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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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daß Sie das endlich bemerken. Wie kommen Sie drauf, daß sie was verschweigt?«
    »Sie sagte Babys.«
    »Und?«
    Ich sah es hinter seinen Augen arbeiten. Dann: »Verdammt.«
    »Wir haben ihr nie gesagt, daß Heidi Zwillinge hatte.«
     
    Vierzig Minuten später klopfte es an der Backbordtür. Ich trug das Hornets-T-Shirt, das Katy dagelassen hatte, keinen Slip, aber einen Handtuchturban auf dem Kopf. Ich spähte durch die Jalousie.
    Ryan stand mit zwei Sechserpacks und einer wagenradgroßen Pizza auf dem Pier. Er hatte Sakko und Krawatte abgelegt und die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt Scheiße.
    Ich ließ die Lamellen los und trat einen Schritt zurück. Ich könnte das Licht ausschalten und nicht reagieren. Ich könnte ihn einfach ignorieren. Ich könnte ihm sagen, er solle verschwinden.
    Ich spähte noch einmal hinaus und zwang mich, direkt in Ryans Augen zu sehen.
    »Ich weiß, daß Sie da sind, Brennan. Ich bin Detective, wissen Sie noch?«
    Er schwenkte einen Sechserpack vor meinen Augen. »Cola Light.«
    Verdammt.
    Eigentlich war es nicht so, daß ich Ryan nicht mochte. Genaugenommen war mir seine Gesellschaft sogar lieber als die der meisten Leute. Lieber, als ich mir selber einzugestehen wagte. Ich mochte das Engagement, das er in seine Arbeit legte, und das Mitgefühl, das er Opfern und deren Familien gegenüber zeigte. Ich mochte seine Intelligenz und seine Schlagfertigkeit. Und mir gefiel Ryans Biographie: die Geschichte des Collegejungen, der auf die schiefe Bahn geraten und von einem zugekoksten Rocker zusammengeschlagen worden war und der dann die Seiten gewechselt hatte. Ein taffer Bursche, aus dem ein taffer Polizist geworden war. Es hatte irgendwie poetische Symmetrie.
    Und sein Aussehen gefiel mir sowieso, aber mein Verstand sagte mir, daß ich mich besser auf nichts einlassen sollte.
    Ach, verdammt. Besser als Nudeln mit Industriekäse war es auf jeden Fall.
    Ich verschwand in meiner Kabine, zog mir eine abgeschnittene Jeans über und fuhr mir mit der Bürste durch die Haare.
    Ich zog die Jalousie hoch und schob die Gittertür zurück, um ihn einzulassen. Er gab mir die Getränke und die Pizza, drehte sich dann um und kletterte rückwärts an Bord.
    »Cola habe ich selber«, sagte ich.
    »Cola kann man nie zuviel haben.«
    Ich deutete zur Kombüse, und er stellte die Pizza auf den Tisch, zog eine Dose für sich aus dem Bierkarton und ein Cola für mich aus dem anderen und stellte den Rest in den Kühlschrank. Ich holte Teller, Servietten und ein großes Messer aus dem Schrank, während er den Pizzakarton öffnete.
    »Und Sie meinen, das ist nahrhafter als Nudeln?«
    »Das ist eine Gemüse-Deluxe.«
    »Und was ist das?« Ich deutete auf einen knusprig braunen Streifen.
    »Extraportion gebratener Speck. Ich wollte alle Nährstoffgruppen haben.«
    »Bringen wir es in den Salon«, schlug ich vor.
    Wir stellten das Essen auf den niedrigen Tisch und setzten uns auf die Couch. Der Geruch der Marsch und von feuchtem Holz wehte herein und vermischte sich mit dem Duft von Tomatensauce und Basilikum. Während des Essens redeten wir über die Morde und spekulierten über die Wahrscheinlichkeit, daß die Opfer in St. Jovite etwas mit Dom Owens zu tun hatten.
    Schließlich wandten wir uns persönlicheren Themen zu. Ich beschrieb ihm das Beaufort meiner Kindheit und erzählte ihm von meinen Sommern am Strand. Ich redete über Katy und über meine Entfremdung von Pete. Ryan erzählte mir Geschichten aus seiner Jugend in Nova Scotia und gestand mir seine Gefühle über eine kürzliche Trennung.
    Das Gespräch war locker und natürlich, und ich gab mehr von mir preis, als ich mir je vorgestellt hätte. In den Pausen lauschten wir dem Wasser und dem Rascheln des Spartgrases in der Marsch. Ich dachte nicht mehr an Gewalt und Tod und tat etwas, das ich schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Ich entspannte mich.
    »Ich kann nicht glauben, daß ich so viel rede«, sagte ich und fing an, Teller und Servietten einzusammeln.
    Ryan griff nach den leeren Dosen. »Ich helfe Ihnen.«
    Unsere Arme berührten sich, und ich spürte Hitze über meine Haut rasen. Wortlos sammelten wir die Reste ein und trugen sie in die Kombüse.
    Als wir zur Couch zurückkehrten, stand Ryan einen Augenblick lang vor mir, setzte sich dann dicht neben mich, legte mir beide Hände auf die Schultern und drehte mich von sich weg. Ich wollte eben etwas einwenden, als er anfing, die Muskeln an meinem Nacken, an den Schultern und den

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