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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nachdem er so viele Jahre mit Primaten zugebracht hatte, das Gefühl habe, nicht mehr so recht in die menschliche Gesellschaft zu passen. Die Affenperspektive, wie er es nannte, habe ihm die Lächerlichkeit menschlichen Verhaltens gezeigt.
    Schließlich verlegte Sam sich auf biologische Anthropologie, er betrieb Feldforschung in Afrika und schloß seine Promotion ab. Nach Lehraufenthalten an verschiedenen Universitäten landete er schließlich in Beaufort als wissenschaftlicher Leiter der Primatenabteilung.
    Obwohl das Alter Sam milder gemacht hatte, bezweifelte ich, daß es je seine Verlegenheit im menschlichen Umgang mildern würde. Dabei war es nicht so, daß er nicht daran teilnehmen wollte. Das will er nämlich durchaus. Seine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters hat das bewiesen. Das Leben funktioniert für Sam einfach nicht so, wie es für andere funktioniert. Sam Rayburn ist einer der kompliziertesten und intelligentesten Menschen, die ich je kennengelernt habe.
    Seine bürgermeisterliche Gnaden saßen an der Bar, sahen sich ein Basketballspiel an und tranken Bier vom Faß.
    Ich stellte die beiden einander vor, und dann nahm Sam, wie gewohnt, das Ruder in die Hand. Er bestellte ein neues Bier für sich, Cola light für mich und Katy und führte uns dann zu einer Sitznische im hinteren Teil des Restaurants.
    Meine Tochter kam sofort zur Sache. Sie ließ sich bestätigen, was sie in bezug auf den nächsten Tag vermutete, und bestürmte Sam dann mit Fragen.
    »Wie lange leiten Sie dieses Primatenzentrum schon?«
    »Länger, als mir lieb ist. Bis vor ungefähr zehn Jahren habe ich für jemand anderen gearbeitet, aber dann habe ich die verdammte Firma übernommen. Hat mich fast ins Armenhaus gebracht, aber ich bin froh, daß ich es getan habe. Es gibt einfach nichts Besseres, als sein eigener Herr zu sein.«
    »Wie viele Affen leben auf der Insel?«
    »Im Augenblick ungefähr viertausendfünfhundert.«
    »Woher kommen sie?«
    »Sie wurden aus einer Forschungskolonie in Puerto Rico nach Murtry Island gebracht. Deine Mom und ich, wir haben beide dort gearbeitet, irgendwann in der frühen Bronzezeit. Aber ursprünglich stammen sie aus Indien. Es sind Rhesusaffen.«
    »Macaca mulatta.« Gattung und Spezies kamen Katy flüssig über die Lippen.
    »Sehr gut. Wo hast du Primatensystematik gelernt?«
    »Ich studiere Psychologie im Hauptfach. Und da wird viel Forschung mit Rhesusaffen betrieben. Sie wissen schon, Harry Harlow und seine Schüler?«
    Sam wollte eben etwas entgegnen, als die Kellnerin mit Platten voller gebratener Muscheln und Austern, gekochter Shrimps, Hush Puppies und Krautsalat an unseren Tisch kam. Wir konzentrierten uns darauf, Saucen auf unsere Teller zu löffeln, Zitronen auszudrücken und Shrimps zu schälen.
    »Was gibt’s da draußen sonst noch?« Meine Tochter hatte keine Skrupel, mit vollem Mund zu reden.
    »Nicht viel. Die Affen sind absolut frei, sie machen, was sie wollen. Sie bilden ihre eigenen sozialen Gruppen, stellen ihre eigenen Regeln auf. Es gibt Fütterungsstationen und Pferche, falls wir mal welche einfangen müssen, aber außerhalb des Lagers sind die Affen die Herren der Insel.«
    »Was ist das Lager?«
    »So nennen wir den Bereich direkt am Pier. Wir haben dort unseren Stützpunkt, eine tierärztliche Klinik, vorwiegend für Notfälle, einige Lagerschuppen für das Affenfutter und einen Wohnwagen, wo Studenten und Forscher übernachten können.«
    Er tauchte eine Auster in Cocktailsauce, legte den Kopf in den Nacken und ließ sie sich in den Mund fallen.
    »Im neunzehnten Jahrhundert befand sich eine Plantage auf der Insel.« Kleine Tropfen roter Sauce hingen ihm im Bart. »Gehörte der Familie Murtry. Daher hat die Insel ihren Namen.«
    »Und wer darf auf die Insel?« Sie schälte sich noch einen Shrimp.
    »Absolut niemand. Diese Affen sind virusfrei und ziemlich wertvoll. Jeder, und ich meine jeder, der einen Fuß auf die Insel setzen will, braucht dazu meine Erlaubnis und muß eine ganze Latte von Impfungen über sich ergehen lassen. Außerdem braucht er einen negativen TB-Test, der nicht älter als sechs Monate ist.«
    Sam sah mich fragend an, und ich nickte.
    »Ich dachte, TB kann man gar nicht mehr kriegen.«
    »Der Test ist nicht zu deinem Schutz junge Lady. Die Affen sind sehr anfällig für TB. Ein Ausbruch kann eine solche Kolonie in Null Komma nichts vernichten.«
    Katy drehte sich mir zu. »Mußten deine Studenten den Test auch machen?«
    »Jedesmal.«
    Am

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