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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Pub. Nach fünfzehn Minuten waren wir ungefähr einen halben Meter vorangekommen.
    »Ich komme mir vor wie eins dieser schockgefrorenen Desserts«, sagte Harry. »Bist du sicher, daß du da drinnen niemand kennst?«
    »Ryan hat gesagt, wenn wir warten müssen, soll ich seinen Namen nennen.« Die beginnende Unterkühlung stellte meine egalitären Prinzipien auf eine harte Probe.
    »Was überlegst du dann lange, große Schwester?«
    Sie rannte den Bürgersteig hoch und verschwand an der Spitze der Schlange. Augenblicke später sah ich sie an einer Seitentür, in Begleitung eines besonders großen Vertreters des Irish National Football Club. Beide winkten mir zu. Den Blicken der anderen Wartenden ausweichend, eilte ich die Treppe hinunter und schlüpfte durch die Tür.
    Ich folgte Harry und ihrem Beschützer durch das Labyrinth von Räumen, aus dem Hurley’s Irish Pub besteht. Jeder Stuhl, jeder Sims, jeder Tisch, jeder Barhocker und jeder Quadratzentimeter Boden waren besetzt von grüngekleideten Gästen. Schilder und Spiegel priesen Bass, Guinness und Kilkenny Cream Ale an. Es roch nach Bier, und der Rauch war so dick, daß man die Ellbogen drauf stützen konnte.
    Wir schlängelten uns an Steinmauern entlang, zwischen Tischen, Ledersesseln und Bierfässern hindurch und schließlich um einen messingbeschlagenen Eichentresen herum. Der Lärmpegel war höher als der, der auf Flughafenlandebahnen zulässig ist.
    Als wir die Hauptbar erreichten, sah ich Ryan auf einem hohen Holzhocker am Eingang zu einem Hinterzimmer sitzen. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand, einen Absatz hatte er in die unterste Sprosse des Hockers gehakt. Das andere Bein ruhte auf zwei leeren Hockern rechts neben ihm. Sein Kopf war eingerahmt von einer Maueröffnung mit geschnitztem, grünlackiertem Holzrahmen.
    Durch die Öffnung sah ich ein Trio, das Geige, Flöte und Mandoline spielte. Die Tische waren an den Rand geschoben, und fünf Tänzer verrenkten sich auf einer unglaublich kleinen Fläche in der Mitte des Zimmers. Die drei Frauen zeigten recht passable Tanzschritte, aber die jungen Männer hüpften einfach nur von einem Fuß auf den anderen und verspritzten Bier auf alles und jeden im Umkreis von eineinhalb Metern. Keinem schien das etwas auszumachen.
    Harry umarmte den Footballspieler, und der verschwand wieder in der Menge. Ich fragte mich, wie Ryan es geschafft hatte, die zwei Hocker freizuhalten. Und warum? Ich war mir unschlüssig, ob sein Selbstbewußtsein mich freute oder ärgerte.
    »Na, so was«, sagte Ryan, als er uns entdeckte. »Freut mich, daß ihr es geschafft habt, Ladys. Setzt euch und ruht die müden Glieder aus.« Er mußte schreien, um sich verständlich zu machen. Mit dem freien Fuß zog er einen der leeren Hocker heraus und klopfte auf das Sitzkissen. Ohne zu zögern, zog Harry ihre Jacke aus, hängte sie über den Hocker und setzte sich.
    »Unter einer Bedingung«, brüllte ich zurück.
    Er hob die Brauen und sah mich mit seinen blauen Augen an.
    »Lassen Sie die rustikale Masche.«
    »Das ist ungefähr so nett wie Kiesel in der Erdnußbutter.« Ryan schrie so laut, daß die Adern an seinem Hals hervorquollen.
    »Ich mein’s ernst, Ryan.« Diese Lautstärke würde ich kaum lange aufrechterhalten können.
    »Schon gut. Schon gut. Setzen Sie sich.«
    Ich ging auf den zweiten Hocker zu.
    »Und ich spendiere Ihnen eine Limo, Ma’am.«
    Harry johlte.
    Ich machte den Mund auf, doch Ryan war schon aufgesprungen und half mir aus der Jacke. Er legte sie auf den Hocker, und ich setzte mich.
    Ryan winkte einer Kellnerin, bestellte ein Guinness für sich und ein Cola light für mich. Ich ärgerte mich schon wieder. War ich so berechenbar?
    Er sah Harry an.
    »Ich nehm dasselbe.«
    »Cola light?«
    »Nein. Das andere.«
    Die Kellnerin verschwand.
    »Was ist mit der Läuterung?« bellte ich Harry ins Ohr.
    »Was?«
    »Die Läuterung?«
    »Ein Bier wird mich nicht gleich vergiften. Bin doch keine Fanatikerin.«
    Da jede Unterhaltung Schreien erforderte, konzentrierte ich mich auf die Musik. Ich war mit irischer Musik aufgewachsen, und die alten Songs rufen immer Erinnerungen aus der Kindheit in mir wach. Das Haus meiner Großmutter. Alte Damen, irischer Akzent, Canasta. Das Klappbett. Danny Kaye im Schwarzweißfernseher. Einschlafen zu Platten von John Gary. Ich vermutete, daß die Musiker hier für Großmutters Geschmack ein wenig zu laut gewesen wären. Zu sehr verstärkt.
    Der Sänger stimmte »I’ve been a wild rover for many

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