.«
    »Das weiß ich.«
    »Irgendein Arschloch hat gestern versucht, dich in einemTreppenhaus fertigzumachen. Durchaus möglich, dass das Mulally oder Babin war.«
    »Du hast den Verdacht, dass sie die E-Mail mit der Death -Zeile geschickt haben?«

    »Alles, was ich höre, deutet darauf hin, dass diese Clowns ohne Hilfestellung nicht mal ihre Schuhe zubinden können. Kann sein, dass ihnen das Internet zu hoch ist.«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich habe vor, das herauszufinden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mehr Leute daran beteiligt sind. Leute, die du gar nicht erkennen würdest. Du solltest dich also nicht unbedingt zur Zielscheibe machen. Zeit für ein Mittagessen? «
    »Was?«
    »Mittagessen? Erdnussbutter und Konfitüre? Thunfisch auf Roggenbrot?«
    »Warum?« Bockig.
    »Du musst was essen. Und danach weiß ich, wo wir mit ein paar Fragen loslegen können.«
     
    Am Wochenende war am Grund des Ottawa River eine Zwölf-Meter-Catalina gefunden worden. In der Kajüte der Yacht lagen Knochen verstreut. Man ging davon aus, dass die Überreste die von Marie-Ève und Cyprien Dunning waren, ein Paar, das seit einem Segeltörn bei schlechtem Wetter vierundachtzig vermisst wurde.
    Nachdem Ryan gegangen war, verbrachte ich den Tag mit den Knochen aus dem Boot.
    Um zehn rief Hippo an und sagte mir, dass Opale St.-Hilaire wohlauf sei und bei ihren Eltern in Baie-d’Urfé lebte. Die St.-Hilaires hatten zu ihrem sechzehnten Geburtstag einen Termin bei Cormier vereinbart. Sie waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen.
    Um elf rief Ryan an, um das Mittagessen abzusagen. Ohne Angabe von Gründen.
    Mittags rief Harry an, als ich gerade in der Cafeteria saß. Keine Nachricht. Ich rief zurück, aber die Voice-Mail sprang an.

    Um vier schrieb ich meinen vorläufigen Bericht über die Yacht-Knochen. Ein Mann. Eine Frau. Alle Skelettmerkmale wiesen auf Mr. und Mrs. Dunning hin.
    Um vier Uhr fünfunddreißig rief Ryan noch einmal an.
    »Fährst du nach Hause?«
    »Demnächst.«
    »Ich treffe dich dort.«
    »Warum?«
    »Dachte mir, ich zeige deinem Hausmeister mal Mulallys und Babins Fotos.«
    »Die zwei, die sich nach meiner Wohnung erkundigt haben. Das habe ich schon ganz vergessen.«
    Ich hörte das Aufflammen eines Streichholzes, dann tiefes Einatmen. Als Ryan weiterredete, klang seine Stimme leicht verändert.
    »Bin heute Morgen ziemlich hart mit dir umgesprungen.«
    »Vergiss es. Du bist frustriert wegen dieser alten Fälle.Wegen der Ermittlungen zum Lac des Deux Montagnes und Phoebe Quincy. Ich bin frustriert wegen Évangéline.« Ich schluckte. »Und du machst dir Sorgen um Lily.«
    »Sie macht sich ganz gut. Hält sich an das Programm.«
    »Das freut mich wirklich sehr, Ryan.«
    »Wie geht’s Katy?«
    »Ist immer noch in Chile.«
    »Pete?«
    »Ist verlobt.«
    »Ernsthaft?«
    »Ernsthaft.«
    Ich hörte, wie Ryan Rauch in die Lunge zog. Und wieder ausatmete.
    »Zurückkehren ist schwer.«
    Lily zur Nüchternheit? Ryan zu Lutetia? Ich fragte nicht nach.
    »Tempe…«

    Ich wartete einen weiteren Lungenzug ab, wusste nicht so recht, wohin dieses Gespräch führte.
    »Ich möchte wissen, was bei diesem Skelett von Hippos Kumpel rausgekommen ist.«
    »Wann immer du willst.«
    »Heute Abend?«
    »Klar.«
    »Gehen wir essen?«
    »Da muss ich erst Harry fragen.«
    »Sie kann gerne mitkommen.«
    »Irgendwie klang diese Einladung sehr unaufrichtig.«
    »War sie auch.«
    Mann, flüsterte irgendetwas tief in meinem Hirn.

29
    Ryan saß auf seinem Jeep, als ich in meine Straße einbog. Er rutschte von der Motorhaube und winkte knapp. Ich winkte zurück. Seine Reflexion blitzte kurz in meinem Rückspiegel auf, als ich in die Tiefgarage hinunterfuhr.Ausgewaschene Jeans. Schwarzes Polohemd. Sonnenbrille.
    Ein ganzes Jahrzehnt, und dieser Mann setzte mich noch immer unter Strom. Dieses eine Mal hatte Harry mit ihrer Einschätzung völlig recht. Ryan sah verdammt gut aus.
    Auf dem Nachhauseweg hatte ich unser Telefongespräch immer und immer

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