Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
waren, dürfte es keine Spuren geben. Ich nehme an, Sie haben nichts berührt?«
    »Nein.« Seit der vergangenen Nacht war ich nicht mehr in der Küche gewesen. Ich konnte den Anblick von Birdies Schüsseln einfach nicht ertragen.
    »Arbeiten Sie gerade an etwas, das irgend jemand sauer machen könnte?«
    Ich erzählte ihm von den Morden in Quebec und den Leichen auf Murtry Island.
    »Was glauben Sie, wie sind die an Ihre Katze gekommen?«
    »Vielleicht ist er weggelaufen, als Pete kam, um ihn zu füttern. Das macht er ab und zu.« Ein Stich. »Hat er gemacht.«
    Weine nicht. Wage es nicht zu weinen.
    »Oder…«
    »Ja?«
    »Na ja, ich bin mir nicht sicher. Es kann sein, daß letzte Woche jemand in mein Büro in der Uni eingebrochen ist. Vielleicht nicht gerade eingebrochen. Möglicherweise habe ich vergessen, die Tür abzuschließen.«
    »Ein Student?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich beschrieb ihm den Vorfall.
    »Mein Hausschlüssel war zwar noch in der Tasche, aber die Person hätte sich ja einen Abdruck machen können.«
    »Sie sehen ein bißchen mitgenommen aus.«
    »Ein bißchen. Aber es geht schon wieder.«
    Erst sagte er gar nichts. Dann: »Tempe, als ich es erfuhr, dachte ich erst, das war ein verärgerter Student.« Er kratzte sich die Nase. »Aber das könnte mehr als nur ein übler Scherz sein. Passen Sie auf sich auf. Und vielleicht sollten Sie es Pete sagen.«
    »Das will ich nicht. Er würde sich verpflichtet fühlen, den Babysitter zu spielen, und er hat nicht die Zeit dafür. Das hatte er nie.«
    Nach der Unterhaltung gab ich Ron einen Schlüssel für den Annex, unterschrieb den Bericht und ging.
    Obwohl nur wenig Verkehr herrschte, kam mir die Fahrt zur UNCC länger vor als sonst. Eine eisige Faust hatte meine Eingeweide gepackt und wollte sie nicht mehr loslassen.
     
    Den ganzen Tag verging das Gefühl nicht. Immer wieder lenkten mich Bilder der ermordeten Katze von der Arbeit ab. Birdie als Kätzchen, wie er noch ein bißchen wacklig dasaß, wie ein kleiner Spatz auf einem Zaun. Birdie flach auf dem Rücken unter dem Sofa. Wie er mir um die Knöchel strich. Oder mich anstarrte, weil er den Rest meines Müslis wollte. Die Traurigkeit, die mich seit Wochen plagte, vertiefte sich zu klinischer Melancholie.
    Nach der Arbeit ging ich auf den Sportplatz und zog mir Laufkleidung an. Ich würde mich erst mal so richtig auspumpen, weil ich hoffte, daß die körperliche Erschöpfung den Kummer in meinem Herzen und die Verspannung in meinen Gliedern lindern würde.
    Während ich meine Runden drehte, bewegten sich meine Gedanken langsam in eine andere Richtung. Vielleicht hatte Ron Tillman recht. Ein Tier umzubringen ist zwar grausam, aber amateurhaft. War es wirklich nur ein unzufriedener Student? Oder konnte Birdies Tod eine ernsthafte Drohung sein? Von wem? Die Murtry-Geschichte? War ich in etwas hineingezogen worden, das größer war, als ich wußte?
    Ich legte noch einen Zahn zu, und allmählich löste sich meine Verkrampfung.
    Nach sechs Kilometern ließ ich mich auf den Rasen fallen. Schwer atmend starrte ich den Regenbogen an, der im Sprühnebel eines Rasensprengers schimmerte. Es hatte funktioniert. Mein Kopf war leer.
    Als Puls und Atmung sich wieder beruhigt hatten, ging ich in den Umkleideraum, duschte und zog frische Sachen an. Ich fühlte mich schon deutlich besser, als ich den Hügel zum Colvard Building hochging.
    Das Gefühl war nur von kurzer Dauer.
    Mein Anrufbeantworter blinkte. Ich schaltete auf Abhören und wartete.
    Verdammt.
    Ich hatte Kathryn schon wieder verpaßt. Wie beim ersten Mal hatte sie mir keine Informationen hinterlassen, nur die Aussage, daß sie angerufen habe. Ich spulte zurück und hörte mir die Nachricht ein zweites Mal an. Sie klang atemlos, ihre Stimme angespannt und fahrig.
    Immer und immer wieder spielte ich die Nachricht ab, aber ich wurde aus den Hintergrundgeräuschen einfach nicht schlau. Kathryns Stimme klang gedämpft, als würde sie in einem beengten Raum sprechen. Ich stellte mir vor, daß sie die Hand über den Hörer hielt und beim Sprechen verstohlen ihre Umgebung musterte.
    Bildete ich mir etwas ein? Hatte der Vorfall der letzten Nacht meine Phantasie überhitzt? Oder war Kathryn wirklich in Gefahr?
    Die Sonne warf helle Streifen durch die Jalousien auf meinen Schreibtisch. Irgendwo auf dem Gang knallte eine Tür. Langsam nahm ein Gedanke Gestalt an.
    Ich griff zum Telefon.

22
    »Danke, daß Sie so spät am Nachmittag noch Zeit für mich haben. Es überrascht

Weitere Kostenlose Bücher