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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sahen aus wie abgerundete Höcker, eingefrorene Flußpferde in einem grauen Strom. Eis tropfte von den Dachtraufen und Fensterbänken des Gebäudes und machte die Scheiben so milchig, daß nicht zu erkennen war, was drinnen vor sich ging.
    Ryan drehte sich mir zu.
    »Hören Sie zu. Wenn das die richtige Adresse ist, sind wir hier ungefähr so willkommen wie eine Klapperschlange.« Er berührte meine Wange. »Versprechen Sie, daß Sie hierbleiben?«
    »Ich –«
    Seine Finger glitten zu meinen Lippen.
    »Bleiben Sie hier.« Seine Augen waren blendend blau im trüben Morgenlicht.
    »Das ist doch Blödsinn«, sagte ich auf seine Fingerspitzen.
    Er zog die Hand zurück und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Warten Sie im Auto.«
    Er zog Handschuhe an und trat hinaus in den Sturm. Als er die Tür zuschlug, griff ich nach meinen Fäustlingen. Ich würde zwei Minuten warten.
    Was dann passierte, hat sich mir als eine Reihe unzusammenhängender Bilder eingeprägt, Erinnerungssplitter ohne zeitliche Koordination. Ich sah alles, aber mein Verstand konnte es nicht als Ganzes begreifen. Er registrierte zwar den Vorgang, speicherte ihn aber in separaten Bildern ab.
    Ryan hatte ein halbes Dutzend Schritte zurückgelegt, als ich einen Knall hörte und sein Körper zusammenzuckte. Seine Hände schossen in die Höhe, und er drehte sich langsam um. Dann noch ein Knall und noch ein Zucken, und er stürzte zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
    »Ryan!« schrie ich und stieß die Tür auf. Als ich heraussprang, schoß mir ein Schmerz durchs Bein, und das Knie knickte ein.
    »Andy!«
    Dann explodierte ein Blitz in meinem Schädel, und ich versank in Dunkelheit, dicker als das Eis.

34
    Als ich wieder zu nur kam, war immer noch Schwärze um mich herum. Dunkelheit und Schmerz. Ich setzte mich auf, doch aus der Finsternis wuchsen keine Umrisse. Ein heftiger Schmerz schoß mir in den Kopf, und ich dachte schon, ich müßte mich übergeben. Noch mehr Schmerzen, als ich die Knie anzog und meinen Kopf dazwischensteckte.
    Dann verschwand die Benommenheit. Ich lauschte. Nichts als das Pochen meines Herzens. Ich sah auf meine Hände, konnte sie aber in der Dunkelheit kaum erkennen. Ich atmete ein. Verfaultes Holz und feuchte Erde. Vorsichtig tastete ich meine Umgebung ab.
    Ich saß auf gestampfter Erde. Hinter mir und zu beiden Seiten spürte ich Wände aus rauben, runden Steinen. Fünfzehn Zentimeter über meinem Kopf stieß meine Hand an Holz.
    Mein Atem ging stoßweise, während ich versuchte, gegen meine Panik anzukämpfen.
    Ich war gefangen! Ich mußte raus.
    Neeeiiiin!
    Der Schrei war nur in meinem Kopf. Noch hatte ich nicht ganz die Selbstkontrolle verloren.
    Ich schloß die Augen und kämpfte gegen das Hyperventilieren an. Ich faltete die Hände und konzentrierte mich.
    Einatmen. Ausatmen. Ein. Aus.
    Langsam verebbte die Panik. Ich kniete mich hin und streckte die Hand nach vorne. Nichts. Der Schmerz im rechten Knie trieb mir die Tränen in die Augen, trotzdem kroch ich langsam durch die tintige Leere. Einen halben Meter. Zwei Meter. Drei Meter.
    Während ich mich vorwärts bewegte, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, wich die Angst allmählich von mir. Ein Tunnel war besser als ein steinerner Käfig.
    Ich hockte mich auf die Fersen und versuchte, eine Verbindung zu einem funktionierenden Teil meines Gehirns herzustellen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand, wie lange ich schon hier war und wie ich hierhergekommen war.
    Ich fing an zu rekonstruieren.
    Harry. Das Holzhaus. Das Auto.
    Ryan. Gott, mein Gott, o Gott!
    Bitte nicht. Bitte nicht Ryan.
    Mein Magen hob sich wieder, ein bitterer Geschmack stieg mir in den Mund. Ich schluckte.
    Wer hatte auf Ryan geschossen? Wer hatte mich hierhergebracht? Wo war Harry?
    Mein Schädel dröhnte, und allmählich wurde ich steif vor Kälte. So ging es nicht weiter. Ich mußte etwas unternehmen. Ich atmete tief ein und kniete mich wieder hin.
    Stück um schmerzendes Stück kroch ich den Tunnel entlang. Ich hatte meine Handschuhe verloren, und der eiskalte Lehm machte mir die Hände taub und jagte Wellen von Schmerz durch meine verletzte Kniescheibe. Der Schmerz zwang mich zur Konzentration, bis ich den Fuß berührte.
    Ich schrak hoch, mein Kopf krachte gegen Holz, und ein Schrei blieb mir in der Kehle stecken.
    Verdammt noch mal, Brennan, reiß dich zusammen! Am Tatort bist du ein Profi, keine hysterische Zuschauerin.
    Schon, aber nichts in meiner Ausbildung hat mich darauf vorbereitet, eine

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