Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan
Fragenkärtchen in numerischer Reihenfolge ordnen und die Zeit stoppen, die die Studenten zur Lösung der einzelnen Aufgaben brauchten. Das allseits beliebte Knochenquiz.
Katy erschien genau zur vereinbarten Zeit, und mittags waren wir bereits unterwegs in Richtung Süden. Die Temperatur lag um die zwanzig Grad, und der Himmel war wie in der Fremdenverkehrswerbung. Wir setzten unsere Sonnenbrillen auf und kurbelten die Fenster herunter, um den Wind in unseren Haaren spielen zu lassen. Ich fuhr, und Katy suchte die Musik aus.
Auf der I-77 fuhren wir in südlicher Richtung durch Columbia, dann auf der I-26 nach Südosten und auf der I-95 wieder nach Süden. Bei Yemassee verließen wir die Interstate und brausten auf schmalen Landstraßen weiter. Wir redeten und lachten und hielten an, wann wir Lust dazu hatten. Barbecue bei Maurice’s Piggy Park. Ein Schnappschuß vor den Ruinen der Old Sheldon-Prince Williams Church, der Kirche, die Sherman auf seinem Marsch zum Meer niedergebrannt hatte. Es war wunderbar, keinen Termindruck zu haben, mit meiner Tochter zusammenzusein und an den Ort zu fahren, den ich auf der ganzen Welt am meisten liebe.
Katy erzählte mir von ihren Kursen und von den Männern, mit denen sie ausging. Sie berichtete mir von dem inzwischen beigelegten Streit, der beinahe ihre Pläne für die Frühlingsferien durchkreuzt hätte. Sie beschrieb die Mädchen, mit denen sie die Wohnung auf Hilton Head teilen wollte, und ich lachte, bis es weh tat. Ja, das war meine Tochter, mit einem Humor, so trocken, daß es staubte. Ich hatte mich ihr nie näher gefühlt, und eine Zeltlang war ich jung und frei und dachte nicht an die ermordeten Babys.
In Beaufort fuhren wir am Luftstützpunkt der Marine vorbei, hielten kurz am Bi-Lo und rollten dann durch die Stadt und über die Woods Memorial Bridge nach Lady’s Island. Am Scheitelpunkt der Brücke hielt ich an, und wir schauten noch einmal zurück zum Hafenviertel von Beaufort, ein Anblick, der mich immer in gute Laune versetzt.
Ich hatte die Sommer meiner Kindheit in Beaufort verbracht und auch die meisten meines Erwachsenenlebens, eine Kette, die erst kürzlich unterbrochen worden war, als ich anfing, in Montreal zu arbeiten. Ich hatte mitbekommen, wie Fast-food-Läden Pilzen gleich aus dem Boden schossen und das Verwaltungszentrum der Bezirksregierung errichtet wurde, das die Einheimischen »Tadsch Mahal« nennen. Die Straßen wurden verbreitert, der Verkehr wurde dichter. Die Inseln beherbergen jetzt Golf-Clubs und Eigentumswohnanlagen. Aber die Bay Street ist unverändert. Die Herrenhäuser stehen noch in alter Pracht, beschattet von louisianamoosverhangenen Mooreichen. So wenig hat Bestand im Leben, daß mir der gemächliche Rhythmus des Lebens in Beaufort immer Ruhe gibt. Die Strömung der Zeit schwappt träge ans ewige Meer.
Als wir uns dem anderen Ende der Brücke näherten, sah ich links vor uns eine Kolonie von Booten, die am Factory Creek vertäut lagen, einem kleinen Nebenarm des Beaufort River. Die Nachmittagssonne funkelte auf ihren Fenstern und ließ Masten und Decks weiß erstrahlen. Ich fuhr noch einen Kilometer auf dem Highway 21 und bog dann auf den Parkplatz vor Ollie’s Seafood Restaurant ein. Unter immergrünen Eichen fuhr ich bis zum hinteren Ende und stellte das Auto am Wasser ab.
Katy und ich nahmen unsere Vorräte und Matchbeutel und gingen auf einem Fußweg von Ollie’s zu Lady’s Island Marina, dem Yachthafen der Insel. Zu beiden Seiten des Wegs lag eine Schlammzone, frisches Frühlingsgrün ragte aus den dunklen Stoppeln des vergangenen Jahres hervor. Sumpfzaunkönige flatterten zwischen Spartgras und Rohrkolben hin und her und klagten krächzend, als wir vorbeigingen. Ich atmete die sanfte Mischung aus Brackwasser, Chlorophyll und verfaulender Vegetation ein und war froh, wieder im Tiefland zu sein.
Der Fußweg zum Strand führte wie ein Tunnel durch das Gebäude der Hafenverwaltung, einen rechteckigen weißen Bau mit einem schmalen Obergeschoß und einem Durchgang zu ebener Erde. Rechts von uns führten Türen in Waschräume, Toiletten und eine Reinigung. Links lagen die Büros von Apex Realty, einem Segelmacher, und dem Hafenmeister.
Nach dem Tunnel stiegen wir eine hölzerne Laufplanke hinunter und gingen bis zum Ende des Kais. Katy musterte die Boote, an denen wir vorbeikamen. Die Ecstasy, eine vierzehn Meter lange Morgan aus Norfolk, Virginia. Die Blew Palm, eine achtzehn Meter lange Sonderanfertigung mit Stahlrumpf
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