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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sie schnell draufkommen. Bis in einer Stunde dann.«
    Ich warf meinen Sack aufs Bett und stieg zur Brücke hoch. Die Sonne ging eben unter, die letzten Strahlen tauchten die Welt in ein warmes Karmesinrot. Sie ließ das Marschland rechts von mir auflodern und färbte einen weißen Ibis, der im Gras stand. Die Brücke nach Beaufort stand schwarz vor dem rosafarbenen Himmel, wie das Rückgrat eines Urzeitmonsters. Die Boote im Yachthafen der Stadt blinkten über den Fluß zu unserem kleinen Kai herüber.
    Obwohl es etwas kühler geworden war, fühlte die Luft sich noch immer an wie Satin. Eine Brise fuhr in meine Haare und wehte mir sanft eine Strähne ins Gesicht.
    »Was steht an?«
    Katy stand neben mir. Ich sah auf die Uhr.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde mit Sam Rayburn zum Abendessen.«
    » Der Sam Rayburn? Ich dachte, der ist schon tot.«
    »Ist er auch. Der hier ist der Bürgermeister von Beaufort und ein alter Freund von mir.«
    »Wie alt?«
    »Älter als ich. Aber noch recht gut zu Fuß. Du wirst ihn mögen.«
    »Moment mal.« Sie zeigte mit dem Finger auf mich, und ich sah ihren Augen an, wie es in ihrem Hirn arbeitete. Dann eine Synapse. »Ist das der Kerl mit den Affen?«
    Ich lächelte und nickte.
    »Und da fahren wir morgen hin, nicht? Nein, sag nichts. Natürlich. Deswegen mußte ich den Test machen lassen.«
    »Du hast ihn doch gemacht, oder?«
    »Du kannst das Bett im Sanatorium wieder abbestellen«, sagte sie und streckte den Arm aus. »Ich bin hundertprozentig TB-frei.«
    Als wir vor dem Restaurant ankamen, stand Sams Motorrad auf dem Parkplatz. Im vergangenen Sommer hatte es sich zu dem Lotus, dem Segelboot und dem Ultraleichtflugzeug gesellt, als neueste Errungenschaft auf einer langen Liste von Spielzeugen. Ich weiß nicht so recht, ob diese Geräte Sams Methode sind, gegen das Altern anzukämpfen, oder sein Versuch, nach Jahren der Konzentration auf die Aktivitäten von Primaten nun an den Aktivitäten von Menschen teilzunehmen.
    Obwohl er zehn Jahre älter ist als ich, sind Sam und ich seit über zwanzig Jahren Freunde. Als wir uns am College kennenlernten, war ich ein Anfangssemester und er Diplomand im zweiten Jahr. Ich vermute, wir fühlten uns zueinander hingezogen, weil unser Leben bis zu diesem Zeitpunkt so unterschiedlich verlaufen war.
    Sam ist Texaner, das einzige Kind von jüdischen Pensionsbesitzern. Als er fünfzehn war, wurde sein Vater getötet, weil er versuchte, eine Geldkassette mit zwölf Dollar Inhalt zu verteidigen. Nach dem Tod ihres Gattens sank Mrs. Rayburn in eine tiefe Depression, aus der sie nie mehr auftauchte. Sam nahm die Last auf sich, die Pension zu führen und gleichzeitig die High-School abzuschließen und sich um seine Mutter zu kümmern. Nach ihrem Tod sieben Jahre später verkaufte er die Pension und ging zu den Marines. Er war ruhelos, zornig und an nichts interessiert.
    Das Leben beim Militär hatte Sams Zynismus nur noch verstärkt. In der Grundausbildung fand er die Mätzchen seiner Mitrekruten höchst ärgerlich, und er zog sich immer tiefer in sich zurück. Während seines Einsatzes in Vietnam brachte er Stunden mit der Beobachtung von Vögeln und anderen Tieren zu, es war für ihn eine Flucht vor dem Grauen, das ihn umgab. Er war entsetzt über das Gemetzel des Krieges, und er fühlte sich schuldig wegen seiner Teilnahme daran. Im Vergleich dazu wirkten die Tiere unschuldig, nicht angetrieben von raffinierten Strategien zur Tötung von Artgenossen. Vor allem die Affen faszinierten ihn, das Geordnete ihres Zusammenlebens und die Art, wie sie Streitereien mit minimalem Einsatz von Gewalt bereinigten. Zum ersten Mal hatte Sam etwas gefunden, das ihn wirklich interessierte.
    Als Sam in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, schrieb er sich an der University of Illinois in Champaign-Urbana ein. Nach drei Jahren hatte er seinen Bachelor, und als ich ihn kennenlernte, gab er als Assistent einen Kurs für einführende Zoologie, den auch ich belegt hatte. Unter den Studenten war er berüchtigt für sein hitziges Temperament, seine spitze Zunge und seine Reizbarkeit. Vor allem, wenn es um Studenten ging, die schwer von Begriff und schlecht vorbereitet waren. Er war penibel und anspruchsvoll, aber ausgesprochen fair in seiner Bewertung studentischer Leistungen.
    Als ich Sam kennenlernte, merkte ich, daß er nur sehr wenige Leute mochte, aber jenen, die er in seinen kleinen Kreis einließ, standhaft die Treue hielt. Er hatte mir einmal gestanden, daß er,

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