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Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition)

Titel: Knochenbett: Kay Scarpettas 20. Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Garten mit der Steinmauer, über die die Kinder aus der Nachbarschaft so gern klettern. Er hat dort seine Lieblingsstellen, die der Lichtkegel der Bewegungsmelder nicht erreicht. Danach folgt er mir wieder ins Haus. Ich füttere und streichle ihn, fülle ein Spülbecken mit warmem Wasser, hole Handtücher und frage mich dabei, wo Benton ist.
    »Ich hatte schon eine ganze Zeit keine Katze mehr«, sage ich zu ihr, als ich sie aus der Speisekammer befreie. Sie schnurrt. »Und ich weiß, dass dir das nicht gefallen wird. Betrachte es vielleicht am besten als Wellness-Behandlung.«
    Ich ziehe einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor, setze sie auf meinen Schoß und schneide ihr die Krallen.
    »Offenbar kennst du das schon. Doch was ist mit einem Bad? Katzen hassen Wasser, so heißt es wenigstens. Allerdings schwimmen Tiger gern, also, wer weiß?«
    Ich ziehe Gummihandschuhe an und tauche die Katze vorsichtig ins warme Wasser. Zuerst schäume ich sie mit Flohshampoo ein, danach mit Hafershampoo. Als sie mich aus großen runden Augen ansieht, muss ich weinen.
    Keine Ahnung, warum.
    »Du bist aber brav.« Ich trockne sie mit einem großen, weichen Handtuch ab. »Ich habe noch nie eine so brave Katze erlebt.«
    Ich wische mir die Augen ab.
    »Du bist ja fast wie ein Hund.« Ich werfe einen Blick auf Sock, der neben der Tür in seinem Korb liegt. »Außerdem seid ihr beide auf ziemlich ähnliche Weise Waisenkinder geworden.«
    Wieder breche ich in Tränen aus.
    »Die Menschen, bei denen ihr gelebt habt, gibt es nicht mehr. Ich habe euch zwar mit zu mir genommen, doch mir ist klar, dass es nicht dasselbe ist.«
    Ich habe nicht die geringste Vorstellung vom Erinnerungsvermögen und der Bewusstseinswelt von Tieren. Doch vielleicht ist Shaw ja Peggy Stantons beste Freundin gewesen und hat gesehen, wer sie ermordet hat, kann es mir aber nicht mitteilen. Und jetzt ist diese stumme Zeugin in meinem Haus und rekelt sich rücklings auf einem Handtuch. Ich schließe die Türen und halte im Gefrierschrank Ausschau nach etwas, was ich mir aufwärmen könnte. Doch nichts weckt meinen Appetit. Also öffne ich eine Flasche Valpolicella, schenke mir ein Glas ein und beschließe, mir Spaghetti mit einer einfachen Tomatensauce zu machen. Als ich wieder in die Speisekammer gehe, heftet Shaw sich an meine Fersen.
    Ich hole Dosen mit geschälten Tomaten, schmelze gesalzene Butter in einer Pfanne und gebe eine in zwei Hälften zerteilte Zwiebel dazu. Shaw reibt sich schnurrend an meinen Beinen.
    »Wenn Benton hier wäre, könnten wir draußen italienische Würstchen grillen«, erkläre ich der Katze. »Gut, es ist kalt, doch das würde mich nicht daran hindern. Schau nicht so erschrocken, das tu ich schon nicht. Nicht ganz allein draußen in der Dunkelheit.«
    Ich hoffe, dass Machado inzwischen verschwunden ist, und erinnere mich daran, die Alarmanlage zu aktivieren. Dann setze ich gesalzenes Wasser auf, decke den Couchtisch im Wohnzimmer und schalte den Gaskamin ein. Ich trinke noch einen Schluck Wein und versuche zum wiederholten Mal, Benton zu erreichen. Sofort springt die Mailbox an. Inzwischen ist es kurz vor eins. Ich könnte Machado anrufen, aber ich will ihn nicht fragen müssen, wo mein Mann ist. Douglas Burke könnte ich auch anrufen, aber nur über meine Leiche. Ich schalte den Herd ab und setze mich, Shaw auf dem Schoß und Sock an mich gekuschelt, vor den Gaskamin. Die beiden schlafen. Ich trinke noch ein Glas. Und als ich genug getrunken habe, wähle ich die Nummer meiner Nichte.
    »Bist du wach?«, frage ich, als Lucy sich meldet.
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Hier spricht der Anrufbeantworter. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, erwidert sie.
    »Ich weiß, dass es spät ist.« Ich höre jemanden im Hintergrund. Vielleicht ist es ja nur Einbildung. »Hast du den Fernseher an?«
    »Was ist los, Tante Kay?« Sie ist nicht allein, und sie wird mir nicht verraten, wer bei ihr ist.

Siebenundzwanzig
    Ich wache ohne Wecker auf und weiß im ersten Moment nicht, wo ich bin und wer bei mir im Bett liegt. Als ich die Hand unter die Decke schiebe, ertaste ich Bentons warmes, schmales Handgelenk und seine schlanken Finger. Ich erschaudere, denn im nächsten Moment fällt mir ein, was ich im Traum empfunden habe. Ich war mit Luke zusammen.
    Der Traum war so lebensecht, dass sich das Gefühl dort hält, wo seine Hände und Lippen mich berührt haben. Meine Nervenenden prickeln vor Sehnsucht. Ich schmiege mich enger an Benton und streichle seine

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