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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gewesen sein? Wo waren die sterblichen Überreste eines Menschen nach nur zwei Wochen völlig ausgetrocknet?« Ich verlasse die Küche.
    »Wo genau, kann ich nicht sagen. Nur dass es möglich ist.«
    »In der Sahara könnte es vielleicht klappen.« Ich steuere auf die obere Etage zu. »Das ist die heißeste Wüste auf diesem Planeten. Unter den dortigen Bedingungen dürfte eine Leiche innerhalb kürzester Zeit etwa siebzig Prozent ihres Flüssigkeitsvolumens verlieren. Sie wäre dann ausgetrocknet wie Dörrfleisch.«
    Burke folgt mir auf den Fersen.
    »Eine Person mit siebzig Kilo Körpergewicht wiegt nach der kompletten Mumifizierung um die zwanzig Kilo und sieht aus wie über Knochen gespanntes Leder. Die Haut ist hart und so ausgetrocknet, dass sie aufplatzt«, erkläre ich ihr. »So etwas geschieht bei extremer Hitze und Trockenheit. In unseren Breiten ist das unmöglich.«
    »Menschen haben Phantasie. Insbesondere dann, wenn sie Experten sind und sich beruflich mit solchen Dingen befassen.« Natürlich meint sie Marino. »Das heißt, Fachleute in Sachen Mordermittlung und forensischer Spurensicherung aller Art.«
    Links vom Flur geht ein Gästezimmer ab. Hinter der offenen Tür geradeaus befindet sich das Schlafzimmer. Ich ignoriere ihren Wink mit dem Zaunpfahl.
    »Überall in den Nachrichten hieß es heute, Sie hätten vor Gericht ausgesagt, dass es monatelang gedauert hätte, bis Mildred Lotts Leiche sich in Seife verwandelt.« Es wundert mich nicht, dass Burke das Thema aufs Tapet bringt, und ich frage mich, ob sie diese Information auch per E-Mail erhalten hat. »Sie sagten außerdem, eine der Voraussetzungen sei das Liegen in kaltem Wasser.«
    Das Doppelbett hat einen Baldachin. Die Decke aus schwarzweißem Damast ist ordentlich unter drei Kopfkissen gesteckt. Das Kissen neben dem Nachttisch, auf dem ein Telefon steht, wurde zwar aufgeschüttelt, ist aber zerknittert und sieht aus, wie ein Kissen eben aussieht, wenn jemand darauf geschlafen hat.
    »Allerdings tritt dieser seifenähnliche Zustand auch auf, wenn eine Leiche in einem wasserdichten Sarg oder in einer Gruft gelegen hat, richtig?« Burke hält einfach nicht den Mund und tut sich damit keinen Gefallen. »Ohne Wasser bilden Leichen kein Adipocire.«
    »
Wasserdicht
ist nichts als eine Bezeichnung des Herstellers«, entgegne ich.
    »Sie halten sich wohl für unfehlbar.«
    »Niemand ist unfehlbar. Es gibt nur leider viele desinformierte Menschen.«
    Ich ziehe die Decke zurück. Laken und Kissen darunter sind auf der einen Seite des Bettes völlig glatt, auf der neben dem Telefon zerknittert. Außerdem bemerke ich kurze, grauweiße Katzenhaare.
    »Die Bettwäsche wurde nach der letzten Benutzung nicht gewechselt.« Ich fotografiere weiter alles, was ich sehe. »Jemand hat auf der rechten Bettseite neben dem Telefon geschlafen oder sich zumindest hingelegt. Offenbar war die Katze auch irgendwann im Bett. Ich würde gern in die Nachttischschublade schauen.«
    Auf der Beißschiene in ihrem blauen Plastikbehälter stehen Name und Adresse des Zahnarztes in West Palm Beach, der Peggy Stanton so viel Pein und unnötige Kosten verursacht hat. Ich stelle zwei Döschen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten auf den Nachttisch und fotografiere sie, bevor ich sie in getrennten Asservatentütchen verstaue.
    »Ein Muskelentspanner, verordnet von ihrem Zahnarzt Dr. Zieher«, teile ich Burke mit. »Alle Medikamente müssen ins Labor. Außerdem würde ich die Beißschiene auch gern mitnehmen. Dr. Adams möchte sie sich vielleicht ansehen.«
    »Worauf ich hinauswill, Kay, und ich brauche eine objektive Aussage von Ihnen …«, beginnt sie, aber ich unterbreche sie.
    »Was bringt Sie auf den Gedanken, ich könnte nicht objektiv sein?« Ich öffne die Schranktür.
    »Sie können sich den Grund für meine Bedenken doch sicher vorstellen.« Ihr Tonfall ist nicht mehr anklagend oder feindselig, sondern einfühlsam, als hätte sie tiefstes Verständnis dafür, warum ich Marino decke und ihm zuliebe sogar Autopsieergebnisse fälschen oder zurechtbiegen würde.
    Ich fahre mit behandschuhten Händen über die Kleidungsstücke, die auf Bügeln hängen. Jede Menge Hosenanzüge, Stoffhosen und Blusen, die altmodisch und spießig wirken. Dazwischen sind Zedernholzstücke an der Stange angebracht. Ein Kleid oder einen Rock kann ich nicht entdecken. Auch keine Blazer oder Jacken mit antiken militärischen oder anderen auffälligen Knöpfen.
    »Er ist Ihnen wichtig«, fügt

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