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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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a year…« an. Ich erkannte den Song und wappnete mich. Beim Refrain klatschten Hände ein Fünf-Schlag-Stakkato. Peng! Peng! Peng! Peng! Peng! Beim letzten Schlag kam die Kellnerin zurück.
    Harry und Ryan unterhielten sich, doch ihre Worte gingen im Lärm unter. Ich trank einen Schluck und sah mich um. Hoch oben an der Wand hing eine Reihe geschnitzter hölzerner Schilde, die Wappentafeln der alten Geschlechter. Oder waren es Clans? Ich suchte nach einem Schild mit dem Namen Brennan, aber es war zu dunkel und zu rauchig, um sie zu entziffern. Crone? Nein.
    Jetzt spielte die Band einen Song, der meiner Großmutter bestimmt gefallen hätte. Er handelte von einem Mädchen, das sich ein schwarzes Samtband ins Haar bindet.
    Ich betrachtete eine Sammlung von Fotos in ovalen Rahmen, Nahaufnahmen von Männern und Frauen im Sonntagsstaat. Wann waren sie aufgenommen worden? 1890? 1910? Die Gesichter sahen so mürrisch aus wie die in Birks Hall. Vielleicht drückten die hohen Kragen.
    Zwei Schuluhren zeigten die Zeit in Dublin und Montreal. Halb elf. Ich sah auf meine Armbanduhr. Korrekt.
    Einige Songs später erregte Harry meine Aufmerksamkeit, indem sie mit den Armen wedelte. Sie sah aus wie ein Schiedsrichter beim Rugby, der einen inkorrekten Paß anzeigt. Ryan hielt seinen leeren Bierkrug in die Höhe.
    Ich schüttelte den Kopf. Er redete mit Harry und hielt dann zwei Finger in die Luft.
    Jetzt geht’s los, dachte ich.
    Als die Musiker einen Reel anstimmten, sah ich, daß Ryan in die Richtung deutete, aus der wir gekommen waren. Harry rutschte von ihrem Hocker und verschwand in der Masse der Leiber. Der Preis der engen Jeans. Ich wollte gar nicht daran denken, wie lange sie würde warten müssen. Noch so eine geschlechtsspezifische Ungerechtigkeit.
    Ryan nahm Harrys Jacke, rutschte auf ihren Hocker und legte die Jacke auf den seinen. Dann beugte er sich zu mir und sehne mir ins Ohr: »Sind Sie sicher, daß Sie dieselbe Mutter haben?«
    »Und denselben Vater.« Ryan roch nach Rum und Talkumpuder.
    »Wie lange lebt sie schon in Texas?«
    »Seit Moses und dem Exodus.«
    »Moses Malone?«
    »Seit neunzehn Jahren.« Ich wandte mich ab und starrte das Eis in meinem Cola an. Ryan hatte jedes Recht, sich mit Harry zu unterhalten. Ein Gespräch war sowieso unmöglich, warum war ich also sauer?
    »Wer ist Anna Goyette?«
    »Was?«
    »Wer ist Anna Goyette?«
    Die Musiker hörten mitten im Satz auf, und der Name dröhnte in die relative Stille.
    »Mein Gott, Ryan, warum geben Sie nicht gleich eine Anzeige auf?«
    »Wir sind ein bißchen nervös heute abend, was? Zuviel Koffein?« Er grinste.
    Ich funkelte ihn böse an.
    »Das ist nicht gut in Ihrem Alter.«
    »Das ist in keinem Alter gut. Woher wissen Sie über Anna Goyette Bescheid?«
    Die Kellnerin brachte die Getränke und zeigte Ryan so viele Zähne wie meine Schwester bei ihrem freundlichsten Lächeln. Er zahlte und blinzelte ihr zu.
    Auch das noch.
    »Sie sind nicht gerade ein Muster an Wortwitz und Gesprächigkeit«, sagte er, nachdem er ein Bier auf den Sims über Harrys Jacke gestellt hatte.
    »Ich arbeite daran. Also woher wissen Sie über Anna Goyette Bescheid?«
    »Ich habe Claudel wegen dieser Rockergeschichte getroffen, und wir haben uns drüber unterhalten.«
    »Und warum haben Sie das getan?«
    »Er hat mich danach gefragt.«
    Aus Claudel wurde ich einfach nicht schlau. Erst zeigte er mir die kalte Schulter, dann redete er mit Ryan über meinen Anruf.
    »Also, wer ist sie, Brennan?«
    »Anna ist eine Studentin an der McGill. Ihre Tante hat mich gebeten, sie zu suchen. Insgesamt nicht besonders aufregend.«
    »Claudel sagt, daß sie eine sehr interessante junge Dame ist.«
    Genau in diesem Augenblick kam Harry zurück.
    »Leute, Leute«, rief sie. »Falls ihr pinkeln müßt, solltet ihr das besser weit im voraus planen.«
    Sie musterte die veränderte Sitzordnung und setzte sich dann auf den Hocker zu Ryans Linken. Wie aufs Stichwort begann die Band von einem Krug voll Whiskey zu singen. Harry bewegte den Oberkörper und klatschte, bis ein älterer Kerl mit karierter Kappe und grünen Hosenträgern zu ihr getänzelt kam und sie an der Hand faßte. Sie sprang auf und folgte ihm ins Hinterzimmer, wo zwei junge Männer wieder eine Reiherimitation aufrührten. Harrys Partner hatte einen mächtigen Bauch und ein weiches, rundes Gesicht. Ich hoffte nur, daß sie den Kerl nicht umbrachte.
    Ich sah auf die Uhr. Zwanzig vor zwölf. Meine Augen brannten vom Rauch, und ich war

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