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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kathryn.
    »Woran glauben Sie?«
    »Daß wir auf unseren Geist und unseren Körper hören müssen. Und unsere kosmische und molekulare Energie rein halten müssen.«
    »Und was tun Sie?«
    »Tun?« Die Frage schien sie zu verwirren. »Wir produzieren unsere Nahrung selbst, und wir essen nichts, das die Umwelt zerstört.« Sie zuckte leicht die Achseln. »Wir studieren. Wir arbeiten. Wir singen und spielen. Manchmal hören wir Vorträge. Dom ist unglaublich klug. Er ist völlig klar –«
    El tippte ihr auf den Arm und deutete auf Carlies Becher, der heruntergefallen war. Kathryn nahm ihn, wischte den Schnabel an ihrem Rock ab und gab ihn ihrem Sohn zurück. Der Junge nahm den Becher und schlug damit seiner Mutter auf den Fuß.
    »Wie lange leben Sie schon in der Gruppe?«
    »Neun Jahre.«
    »Wie alt sind Sie?« Ich konnte die Verwunderung in meiner Stimme nicht unterdrücken.
    »Siebzehn. Meine Eltern sind dazugestoßen, als ich acht war.«
    »Und davor?«
    Sie bückte sich und hielt Carlie den Becher wieder an den Mund. »Ich weiß noch, daß ich viel geweint habe. Ich war viel allein. Ich war immer krank. Meine Eltern haben sich die ganze Zeit gestritten.«
    »Und?«
    »Als wir zu der Gruppe kamen, haben wir eine Verwandlung durchgemacht. Durch Läuterung.«
    »Sind Sie glücklich?«
    »Der Sinn des Lebens ist nicht das Glück.« Es war das erste, was El sagte. Ihre Stimme war tief und flüsternd und hatte einen leichten Akzent, den ich jedoch nicht zuordnen konnte.
    »Was dann?«
    »Frieden und Gesundheit und Harmonie.«
    »Kann das nicht erreicht werden, ohne daß man sich aus der Gesellschaft zurückzieht?«
    »Wir glauben nicht.« Els Gesicht war bronzefarben und tief gefurcht, ihre Augen hatten die Farbe von Mahagoni. »In der Gesellschaft lenken uns zu viele Dinge ab. Drogen. Fernsehen. Besitztümer. Die Gier zwischen den Menschen. Unser Glauben steht da im Weg.«
    »El kann diese Sachen viel besser beschreiben als ich«, sagte Kathryn.
    »Aber warum die Kommune?« fragte Ryan. »Warum nicht einfach alles hinter sich lassen und in einen Orden eintreten?«
    Kathryn gab die Frage mit einer Handbewegung an El weiter.
    »Das Universum ist ein organisches Ganzes, das aus vielen voneinander abhängigen Elementen besteht. Jeder Teil ist untrennbar mit jedem anderen verbunden und interagiert mit ihm. Indem wir isoliert leben, ist unsere Gruppe ein Mikrokosmos dieser Realität.«
    »Würden Sie mir das bitte erklären?« Ryan.
    »Indem wir von der Welt isoliert leben, wehren wir uns gegen die Schlachthäuser und Chemiefabriken, die Bierdosen und Reifenhalden und gegen die ungeklärten Abwässer. Indem wir als Gruppe zusammenleben, unterstützen wir uns gegenseitig und geben uns Nahrung, sowohl seelisch wie körperlich.«
    »Alle für einen.«
    El lächelte dünn. »All die alten Mythen müssen eliminiert werden, bevor wahres Bewußtsein möglich ist.«
    »Alle?«
    »Ja.«
    »Auch seiner?« Ryan nickte in die Richtung des Predigers.
    »Alle.«
    Ich versuchte, das Gespräch zum Ausgangspunkt zurückzuführen.
    »Kathryn, angenommen, Sie suchen Informationen über jemanden, wo würden Sie fragen?«
    »Hören Sie«, sagte sie lächelnd. »Sie werden sie nicht finden.« Sie bückte sich noch einmal nach Carlies Becher. »Wahrscheinlich liegt sie jetzt an der Riviera und schmiert ihre Babys mit Sonnencreme ein.«
    Ich sah sie lange an. Sie wußte nicht Bescheid. Dom hatte es ihr nicht gesagt. Sie war bei der Vorstellung nicht dabeigewesen und hatte keine Ahnung, warum wir nach Heidi und Brian fragten. Ich atmete tief durch.
    »Heidi Schneider ist tot, Kathryn. Und Brian Gilbert ebenfalls.«
    Sie sah mich an, als wäre ich verrückt geworden.
    »Tot? Das kann doch nicht sein.«
    »Kathryn!« Els Stimme klang plötzlich scharf.
    Kathryn ignorierte sie.
    »Ich meine, sie ist doch noch so jung. Und sie ist schwanger. Oder war es.« Ihre Stimme klang flehend, wie die eines Kindes.
    »Sie wurde vor weniger als drei Wochen ermordet.«
    »Dann sind Sie also gar nicht hier, um sie nach Hause zu holen?« Sie schaute von Ryan zu mir. Ich sah kleine gelbe Sprenkel in ihren grünen Augen. »Sind Sie nicht ihre Eltern?«
    »Nein.«
    »Sie sind tot?«
    »Ja.«
    »Die Babys?«
    Ich nickte.
    Ihre Hand schnellte zum Mund, flatterte dann in ihren Schoß, wie ein Schmetterling, der nicht weiß, wo er landen soll. Carlie zupfte an ihrem Rock, und ihre Hand wanderte zu seinem Kopf.
    »Wie kann jemand nur so etwas tun? Ich meine, ich kannte sie

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