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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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»Ich träume mir Leichen zusammen, und peng, da sind sie auch schon. Dafür lebe ich.«
    Mir reichte es. Ich biß die Zähne zusammen und sah zu, wie sich auf der Windschutzscheibe winzige Tropfen sammelten. Wenn Ryan Unterhaltung wollte, sollte er Selbstgespräche führen.
    »Ich könnte hier ein wenig ortskundige Führung gebrauchen«, sagte er, als wir am Campus der USC Beaufort vorbeikamen.
    »Die Carteret macht da vorne eine scharfe Linkskurve und geht in die Boundary über. Bleiben Sie drauf.«
     
    Wir fuhren nach Westen an den Wohnanlagen von Pigeon Point vorbei und schließlich zwischen den Backsteinmauern hindurch, die den National Cemetery zu beiden Seiten der Straße begrenzen. An der Ribault sagte ich ihm, er solle links abbiegen.
    Ryan blinkte und fuhr dann Richtung Süden. Linker Hand kamen ein Maryland Fried Chicken, die Feuerwache und die Second Pilgrim Baptist Church. Rechts von uns breitete sich das Verwaltungszentrum des Bezirks aus. Die vanillefarbenen Stuckgebäude beherbergten die Bezirksregierung, das Gericht, die Büros der Anwälte, verschiedene Strafverfolgungsbehörden und das Gefängnis. Die falschen Säulen und Bogengänge sollten ein Südstaatenambiente vermitteln, tatsächlich aber sah der Komplex eher aus wie ein Ärztezentrum im Art-déco-Stil.
    An der Kreuzung Ribault und Duke deutete ich auf einen von Virginia-Eichen und Louisiana-Moos beschatteten Sandplatz. Ryan bog ein und parkte zwischen einem Streifenwagen der Beaufort City Police und dem Gefahrguttransporter des Bezirks. Sheriff Baker war eben angekommen und suchte etwas im Kofferraum seines Wagens. Als er mich sah, winkte er, knallte den Deckel zu und wartete auf uns.
    Ich stellte die beiden Männer vor, und sie gaben sich die Hand. Aus dem Regen war ein feines Nieseln geworden.
    »Tut mir leid, daß ich Sie belästigen muß«, sagte Ryan. »Ich bin mir sicher, Sie haben genug zu tun, ohne daß Fremde Ihnen auf die Pelle rücken.«
    »Überhaupt kein Problem«, erwiderte Baker. »Ich hoffe, wir können was für Sie tun.«
    »Nette Hütte«, sagte Ryan und nickte in die Richtung des Gebäudes, in dem das Sheriff’s Department untergebracht war.
    Während wir die Straße überquerten, erklärte der Sheriff uns kurz den Komplex.
    »Anfang der Neunziger beschloß der Bezirk, daß er alle Behörden unter einem Dach haben wollte, und baute deshalb dieses Zentrum für ungefähr dreißig Millionen Dollar. Wir haben unsere eigenen Büros, wie die Stadtpolizei, aber wir teilen uns die Infrastruktur, zum Beispiel Kommunikation, Funkbereitschaft und Archive.«
    Zwei Deputies auf dem Weg zum Parkplatz kamen uns entgegen. Sie winkten, und Baker nickte ihnen zu, öffnete dann die Glastür und hielt sie für uns auf.
    Die Büros des Sheriff’s Department von Beaufort lagen auf der rechten Seite, neben einem Schaukasten voller Uniformen und Plaketten. Die Stadtpolizei befand sich links, hinter einer Tür mit der Aufschrift »Für Unbefugte Zutritt verboten«. Neben dieser Tür zeigte ein weiterer Glaskasten FBI-Steckbriefe der zehn meistgesuchten Verbrecher, Fotos von Vermißten aus der Gegend und ein Plakat des Zentrums für verschwundene und mißhandelte Kinder. Direkt vor uns führte ein Gang an einem Aufzug vorbei ins Innere des Gebäudes.
    Als wir den Korridor des Sheriffs betraten, bemerkten wir eine Frau, die eben einen Regenschirm an einen Garderobenständer hängte. Obwohl schon deutlich über Fünfzig, sah sie aus wie direkt aus einem Madonna-Video entsprungen. Sie hatte lange, pechschwarze Haare und trug ein pfauenblaues Minikleid mit einem Spitzenüberwurf und darüber ein violettes Bolerojäckchen. Plateausandalen machten sie fast zehn Zentimeter größer. Sie wandte sich an den Sheriff.
    »Mr. Colker hat eben angerufen. Und gestern hat dauernd ein Detective angerufen, dem irgendwas unter den Nägeln brannte. Liegt alles auf Ihrem Schreibtisch.«
    »Danke, Ivy Lee. Das ist Detective Ryan.« Baker deutete auf uns beide. »Und Dr. Brennan. Wir werden sie in einer Angelegenheit unterstützen.«
    Ivy Lee musterte uns.
    »Kaffee, Sir?«
    »Ja. Vielen Dank.«
    »Also drei.«
    »Ja.«
    »Sahne?«
    Ryan und ich nickten.
    Wir betraten das Büro des Sheriffs und setzten uns. Baker warf seinen Hut auf einen Aktenschrank hinter seinem Schreibtisch.
    »Ivy Lee ist ein bunter Vogel«, sagte er lächelnd. »Sie war zwanzig Jahre bei den Marines und ist nach ihrer Rückkehr zu uns gekommen.« Er überlegte kurz. »Das ist jetzt ungefähr

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