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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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stürzte ich in die Küche. Mitten im Raum brannte ein Feuer, das die Luft mit Rauch erfüllte und sich in jeder glänzenden Fläche spiegelte.
    Mit zitternder Hand tastete ich nach dem Lichtschalter und drückte ihn. Mein Blick huschte nach links und nach rechts. Das brennende Bündel lag in der Mitte des Fußbodens. Die Flammen hatten sich noch nicht ausgebreitet.
    Ich legte die Muschel weg, hielt mir den Saum meines Nachthemds vor Mund und Nase und ging tief gebückt um das Feuer herum zur Abstellkammer. Dort zog ich den kleinen Feuerlöscher vom obersten Regal. Obwohl Rauch mir in den Lungen brannte und Tränen mir die Sicht nahmen, schaffte ich es, auf den Hebel zu drücken. Der Löscher zischte nur.
    Verdammt!
    Hustend und würgend drückte ich noch einmal. Noch ein Zischen, dann spritzte ein Strahl aus Kohlendioxid und weißem Pulver aus der Düse.
    Ja!
    Ich richtete den Strahl auf die Flammen, und in weniger als einer Minute war das Feuer gelöscht. Der Rauchmelder heulte immer noch; der Lärm stach mir wie Metallsplitter in Ohren und Hirn.
    Ich öffnete die Hintertür und das Fenster über dem Spülbecken und ging dann zu dem Fenster hinter dem Tisch. Das brauchte ich nicht zu öffnen. Die Scheibe war zerbrochen, Scherben und Holzsplitter bedeckten Fensterbrett und Boden. Der Wind fuhr in die Vorhänge und zog sie durch die schartige Öffnung.
    Ich umkreiste das Ding auf dem Boden, schaltete den Deckenventilator ein, schnappte mir dann ein Geschirrtuch und fächelte den Rauch aus der Küche. Langsam wurde die Luft wieder klar.
    Ich wischte mir die Augen und bemühte mich, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Weiterfächeln!
    Der Rauchmelder heulte noch immer.
    Ich ließ das Tuch sinken und sah mich um. Unter dem Tisch lag ein Schlackenstein, ein anderer lehnte an dem Schränkchen unter dem Waschbecken. Dazwischen lagen die verkohlten Überreste des Bündels, das gebrannt hatte. Der Raum roch nach Rauch und Benzin. Und da war auch noch ein anderer Gestank, den ich kannte.
    Mit zitternden Knien ging ich zu dem schwelenden Haufen. Ich starrte ihn verständnislos an, als der Alarm verstummte. Die Stille wirkte unnatürlich.
    Wähl die Notrufnummer.
    Es war nicht mehr nötig. Als ich nach dem Hörer griff, hörte ich in der Entfernung eine Sirene. Sie wurde lauter, sehr laut und verstummte dann. Einen Augenblick später erschien ein Feuerwehrmann an der Hintertür.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Ma’am?«
    Ich nickte und verschränkte die Arme vor der Brust, verlegen wegen meines halbbekleideten Zustands.
    »Ihre Nachbarin hat angerufen.« Sein Kinnriemen baumelte.
    »Oh.« Ich vergaß mein Nachthemd. Ich war wieder in St. Jovite.
    »Alles unter Kontrolle?«
    Noch ein Nicken. St. Jovite. Fast eine Synapse.
    »Was dagegen, wenn ich mal nachschaue?«
    Ich trat zurück.
    Er besah sich den Schaden.
    »Ziemlich übler Scherz. Haben Sie ‘ne Ahnung, wer Ihnen das Zeug da durchs Fenster geschmissen hat?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sieht aus, als hätten sie die Scheibe mit den Steinen zerdeppert und dann das Ding da hinterhergeworfen.« Er ging zu dem schwelenden Haufen. »Anscheinend wurde es in Benzin getränkt, angezündet und dann reingeschleudert.«
    Ich hörte seine Worte, konnte aber nichts erwidern. Mein Körper hatte sich eingekapselt, während mein Verstand versuchte, eines formlosen Gedankens habhaft zu werden, der in den Tiefen meines Hirns schlummerte.
    Der Feuerwehrmann zog einen Spaten aus seinem Gürtel, klappte das Blatt auf und stocherte in dem Haufen auf meinem Küchenboden. Schwarze Flocken stiegen in die Höhe und sanken wieder zu Boden. Er schob das Blatt unter das Objekt, drehte es um und beugte sich darüber.
    »Sieht aus wie ein Rupfensack. Vielleicht ein Saatgutbeutel. Keine Ahnung, was drin ist.«
    Er kratzte mit der Spatenspitze an dem Ding, und weitere Aschepartikel flogen auf. Dann stieß er fester zu und drehte den Sack hin und her.
    Der Gestank wurde stärker. St. Jovite. Autopsiesaal drei. Die Erinnerung brach durch, und mir lief es kalt den Rücken hinunter.
    Mit zitternden Händen öffnete ich eine Schublade und holte eine Haushaltsschere heraus. Ohne noch einen Gedanken an mein Nachthemd zu verschwenden, kauerte ich mich hin und schnitt den Rupfen auf.
    Der Kadaver war klein, der Rücken durchgedrückt, die Beine von der Hitze der Flammen kontrahiert. Ich sah ein verschrumpeltes Auge, einen winzigen Kiefer mit geschwärzten Zähnen. Mir wurde schwindelig, als mir

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