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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Auto auf, ließ den Motor an und war dann mehrere Minuten mit Scheibenkratzen beschäftigt, während Harry die Radiosender absuchte. Als ich einstieg, hatte sie mein gewohntes Vermont Public Radio mit einem lokalen Rockmusiksender vertauscht.
    »Das ist echt cool.« Harry schien Mitsou zu mögen.
    »Sie ist québécoise«, sagte ich, während ich vor und zurück stieß, um den Mazda aus der Schneefurche herauszubugsieren. »Seit Jahren groß im Geschäft.«
    »Ich meine Rock ‘n’ Roll auf französisch. Das ist echt cool.«
    »Ja.« Die Vorderräder fanden Halt auf dem Asphalt, und ich reihte mich in den Verkehr ein.
    Harry lauschte dem Text, während wir langsam auf das Stadtzentrum zurollten.
    »Singt sie von einem Cowboy? Mon cowboy?«
    »Ja«, sagte ich und bog auf die Viger ein. »Ich glaube, sie mag den Kerl.«
    Wir verloren Mitsou, als wir in den Ville-Marie-Tunnel hineinfuhren.
     
    Zehn Minuten später schloß ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Ich zeigte Harry das Gästezimmer und ging in die Küche, um meinen Essensvorrat zu kontrollieren. Da ich vorgehabt hatte, am Wochenende auf den Atwater Market zu gehen, war nicht viel da. Als Harry in die Küche kam, wühlte ich gerade in dem winzigen Wandschrank, den ich Speisekammer nannte.
    »Ich lade dich zum Essen ein, Tempe.«
    »Du?«
    »Genaugenommen lädt Inner Life Empowerment dich zum Essen ein. Ich hab’s dir doch gesagt. Sie übernehmen alle meine Kosten. Zumindest bis zu zwanzig Dollar für ein Abendessen. Howies Diners-Club-Karte übernimmt den Rest.«
    Howie war ihr zweiter Gatte und vermutlich auch der Finanzier der Sachen in ihren Nieman-Marcus-Tüten.
    »Warum bezahlt Inner Life für diese Reise?«
    »Weil ich so gut war. Genaugenommen ist es eine Sondervereinbarung.« Sie zwinkerte mir übertrieben zu und verzog das Gesicht zu einem verschwörerischen Grinsen. »Normalerweise tun die so was nicht, aber sie wollen unbedingt, daß ich weitermache.«
    »Na, wenn du sicher bist. Wonach ist dir?«
    »Nach Action!«
    »Ich meine das Essen.«
    »Alles außer Grillfleisch.«
    Ich überlegte kurz. »Inder?«
    »Solange sie mir keinen fetten Brahmanen vorsetzen.«
    Harry johlte. Ihre eigenen Witze hatten ihr schon immer am besten gefallen.
    »Das Étoile des Indes ist nur ein paar Blocks von hier. Die machen ausgezeichnetes Khorma.«
    »Toll. Aber ich dachte, Karma kann man nicht essen?«
    Ich konnte nur den Kopf schütteln.
    »Ich sehe aus wie fünfzig Kilometer schlechte Straße«, sagte Harry und zog sich prüfend einige lange Haarsträhnen vor die Augen. »Ein paar Ausbesserungsarbeiten müssen schon sein.«
    Ich ging in mein Schlafzimmer, zog Jeans an und setzte mich dann mit Papier und Bleistift aufs Bett. Ich öffnete das erste Tagebuch und sah mir das Datum des ersten Eintrags an: 1. Januar 1844. Dann nahm ich eins der Nachschlagewerke aus der Bibliothek zur Hand, blätterte über Élisabeth Nicolet und suchte mir ihren Geburtstag heraus: Januar 1846. Ihr Onkel hatte dieses Tagebuch genau zwei Jahre vor ihrer Geburt begonnen.
    Obwohl Louis-Philippe Bélanger mit kräftiger Hand geschrieben hatte, waren die Einträge mit den Jahren verblaßt. Die Tinte war stumpfbraun, und einige Wörter waren so verwischt, daß sie nicht mehr zu entziffern waren. Außerdem war das Französisch antiquiert und strotzte vor unvertrauten Wendungen. Nach dreißig Minuten pochten mir die Schläfen, und ich hatte noch kaum etwas notiert.
    Ich lehnte mich zurück und schloß die Augen. Aus dem Bad war noch immer Wasserrauschen zu hören. Ich war müde und mutlos. In zwei Tagen würde ich das nie alles durcharbeiten können. Es war wohl besser, wenn ich ein paar Stunden am Kopierer zubrachte und mir die Tagebucheintragungen dann vornahm, wenn ich Zeit hatte.
    Jeannotte hatte nicht gesagt, daß ich das Material nicht kopieren dürfe. Und außerdem war es vermutlich sogar besser für die Originale.
    Ich mußte die Antworten ja nicht sofort finden. Schließlich mußte mein Bericht keine Erklärungen beinhalten. Ich sah an den Knochen, was zu sehen war. Ich würde Bericht erstatten über meine Befunde und dann die guten Schwestern mit ihren Hypothesen zu mir kommen lassen. Oder mit ihren Fragen.
    Vielleicht würden sie es nicht verstehen. Vielleicht würden sie mir nicht glauben. Froh würden sie über diese Nachricht sicher nicht sein. Aber das konnte ich nicht ändern. Ich war mir sicher, daß ich recht hatte mit meinem Befund über Élisabeth. Ich konnte mir nur nicht

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