Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
sein Vater schon einige Zeit davor. Sie hat Howie vor die Tür eines Waisenhauses in Basic, Texas, gelegt und einen Zettel an seine Decke geheftet. Darauf stand, daß sie zurückkommen würde und daß der Name des Babys Howard sei. Die Leute im Waisenhaus wußten nicht so recht, ob Mama damit den Vor- oder den Familiennamen gemeint hatte, und gingen lieber auf Nummer Sicher. Sie tauften ihn Howard Howard.«
    »Und was treibt Howie jetzt?«
    »Verdient sich noch immer eine goldene Nase mit Öl und jagt jedem Rock in Texas nach. Aber er ist sehr großzügig mir und Kit gegenüber.«
    Nachdem wir fertiggegessen hatten, räumte der Kellner den Tisch ab, und ich bestellte Kaffee. Harry verzichtete, da Stimulanzien ihren Läuterungsprozeß störten.
    Eine Weile saßen wir schweigend da, dann fragte sie: »Und wo will sich dieser Cowboy mit dir treffen?«
    Ich hörte auf zu rühren und überlegte, wen sie meinen konnte. Cowboy?
    »Der Bulle mit dem tollen Hintern.«
    »Ryan. Er geht in einen Laden namens Hurley’s. Heute ist St. Pat–«
    »Aber natürlich.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Ich denke, wir sind es unserer Abstammung schuldig, unseren Teil zur Feier eines wirklich großen Schutzheiligen beizutragen, wie klein dieser Teil auch sein mag.«
    »Harry, ich hatte einen langen –«
    »Aber Tempe, wenn St. Pat nicht gewesen wäre, hätten die Schlangen unsere Vorfahren gefressen, und uns würde es gar nicht geben.«
    »Ich will ja gar nicht sagen –«
    »Und gerade jetzt, wo das irische Volk in einem solchen Aufruhr ist.«
    »Darum geht es nicht, und das weißt du ganz genau.«
    »Wie weit ist es bis Hurley’s?«
    »Ein paar Blocks.«
    »Keine große Sache also.« Sie hob die Hände. »Wir gehen hin, hören uns ein paar Songs an und verschwinden wieder. Wir müssen uns ja nicht gleich die Nacht um die Ohren schlagen.«
    »Das habe ich schon mal gehört.«
    »Nein, versprochen. Sobald du genug hast, gehen wir wieder. Mann, ich muß ja morgen auch früh raus.«
    Das Argument beeindruckte mich nicht. Harry gehörte zu den Leuten, die tagelang ohne Schlaf auskommen.
    »Tempe. Du solltest dich ein bißchen mehr um dem Privatleben kümmern.«
    Dieses Argument zeigte Wirkung.
    »Na gut. Aber –«
    Während sie nach der Rechnung winkte, spürte ich bereits den Knoten unter meinem Brustbein. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte ich irische Pubs geliebt. Pubs jeder Art. Für mich war dieses Kapitel abgeschlossen, und ich hatte nicht die Absicht, es noch einmal aufzuschlagen.
    Mach mal halblang, Brennan. Wovor hast du denn Angst? Du warst doch schon im Hurley’s, und du hast dich nicht in Bier ertränkt. Stimmt. Warum dann die Angst?
    Harry plapperte munter, während wir die Ste. Catherine wieder hoch zur Crescent gingen. Um halb zehn war der Bürgersteig bereits voll, die bummelnden Paare und Nachtschwärmer vermischten sich mit den letzten Einkäufern und Touristen. Alle trugen warme Mäntel, Mützen und Schals. Die Leute sahen dick und unförmig aus, wie Sträucher, die man für den Winter eingepackt und verschnürt hat.
    Der Teil der Crescent über der Ste. Catherine ist die englischsprachige »Straße der Träume«, an der sich zu beiden Seiten Single-Bars und In-Restaurants drängen. The Hard Rock Café. Thursdays. Winston Churchill’s. Im Sommer sind die Terrassen voller Schaulustiger, die mit Drinks in den Händen das romantische Treiben auf der Straße beobachten. Im Winter verlagert sich das Leben nach drinnen.
    Abgesehen von den Stammgästen des Hurley’s, verirren sich nur wenige in die Crescent unterhalb der Ste. Catherine. Außer an St. Patricks Day. Als wir ankamen, reichte die Schlange die Eingangsstufen herunter und fast bis zur Ecke.
    »Verdammt. Harry. Ich will nicht hier draußen rumstehen und mir den Hintern abfrieren.«
    »Kennst du niemanden, der hier arbeitet?«
    »Ich bin kein Stammgast.«
    Wir stellten uns in die Schlange und traten stumm von einem Fuß auf den anderen, um uns warm zu halten. Die Bewegung erinnerte mich an die Nonnen von Memphrémagog, und das brachte mich auf den unfertigen Nicolet-Bericht. Und auf die Kladden auf meinem Nachtkästchen. Und auf den Bericht über die toten Babys. Und auf die Seminare in Charlotte in der kommenden Woche. Und auf einen Vortrag, den ich auf der Tagung für Biologische Anthropologie halten wollte. Ich spürte, wie mein Gesicht in der Kälte taub wurde. Warum hatte ich mich nur von Harry überreden lassen?
    Ab zehn verlassen nur noch wenige Gäste einen

Weitere Kostenlose Bücher