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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kursleiter redet den Teilnehmern ein, daß ihr Leben beschissen ist und daß sie einen Ausweg nur finden, wenn sie das neue Denken akzeptieren.«
    Maisgrütze.
    »Tag drei ist dann gewöhnlich diversen Übungen gewidmet. Tranceeinleitung. Das Hervorholen verschütteter Erinnerungen. Gesteuerte Assoziationsspiele. Der Trainer bringt die Leute dazu, Enttäuschungen hervorzukramen, Zurückweisungen, schlechte Erinnerungen. Die Leute stellen sich emotional bloß. Am folgenden Tag gibt’s dann jede Menge warme, schnuckelige Gruppengefühle, und der Leiter verwandelt sich aus einem harten Zuchtmeister zum liebevollen Papa oder zur liebenden Mama. Zu diesem Zeitpunkt beginnt bereits die Werbung für die nächste Serie von Kursen. Der letzte Tag ist dann Spaß und Glückseligkeit, mit viel Umarmen und Tanzen und Musik und Spielen. Und aggressivem Verkaufen.«
    Ein Paar in Khakihosen und identischen Golfhemden setzte sich in die Nische neben uns. Er war perlmutt, sie war schaumgrün.
    »Das Gefährliche daran ist, daß diese Kurse unglaublich belastend sein können, sowohl physisch als auch psychisch. Die meisten Leute haben keine Ahnung, wie intensiv so etwas wird. Wenn sie es wüßten, würden sie sich nicht einschreiben.«
    »Reden die Teilnehmer danach nicht über das Programm?«
    »Man schärft ihnen ein, vage zu bleiben, weil Reden über diese Erfahrungen sie für andere verderben würde. Sie werden zwar ermutigt zu schwärmen, wie sehr sich ihr Leben verändert hat, aber zugleich sollen sie auch verheimlichen, wie selbstquälerisch und nervenaufreibend der ganze Prozeß war.«
    »Wo rekrutieren diese Gruppen?«
    »Überall. Auf der Straße. Von Haus zu Haus. In Schulen, Geschäften, Gesundheitszentren. Sie schalten Anzeigen in alternativen Zeitungen, New-Age-Magazinen –«
    »Was ist mit Colleges und Universitäten?«
    »Sehr fruchtbarer Boden. Auf Schwarzen Brettern, in Wohnheimen und Mensen, bei Aktionstagen. Einige Kulte schicken Mitglieder in Beratungszentren auf den Campus, damit sie sich nach Studenten umsehen, die allein kommen.«
    »Aber das ist eine ganz andere Geschichte, nicht? Diese Bewußtseinsseminare haben mit den Kulten, über die wir das letzte Mal gesprochen haben, nichts zu tun?«
    »Nicht unbedingt. Einige dieser Programme dienen dazu, Mitglieder für Organisationen zu werben, die im Hintergrund stehen. Man macht den Kurs, dann kriegt man gesagt, daß man sich so gut geschlagen hat, daß man für eine höhere Ebene in Frage kommt oder den Guru kennenlernen darf oder sonst was.«
    Seine Worte trafen mich wie ein Schlag vor die Brust. Harrys Abendessen im Haus des Leiters.
    »Red, was für Menschen fallen auf so etwa herein?« Ich hoffte, daß meine Stimme ruhiger klang, als ich mich fühlte.
    »Meine Forschungen zeigen, daß es zwei wichtige Faktoren gibt.« Er zählte sie an fettigen Fingern ab. »Depressionen und zerbrochene Bindungen.«
    »Und das heißt?«
    »Jemand in einem Übergangsstadium ist oft einsam und verwirrt und deshalb anfällig.«
    »In einem Übergangsstadium?«
    »Zwischen High-School und College, College und Berufsleben. Nach dem Ende einer Beziehung. Nach einer Kündigung.«
    Reds Sätze verschmolzen mit dem Stimmengewirr der Frühstücksgäste. Ich mußte mit Kit reden. Ich mußte Harry finden. Plötzlich schien alles so offensichtlich. Warum hatte ich es vorher nicht bemerkt?
    Als ich mich wieder auf Red konzentrierte, sah der mich merkwürdig an. Ich wußte, daß ich etwas sagen mußte.
    »Ich glaube, daß meine Schwester einen dieser Kurse absolviert hat. Bei einer Gruppe mit dem Namen Inner Life Empowerment.«
    Er zuckte die Achseln. »Es gibt so viele. Die kenne ich nicht.«
    »Jetzt ist sie auf Tauchstation gegangen. Niemand kann sie erreichen.«
    »Tempe, die meisten dieser Programme sind ziemlich harmlos. Aber Sie sollten mit ihr reden. Bei gewissen Menschen können sie großen Schaden anrichten.«
    Bei Harry zum Beispiel.
    In mir brodelte die bekannte Mischung aus Angst und Verärgerung.
    Ich dankte Red und bezahlte die Rechnung. Draußen auf dem Bürgersteig fiel mir noch eine Frage ein.
    »Haben Sie je von einer Soziologin namens Jeannotte gehört? Sie beschäftigt sich mit religiösen Bewegungen.«
    »Daisy Jeanotte?« Eine Augenbraue hob sich, was seine Stirn in schiefe Furchen legte.
    »Ich habe sie vor ein paar Wochen an der McGill kennengelernt, und mich würde interessieren, was ihre Kollegen von ihr halten.«
    Er zögerte. »Ja. Ich habe gehört, daß sie

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